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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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auf den Raum zwischen Küchenschrank
    und Kühlschrank, in dem er sieben oder acht weiß beschichtete Gitter, deren Rand an einer Querseite erhöht war, aufgestapelt liegen sah.
    »Was zum Teufel sind das für Dinger?«, fragte er.
    »Kühlschrankfächer«, sagte Annaka. »Jemand hat sie rausgenommen.« Sie wandte sich ihm zu. »Wozu sollte das jemand tun?«
    »Vielleicht bekommt Molnar einen neuen Kühlschrank.«
    »Dieser hier ist neu.«
    Bourne sah hinter dem riesigen Kühlschrank nach. »Er ist eingesteckt, und das Aggregat scheint normal zu laufen. Haben Sie reingesehen?«
    »Nein.«
    Er packte den Griff, zog die Tür auf. Annaka holte entsetzt tief Luft.
    »Jesus«, sagte er.
    Ein im Tod glanzloses Augenpaar starrte sie blicklos an. In den Tiefen des ausgeräumten Kühlschranks steckte der zusammengefaltete, bläulich weiße Leichnam László Molnars.
    Kapitel fünfzehn
    Das an- und abschwellende Geheul von Polizeisirenen riss sie aus ihrem Schockzustand. Bourne rannte ans Wohnzimmerfenster, blickte auf den Rosenhügel hinaus und sah ein halbes Dutzend Opel Astra und Skoda Felicia mit eingeschaltetem Blaulicht vorfahren. Die herausspringenden Uniformierten stürmten sofort in Molnars Gebäude.
    Er war wieder in eine Falle geraten! Diese Szene war der in Conklins Haus so ähnlich, dass er wusste, dass hinter beiden Vorfällen derselbe Kopf stecken musste.
    Das war wichtig, weil es ihm zweierlei bewies: Erstens wurden Annaka und er beschattet. Von wem? Von
    Chan? Das glaubte er nicht, denn Chan ging in letzter Zeit immer mehr zu offener Konfrontation über. Zweitens konnte Chan die Wahrheit gesagt haben, als er behauptet hatte, er habe Alex und Mo nicht ermordet. Im Augenblick fiel Bourne kein Grund ein, weshalb Chan in dieser Beziehung lügen sollte. Folglich blieb nur der Unbekannte übrig, der die Polizei zu Conklins Landhaus geschickt hatte. Lebte sein Auftraggeber hier in Budapest?
    Darin lag eine überzeugende Logik. Conklin war nach Budapest unterwegs gewesen, als er ermordet wurde. Dr.
    Schiffer war ebenso wie Janos Vadas und László Molnar in Budapest gewesen. Alle Wege führten in diese Stadt.
    Noch während ihm diese Gedanken durch den Kopf
    gingen, wies er Annaka an, das Glas abzuwischen, es zurückzustellen und über den Schwenkhahn am Ausguss zu wischen. Er griff sich Molnars Notebook, wischte Türknopf und Klinke der Wohnungstür ab und spurtete mit Annaka ins Treppenhaus hinaus.
    Unten trampelten schon Polizeibeamte durch die Eingangshalle. Der Aufzug würde voller Uniformierter sein, kam also nicht in Frage.
    »Sie lassen uns keine andere Wahl«, sagte Bourne auf dem Weg zur Treppe. »Wir müssen nach oben.«
    »Aber wieso sind sie jetzt gekommen?«, fragte Annaka ratlos. »Woher wussten sie, dass wir hier sind?«
    »Sie haben’s nicht gewusst«, sagte Bourne weiter auf dem Weg nach oben, »außer wir werden überwacht.«
    Ihm gefiel es nicht, in welche Lage die Polizei sie brachte.
    Er erinnerte sich nur allzu gut an das Schicksal des Attentäters in der Matthiaskirche. Stieg man irgendwo hinauf, kam man allzu oft sehr unsanft wieder herunter.
    Sie waren im vorletzten Stock unter dem Dach angelangt, als Annaka seine Hand ergriff und ihn mit sich zog. »Hierher!«, flüsterte sie.
    Sie führte ihn den Korridor entlang. Hinter ihnen dröhnte das Treppenhaus von dem Lärm, den jede Gruppe von Männern gemacht hätte – vor allem eine, die unterwegs war, um einen abscheulichen Mörder zu verhaften. Nach drei Vierteln des Korridors erreichten sie eine Tür, die ein Notausgang hätte sein können. Annaka zog sie auf. Sie standen vor einem kurzen Gang, nicht länger als drei Meter, der vor einer zerschrammten Stahltür endete. Bourne erreichte sie als Erster.
    Die Tür war oben und unten verriegelt. Er zog die Riegel zurück und öffnete die schwere Feuerschutztür.
    Dahinter befand sich nur eine unverputzte Ziegelwand, kalt wie ein Grab.
    »Seht euch den bloß an!«, sagte Kommissar Csilla und ignorierte den blutjungen Beamten, der auf seine auf Hochglanz polierten Schuhe gekotzt hatte. Die Ausbildung an der Akademie hat doch gewaltig nachgelassen, dachte er, während er den in seinen eigenen Kühlschrank gezwängten Toten begutachtete.
    »In der Wohnung ist sonst niemand«, meldete einer seiner Beamten.
    »Trotzdem nach Fingerabdrücken absuchen«, entschied Kommissar Csilla. Er war ein stämmiger blonder Mann mit Boxernase und intelligenten Augen. »Ich bezweifle, dass der Täter so dämlich war,

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