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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Schritte heraufkommen hörte, wusste er, dass auch dieser Fluchtweg versperrt war. Hinter ihnen hatten die beiden Polizeibeamten das Aufzuggitter geöffnet und kamen den Korridor entlang gerannt. Bourne lief mit Annaka einen Stock höher. Auf dem oberen Flur knackte er das Schloss der ersten Wohnungstür, die sie erreichten, und zog sie hinter ihnen zu, bevor die Polizeibeamten die Treppe heraufkamen.
    In dem Apartment war es dunkel und still. Ob jemand zu Hause war, war nicht festzustellen. Bourne trat ans Flurfenster, öffnete es lautlos und blickte an einem Sims vorbei in eine schmale Gasse hinunter, auf der zwei riesige grüne Müllbehälter standen. Der einzige Lichtschein kam von einer Straßenlampe auf der Endrodi utca. Drei Fenster weiter führte eine Feuertreppe zu der Gasse hinunter, die menschenleer war, soweit Bourne das feststellen konnte.
    »Komm!«, sagte er und kletterte auf den Sims hinaus.
    Annaka machte große Augen. »Du spinnst wohl?«
    »Willst du geschnappt werden?« Er sah sie nüchtern an. »Dies ist unser einziger Ausweg.«
    Sie schluckte unbehaglich. »Ich habe Höhenangst.«
    »Wir sind nicht sehr hoch.« Er streckte eine Hand aus, winkte sie mit den Fingern zu sich heran. »Komm schon, wir haben’s eilig!«
    Sie holte tief Luft, dann stieg sie über die Fensterbank.
    Bourne schloss das Fenster hinter ihr. Annaka drehte sich um, sah dabei nach unten und wäre vom Sims gestürzt, wenn Bourne sie nicht gepackt und an die Hauswand gedrückt hätte. »Jesus, du hast gesagt, dass wir nicht sehr hoch sind!«
    »Für meine Begriffe nicht.«
    Annaka biss sich auf die Unterlippe. »Dafür bringe ich dich um!«
    »Das hast du schon versucht.« Bourne drückte ihre Hand. »Komm einfach mit, dann passiert dir nichts. Ich versprech’s dir.«
    Sie tasteten sich den Sims entlang bis zu der Stelle vor, wo er wegen eines Fensters unterbrochen war. Bourne wollte Annaka nicht drängen, aber sie hatten es verdammt eilig. Da die Polizisten dieses Gebäude durchsuchten, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie auch in die Gasse unter ihnen kamen.
    »Du musst jetzt meine Hand loslassen«, sagte er, und weil er sah, was sie tun wollte, fügte er scharf genug hinzu, um sie daran zu hindern: »Nicht nach unten sehen!
    Wenn du das Gefühl hast, dir wird schwindlig, konzentrierst du dich auf etwas Kleines, auf eine in Stein gehauene Verzierung, irgendwas. Lenk dich damit ab, dann vergeht deine Angst ganz von selbst.«
    Sie nickte, ließ seine Hand los, und er machte einen großen Schritt über die Lücke zwischen den Simsen hinweg. Die rechte Hand packte den Sims über dem nächsten Fenster, und er verlagerte sein Gewicht von der linken auf die rechte Seite. Als er den linken Fuß von dem Sims nahm, auf dem Annaka noch stand, gelangte er scheinbar mühelos auf den anderen Sims. Dann wandte er sich ihr zu, lächelte und streckte ihr die Hand hin.
    »Jetzt du.«
    »Nein.« Sie schüttelte energisch den Kopf. Ihr Gesicht war leichenblass. »Ich kann nicht!«
    »Doch du kannst.« Er winkte sie wieder mit den Fingern zu sich heran. »Komm, Annaka, mach den ersten Schritt – alles andere ist einfach. Du brauchst dein Gewicht nur von rechts nach links zu verlagern.«
    Sie schüttelte stumm den Kopf.
    Er lächelte weiter, ließ sich seine wachsende Besorgnis nicht anmerken. Hier an der Außenwand des Gebäudes waren sie leichte Ziele. Tauchte unten in der Gasse Polizei auf, waren sie erledigt. Sie mussten so schnell wie möglich die Feuertreppe erreichen. »Nur ein Fuß, Annaka, den rechten Fuß ausstrecken.«
    »Jesus!« Sie hatte jetzt die Stelle erreicht, an der er bis vor einer halben Minute gestanden hatte. »Was ist, wenn ich falle?«
    »Du fällst nicht.«
    »Aber wenn …«
    »Dann fange ich dich auf.« Sein Lächeln wurde breiter. »Los, komm schon!«
    Annaka tat wie geheißen, streckte das rechte Bein aus und stellte den Fuß auf den anderen Sims. Er zeigte ihr, wie sie sich mit der rechten Hand über dem Fenster festhalten konnte. Das tat sie ohne Zögern.
    »Jetzt verlagerst du dein Gewicht von links nach
    rechts, dann bist du drüben.«
    »Ich kann nicht.«
    Sie war kurz davor, in die Tiefe zu sehen, das wusste er. »Mach die Augen zu«, sagte er. »Spürst du meine Hand auf deiner?« Sie nickte nur, als fürchte sie, die Schwingungen ihres Kehlkopfs könnten ihren Griff lockern und sie abstürzen lassen. »Verlagere dein Gewicht, Annaka. Du brauchst es nur von links nach rechts zu verlagern. Schön, jetzt

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