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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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dünnhäutig. Vielleicht war das eine Folge des Schocks nach dem plötzlichen und gewaltsamen Tod ihres Vaters.
    Vorsichtshalber wechselte er das Thema. »Du hast
    nichts Essbares im Kühlschrank.«
    »Ich esse meistens außer Haus. Ein paar Straßen weiter gibt’s ein gutes Café.«
    »Könnten wir dort hingehen?«, schlug er vor. »Ich bin ausgehungert.«
    »Sobald ich fertig bin. Nach unserer langen Nacht habe ich einiges nachzuholen.«
    Die Klavierbank scharrte über den Parkettboden, als Annaka sich zurechtsetzte. Dann erklangen die ersten Takte von Chopins Nocturne Opus 9, No. 1 in b-moll, kreiselten wie fallende Blätter an einem goldenen Herbstnachmittag. Bourne war überrascht, wie sehr er die Musik genoss.
    Kurze Zeit später stand er auf, setzte sich an den kleinen Schreibsekretär und klappte ihren Laptop auf.
    »Lass das bitte«, sagte Annaka, ohne den Blick von ihren Noten zu nehmen. »Es stört mich.«
    Bourne blieb sitzen, versuchte sich zu entspannen, während herrliche Musik die Wohnung erfüllte.
    Kaum waren die letzten Noten des Nocturnes verklungen, als Annaka aufstand und in die Küche ging. Er hörte Wasser in den Ausguss laufen, während sie darauf wartete, dass es kalt wurde. Es schien sehr lange zu laufen. Dann kam sie mit einem Glas Wasser in der Hand zurück, das sie mit einem einzigen langen Zug leerte.
    Bourne, der sie von seinem Platz am Sekretär aus beobachtete, sah die Kurve ihres blassen Halses, das Gekräusel einiger Haarsträhnen in feurigem Kupferrot an ihrem Haaransatz.
    »Du hast dich letzte Nacht sehr gut gehalten«, sagte Bourne.
    »Danke, dass du mir von dem Sims runter geholfen
    hast.« Sie sah weg, als halte sie sein Kompliment für völlig unverdient. »Solche Angst habe ich noch nie im Leben gehabt.«
    Sie waren in dem altmodischen Café, das voller Kristallkronleuchter, Samtsitzkissen und durchsichtiger Wandleuchten auf Kirschbaumpaneelen war. Sie saßen sich an einem Fenstertisch gegenüber; vor sich hatten sie die Terrasse, deren Tische und Stühle jedoch unbesetzt waren, weil der Tag zu kühl war.
    »Was mir jetzt Sorgen macht, ist die Tatsache, dass Molnars Wohnung überwacht wurde«, sagte Bourne.
    »Anders lässt sich das Auftauchen der Polizei in genau diesem Augenblick nicht erklären.«
    »Weshalb sollte jemand die Wohnung überwachen?«
    »Um zu sehen, ob wir dort aufkreuzen. Seit meiner Ankunft in Budapest sind meine Nachforschungen behindert worden.«
    Annaka sah nervös aus dem Fenster. »Und jetzt? Bei der Vorstellung, dass jemand mein Apartment beobachtet – dass er uns beobachtet –, kriege ich eine Gänsehaut.«
    »Von deiner Wohnung aus ist uns niemand hierher
    gefolgt. Das habe ich kontrolliert.« Er machte eine Pause, während ihr Essen serviert wurde. Als der Kellner gegangen war, fuhr er fort: »Erinnerst du dich an die Vorsichtsmaßnahmen der vergangenen Nacht, nachdem uns die Flucht vor der Polizei geglückt war? Wir sind getrennt mit dem Taxi gefahren, haben es einmal gewechselt, sind kreuz und quer durch die Stadt gefahren.«
    Sie nickte. »Ich war viel zu fertig, um gegen deine verrückten Anweisungen zu protestieren.«
    »Niemand weiß, wohin wir gefahren oder dass wir
    jetzt zusammen sind.«
    »Nun, das ist mir eine Beruhigung.« Nachdem sie unwillkürlich die Luft angehalten hatte, atmete sie jetzt tief durch.
    Ein einziger Gedanke beherrschte Chan, als er Bourne und die Frau aus ihrem Haus kommen sah. Obgleich
    Spalko großspurig verkündet hatte, er sei vor Bournes Nachforschungen sicher, kam Bourne immer näher an ihn heran. Irgendwie war er auf László Molnar gestoßen, für den auch Spalko sich interessierte. Außerdem hatte er entdeckt, wo Molnar wohnte, und war vermutlich in seinem Apartment gewesen, als die Polizei angerückt war.
    Weshalb war Molnar für Spalko wichtig? Das musste Chan noch herausbekommen.
    Er beobachtete von hinten, wie Bourne und die Frau davongingen. Dann stieg er aus seinem Leihwagen und ging zum Eingang der Nr. 106–108 Fo utca hinüber. Er sperrte die Haustür mit einem Dietrich auf, betrat die Eingangshalle und fuhr mit dem Aufzug in den dritten Stock hinauf. Dort oben fand er die aufs Dach führende schmale Treppe. Die Tür zum Dach war mit einer Alarmanlage gesichert, was keine Überraschung war, aber für Chan war es eine Kleinigkeit, die Anlage zu überlisten.
    Er trat aus der Tür auf das Flachdach und ging sofort nach vorn auf die Straßenseite.
    Mit den Händen auf der Steinbrüstung beugte er

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