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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Augen findest, ohne einen einzigen Fehler zu machen, sind wir für heute Abend fertig.«
    Eine Stunde später, als ihr Auftrag ausgeführt war, sagte Sina: »Komm ins Bett, Liebster.«
    Arsenow, der jetzt nur einen einfachen Hausmantel aus leichtem schwarzem Musselin mit Bindegürtel trug, schüttelte den Kopf. Er stand an dem riesigen Fenster und blickte auf das wie Diamanten glitzernde nächtliche Budapest hinaus, das sich im dunklen Wasser der Donau spiegelte.
    Sina räkelte sich nackt auf der leichten Daunendecke und lachte ihr kehliges leises Lachen. »Hassan, fühl nur.«
    Sie ließ eine Hand mit langen gespreizten Fingern über das Bettlaken gleiten. »Reine ägyptische Baumwolle, herrlich luxuriös!«
    Hassan drehte sich mit missbilligend gerunzelter Stirn zu ihr um. »Das ist’s gerade, Sina.« Er zeigte auf die halb leere Flasche auf dem Nachttisch. »Cognac Napoléon, weiche Bettwäsche, Daunendecken. Solcher Luxus ist nichts für uns.«
    Sina riss die Augen auf. Sie verzog ihre vollen Lippen zu einem Schmollmund. »Und warum nicht?«
    »Ist die Lektion, die du vorhin gelernt hast, bei einem Ohr rein und beim anderen raus gegangen? Weil wir Krieger sind, weil wir allem weltlichen Besitz entsagt haben.«
    »Hast du auf deine Waffen verzichtet, Hassan?«
    Er schüttelte den Kopf; sein Blick war hart und kalt.
    »Unsere Waffen erfüllen einen Zweck.«
    »Diese weichen Dinge erfüllen auch einen, Hassan. Sie machen mich glücklich.«
    Er stieß einen rauen Kehllaut aus: knapp und verächtlich.
    »Ich will diese Dinge nicht besitzen, Hassan«, sagte Sina heiser, »sondern nur für ein oder zwei Nächte genießen.« Sie streckte eine Hand nach ihm aus. »Kannst du deine eisernen Regeln nicht mal für ein paar Stunden vergessen? Wir haben heute beide hart gearbeitet; wir haben uns ein wenig Entspannung verdient.«
    »Sprich für dich selbst. Mich kann Luxus nicht verführen«, sagte Arsenow knapp. »Mich widert’s an, dass du ihm verfällst.«
    »Ich glaube nicht, dass ich dich anwidere.« Sie hatte in seinem Blick etwas gesehen: eine Art Selbstverleugnung, die sie fälschlicherweise für das Urgestein seines streng asketischen Wesens hielt.
    »Also gut«, sagte sie, »ich zerschlage die Cognacflasche und übersäe das Bett mit Glassplittern, wenn du nur zu mir kommst.«
    Sie richtete sich auf und rutschte auf den Knien an die Bettkante vor, sodass ihre in goldenes Lampenlicht getauchten Brüste provozierend schaukelten. »Das ist mein voller Ernst. Weshalb sollte ich dir widersprechen, wenn du den Wunsch hast, auf einem Schmerzenslager zu ruhen, während wir uns lieben?«
    Arsenow stand lange da und blickte auf sie hinab. Er kam nicht auf die Idee, sie könnte ihn womöglich verspotten. »Das verstehst du nicht.« Er trat einige Schritte näher an sie heran. »Unser Weg ist vorgezeichnet. Für uns gibt’s nur den tariqat , den spirituellen Pfad zu Allah.«
    »Stör mich nicht, Hassan. Ich denke weiter an Waffen.« Sie packte eine Hand voll Musselin und zog ihn daran zu sich her. Ihre ausgestreckte andere Hand streichelte sanft den Verband um seinen Oberschenkeldurchschuss. Dann glitt ihre Hand höher.
    Ihr Liebesspiel war wild wie ein Nahkampf. Es entstand ebenso aus dem Wunsch, den anderen zu verletzen, wie aus sexueller Gier. Ob Liebe bei ihrem heftigen Ringen, Stöhnen und Sich-Ergießen eine Rolle spielte, war sehr zweifelhaft. Weil er sich insgeheim danach sehnte, auf das Bett aus Glasscherben, von dem Sina im Scherz gesprochen hatte, geworfen zu werden, leistete er Widerstand, als ihre Fingernägel zugriffen, sodass sie fester zupacken, ihm die Haut ritzen musste. Anschließend war er grob genug, um sie so zu provozieren, dass sie die Zähne bleckte und in seine starken Schulter-, Brust- und Armmuskeln biss. Erst als die Schmerzen stärker als seine Lust zu werden drohten, verflog das seltsame halluzinatorische Gefühl, das ihn einhüllte, ein wenig.
    Arsenow musste dafür bestraft werden, was er Chalid Murat, seinem Landsmann, seinem Freund, angetan hatte. Dass er lediglich getan hatte, was seinem Volk Überleben und Wohlstand sicherte, war keine Entschuldigung. Wie oft hatte er sich schon eingeredet, Chalid Murat sei auf dem Altar von Tschetscheniens Zukunft geopfert worden? Und trotzdem wurde er wie ein Sünder, wie ein Ausgestoßener von Zweifeln und Ängsten verfolgt, hatte eine grausame Strafe verdient. Aber war das bei Propheten nicht eigentlich immer so, fragte er sich während des kleinen

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