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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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gut gekannt. Die beiden waren drei Jahre lang gemeinsam in Russland und Osteuropa im Einsatz gewesen, bis der ältere Lindros durch eine Autobombe getötet worden war.
    Wie sein Tod sich auf den damals zwanzigjährigen Martin Lindros auswirken würde, war nicht absehbar gewesen. Als der Direktor auf der Beerdigung des älteren Lindros das blasse, verkniffene Gesicht des jungen Mannes studiert hatte, war ihm klar geworden, dass er Martin Lindros an die Organisation binden wollte, die dessen Vater so fasziniert hatte.
    Die Anwerbung war einfach gewesen, denn der junge Mann hatte sich in einer verwundbaren Phase befunden.
    Der Alte hatte rasch gehandelt, weil er mit unfehlbarem Instinkt Lindros’ Rachedurst erkannt hatte. Der CIA-Direktor hatte dafür gesorgt, dass der junge Mann nach der Graduierung in Yale an die Georgetown University wechselte. Das hatte zwei Vorteile: Es brachte Martin physisch in seinen Einflussbereich, und er konnte so dafür sorgen, dass er die Fächer belegte, die er für die Karriere, die der Direktor für ihn plante, brauchen würde.
    Er hatte den jungen Mann selbst in die Agency eingeführt und sämtliche Phasen seiner Ausbildung überwacht. Und weil er ihn für immer an sich binden wollte, hatte er ihm zuletzt die Rache ermöglicht, nach der Martin lechzte: Er hatte ihm Namen und Adresse des Terroristen gegeben, der die Autobombe gebaut hatte.
    Martin Lindros hielt sich damals exakt an die Anweisungen des Direktors und bewies eine bemerkenswert ruhige Hand, als er den Terroristen mit einem Kopfschuss liquidierte. War dieser Mann wirklich der Erbauer der Autobombe gewesen? Das wusste nicht einmal der CIA-Direktor genau. Aber welchen Unterschied machte das schon? Er war ein Terrorist und hatte in seinem Leben schon viele Autobomben gebastelt. Jetzt war er tot –
    ein weiterer Terrorist erledigt –, und Martin Lindros konnte nachts wieder ruhig schlafen, weil er den Tod seines Vaters gerächt hatte.
    »… wie Bourne uns reingelegt hat«, sagte Lindros gerade. » Er hat die D.C. Metro angerufen, sobald er Ihre Streifenwagen gesehen hat. Er wusste, dass Ihre Leute –
    außer in Zusammenarbeit mit der Agency – in Washington nichts zu suchen haben.«
    »Scheiße, da haben Sie leider Recht.« Detective Harris von der Virginia State Police nickte, bevor er den letzen Schluck seines Bourbons kippte. »Aber nachdem er jetzt ins Visier der Franzmänner geraten ist, haben sie vielleicht bessere Chancen, ihn zu stellen, als wir.«
    »Sie sind Franzmänner«, sagte Lindros verdrießlich.
    »Trotzdem müssen sie ab und zu auch mal was richtig hinkriegen, stimmt’s?«
    Die beiden saßen in der Foggy Bottom Lounge in der Pennsylvania Avenue. Um diese Zeit war die Bar voller Studenten der George Washington University. Seit über einer Stunde betrachtete Lindros nun aus den Augenwinkeln nackte Bäuche mit Nabelsteckern und miniberockte knackige Hintern, die fast zwanzig Jahre jünger waren als seiner. Im Leben jedes Mannes kommt einmal der Tag, dachte er, an dem er in den Rasierspiegel sieht und erkennt, dass er nicht mehr jung ist. Keines dieser Mädchen hatte ihn eines zweiten Blickes gewürdigt; sie nahmen gar nicht zur Kenntnis, dass er existierte.
    »Wie kommt’s«, fragte er, »dass man als Mann nicht sein Leben lang jung bleiben kann?«
    Harris lachte und gab der Bedienung ein Zeichen, eine weitere Runde zu bringen.
    »Finden Sie das komisch?«
    Sie hatten die Phasen überwunden, in der sie sich erst angebrüllt, dann eisig geschwiegen und einander schließlich mit gehässigen und spöttischen Bemerkungen geärgert hatten. Zuletzt hatten sie sich gesagt: »Schluss mit dem Blödsinn!« und waren losgezogen, um sich zu betrinken.
    »Yeah, das finde ich verdammt komisch«, sagte Harris und machte Platz für die neuen Gläser. »Sie jammern hier wegen Muschis, bilden sich ein, Sie seien im Leben zu kurz gekommen. Hier geht’s nicht um Muschis, Martin, obwohl ich ehrlich sagen muss, dass ich keine Gelegenheit zum Bumsen ausgelassen habe.«
    »Okay, Klugscheißer, worum geht’s sonst?«
    »Wir haben verloren, das ist alles. Wir haben uns auf Jason Bournes Spiel eingelassen, und er hat haushoch gewonnen. Aber bei ihm ging’s um mehr als um Kopf und Kragen.«
    Lindros setzte sich etwas gerader auf, büßte diese unbedachte Bewegung mit einem leichten Schwindelanfall.
    Er hielt sich mit einer Hand den Kopf. »Was zum Teufel soll das heißen?«
    Harris hatte die Angewohnheit, jeden Schluck Whiskey im

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