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Das Brandhaus - Roman

Titel: Das Brandhaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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habe zu boxen?« Åsa lächelte.
    »Leben deine Eltern beide noch?«
    »Ja. Papa ist letztes Jahr in Rente gegangen. Mama arbeitet in einem Bioladen in Haga. Sie hat noch zwei Jahre bis zur Rente, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass es ihr genügen wird, nur auf Papa aufzupassen. Er hat angefangen zu malen. Ölschinken. Die sehen zwar ehrlich gesagt fürchterlich aus, aber er ist im siebten Himmel.«

    »Was hatte er für einen Beruf?«
    »Er war Journalist.«
    »Oh! Und was für einer? Ich meine, hat er über Sport oder Politik geschrieben oder so? Oder war er im Fernsehen?«
    »Kultur. Er war Kulturjournalist.«
    Åsa schaute zur Seite und betrachtete die großen Öltanks unterhalb der Älvborgsbrücke auf der Hisingenseite. Sie deutete darauf und meinte:
    »Stell dir mal vor, irgendwelche Terroristen würden so einen Öltank sprengen. Das gäbe eine Katastrophe!«
    »Ja. Aber als sie gebaut wurden, lagen sie noch außerhalb der Stadt.«
    Offenbar wollte Åsa nicht über ihre Eltern sprechen. Kulturjournalist. Irenes Vater Rune war beim Zoll gewesen. Åsas Mama arbeitete in einem Bioladen. Irenes Mutter hatte fünfunddreißig Jahre bei der Post gearbeitet. Irene erkannte, dass Åsa bei der Polizei wirklich ein bunter Vogel war. Aber auch wenn sie einen ganz anderen Hintergrund hatte, musste das nicht bedeuten, dass sie deswegen keine gute Polizistin war. Sie war nur... anders.

In einer Woche würde die Cold-Cases-Gruppe Verstärkung bekommen, eine Frau und einen Mann. Im Augenblick bestand die Gruppe nur aus zwei Ermittlern. Und diese mussten ihre knappen Mittel für die richtigen Dinge verwenden, wie Leif Fryxender es ausdrückte. Sven Andersson und er hatten hin und her überlegt, wie sie weiter vorgehen sollten. Schließlich hatten sie sich darauf geeinigt, sich ein letztes Mal mit Oscar Leutnerwall zu unterhalten. Er war der einzige noch lebende Beteiligte. Wenn jemand etwas wusste, dann vermutlich der alte Diplomat. Es fragte sich nur, ob er sie an seinem Wissen auch teilhaben lassen würde.
    Leif Fryxender übernahm es, Oscar Leutnerwall anzurufen, um einen neuen Termin zu vereinbaren. Er versuchte es mehrmals, ohne dass jemand abnahm. Kurz vor Feierabend unternahm er einen letzten Versuch. Da ging Oscar Leutnerwall endlich ans Telefon. Er schien guter Dinge zu sein.
    »Guten Tag, Herr Kommissar! Ich habe auf meinem Display gesehen, dass jemand, der seine Nummer nicht preisgeben will, mehrmals bei mir angerufen hat. Ich war beim Tennis. Ich spiele zweimal die Woche, und zwar das ganze Jahr. Ich habe nicht viele Tennisstunden versäumt, seit ich im Sommer 1932 damit anfing.«
    Da war meine Mutter fünf Jahre alt, dachte Leif Fryxender. Diesen Gedanken sprach er allerdings nicht aus, sondern fragte, ob vielleicht ein weiteres Treffen möglich sei. Die nächsten Tage bis zum Wochenende hatte Oscar Leutnerwall Zeit,
danach würde er zwei Wochen lang verhindert sein. Er wollte mit seiner Schwester Astrid ihren Neunzigsten feiern.
    »Das Fest ist am Samstag. Am Montag fahren Astrid und ich nach Mauritius. Das ist mein Geburtstagsgeschenk an sie«, teilte Oscar mit.
    Sie verabredeten sich für den nächsten Tag. Oscar Leutnerwall schlug den Beamten vor, ihn zu Hause aufzusuchen, da er mit den Vorbereitungen des Geburtstagsfests sehr beschäftigt sei.
     
    Oscar Leutnerwall öffnete die Tür im Morgenmantel. Es war zwar ein sehr hübsches Kleidungsstück aus schwerer Seide mit einem Paisleymuster, aber doch nicht ganz, was die Beamten erwartet hatten. Der Morgenmantel reichte nämlich nur bis knapp über die Knie. Darunter waren Oscar Leutnerwalls nackte Waden zu sehen. An den Füßen hatte er ein Paar schwarze Lederpantoffeln.
    »Entschuldigen Sie meinen Aufzug, meine Herren, aber mein Schneider ist hier. Er hat ein paar kleine Änderungen an meinem Smoking vorgenommen, und ich habe ihn gerade im Moment anprobiert. Deswegen der Hausmantel. Treten Sie doch bitte ein und nehmen Sie so lange vor dem Kamin Platz.«
    Oscar Leutnerwall führte sie in das große Wohnzimmer. Wie beim ersten Mal verbreitete das Kaminfeuer eine angenehme Stimmung. Sie nahmen in den bequemen Sesseln Platz und sahen sich um. Seit ihrem vorigen Besuch hatte sich nichts verändert.
    Andersson fand immer noch, dass die Gemälde mit die schönsten waren, die er je gesehen hatte. Vielleicht sollte er diese Impressionisten mal im Lexikon nachschlagen? Den Begriff hatte er schon gehört, er wusste aber nicht recht, was er bedeutete. Besonders das

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