Das Brandhaus - Roman
Secret Agents«.
Alle drei Bücher hatten ganz eindeutig einen Bibliothekseinband.
Mehrere Ermittler hatten sich mit dem gesamten Personal des X-2000-Zuges unterhalten, in dem Irene mitgefahren war. Einen der Angestellten hatte Viktor Jacobsson ins Präsidium geschickt. Der Kollege hatte die Informationen des jungen Mannes für recht aufschlussreich befunden.
Er war auffallend nervös. Irene wusste bereits, dass er 24 Jahre alt war. Er sah jedoch jünger aus. Sein strohblondes Haar war wie bei den Beatles zu einem Pilzkopf frisiert, und sein Pony verdeckte ein Auge. Er war schmächtig, und seine Kleider hätten gut zum Klassenfoto einer Realschulklasse der 60er Jahre gepasst: Er trug ein schwarzes Cordjackett, ein ungebügeltes rotkariertes Hemd, Röhrenjeans und spitze schwarze Schuhe. Er saß da und kratzte sich an seinen Aknepusteln, die seine Wangen und das Kinn bedeckten. Irene versuchte, nicht allzu eingehend an seine berufliche Tätigkeit zu denken.
»Wie lange arbeiten Sie schon im Bistrowagen?«, fragte sie.
»Seit fast drei Jahren«, antwortete er in breitem Schonisch.
»Wenn ich das richtig verstanden habe, sind Sie hier, weil Sie einige wichtige Informationen haben, die Mattias Eriksson betreffen.«
»Ja. Ich habe Mattias den Job im Bistro besorgt. Wir sind entfernt miteinander verwandt, um drei Ecken. Wir haben aber sonst eigentlich nichts miteinander zu tun. Er ist... war fünf Jahre älter als ich. Kein angenehmer Gedanke, mit einem Mörder verwandt zu sein«, sagte er und lächelte nervös.
»Sie arbeiten also im Bistro und haben Mattias dort einen Job besorgt«, verdeutlichte Irene.
»Ja. Das war vor zwei Jahren. Seine Mutter hatte mich gebeten, ihm was zu besorgen. Unsere Mütter sind Cousinen. Er bekam eine Vertretung. Als Nettan dann wieder anfing, ist er gelegentlich bei Bedarf eingesprungen. Dann hat er sich um eine Stelle als Schaffner beworben. Er ist... war wahnsinnig clever, aber irgendwie seltsam.«
Viktor begann an einer hochroten Pustel am Hals herumzufingern.
»Inwiefern? Inwiefern war er seltsam?«
»Also... er war ein Einzelgänger. Er hatte keine Freunde. Er redete zwar mit den Kunden, war aber irgendwie... unfreundlich. Und manchmal sagte er so komische Sachen.«
»Was denn zum Beispiel?«, fragte Irene geduldig.
»So Sachen wie, dass nur eine Unschuld auch rein sei. Alle anderen seien unrein und müssten sterben. Das klang fast religiös wie bei den Moslems. Einmal sagte er, Mädchen müssten gezüchtigt werden, bis sie bluten. Dadurch würden sie gereinigt. Er sagte so Sachen wie, Blut reinige.«
»Sagte er das so, dass die Kunden das hören konnten?«
»Nein... nur zu mir. Ich fand das... wahnsinnig eklig.«
»Hat er so was oft gesagt?«
»Nein. Nur ein paarmal. Wenn wir gerade Kaffeepause machten oder so.«
Plötzlich kam Irene eine Idee.
»Gibt es im Bistrowagen einen Personalraum, in dem Sie sitzen und Kaffee trinken können?«, fragte sie.
Er hörte mit seiner Kratzerei auf und sah sie erstaunt an.
»Ja. Manchmal ist nicht viel los, und dann kann man sich dahin zurückziehen.«
»Wenn Mattias zwischen Malmö und Göteborg hin und her fuhr, hat er Sie dann besucht?«
Er nickte.
»Immer. Er sagte, dass er nicht beim Pöbel sitzen wolle. Deswegen hat er sich dann immer in den Personalraum verzogen.
Eigentlich durfte er das nicht. Er arbeitete schließlich nicht mehr im Bistro, aber ich erlaubte es ihm und Nettan auch, wenn sie arbeitete.«
Irene spürte, dass ihr Puls sich beschleunigte.
»Was hat er gemacht, wenn er sich dort aufhielt? Ich meine auf Fahrten, wenn Sie im Bistro viel zu tun hatten?«, fragte sie.
»Er saß an seinem Computer. Er kannte sich wahnsinnig gut mit Computern aus. Er hatte schließlich einige Zeit an der Uni Informatik studiert, es dann aber hingeschmissen. Er sagte, er könnte das alles schon.«
Irene war sich sicher, dass damit ihre letzte offene Frage beantwortet war.
»Sie haben doch Donnerstagabend vor etwa zwei Wochen gearbeitet. Erinnern Sie sich, ob Mattias da auch im Personalraum saß?«
Er dachte eine Weile nach.
»Doch. Das tat er«, antwortete er schließlich.
»Hatte er da einen Computer dabei?«
»Ja. So einen kleinen. Kaum größer als ein Handy. So einen hatte er. Er sagte, das sei sehr bequem, wenn man unterwegs sei.«
Endlich wusste sie, warum sie Mr. Groomer nicht entdeckt hatte, als sie nach ihm Ausschau gehalten hatte.
»Er saß also in einem Personalraum, wo ihn niemand sehen konnte. Viktor
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