Das Brandhaus - Roman
August war er mit seinem Lieferwagen unterwegs.«
Das war also vor der Zeit, als er ihnen als Mr. Groomer aufgefallen war. Hatte er vielleicht anderweitig Straftaten begangen? Im Ausland?
Irene erhob sich und bedankte sich für den Kaffee.
»Die Schlüssel hängen im Schlüsselschrank in der Diele«, sagte Margot Asplund.
Das Garagengebäude war in einem schlechteren Zustand als das Wohnhaus. Die Farbe blätterte ab, und das Blechdach war fleckig vor Rost. Die Fenster waren schon seit Jahren nicht mehr geputzt worden und im Prinzip undurchsichtig. Irene schloss eines der beiden Garagentore auf.
Ihnen schlug derselbe Geruch entgegen, der ihnen schon im Lieferwagen aufgefallen war. Nicht ganz so durchdringend, aber immer noch unangenehm stark. Er ließ sich nicht ignorieren.
»Irgendetwas ist hier. Vielleicht Trophäen. Sei vorsichtig«, sagte Irene.
Åsa warf ihr einen müden Blick zu. Sie war bereits dabei, sich Plastikhandschuhe, Schuhtüten und ein Haarnetz aus Papier anzuziehen. Ich muss aufhören, wie meine Mutter zu klingen, dachte Irene.
Sie fand den Lichtschalter neben der Tür. Die alten Leuchtstoffröhren gingen widerwillig und blinkend an. Sie waren in Spinnweben gehüllt, aber trotzdem erstaunlich hell.
An der einen Längswand standen Werkbänke und Regale. Auf der gegenüberliegenden Seite hohe Schränke. Sie arbeiteten sich von entgegengesetzten Seiten durch. Die meisten Schränke waren leer, aber in einigen hatte Mattias Spuren hinterlassen: ein Stück des hochflorigen, roten Nylonteppichs, Teppichkleber und ein Teppichmesser. Diese Sachen lagen in einer Papiertüte zusammen mit ein paar leeren Colaflaschen und leeren
Chipstüten. Als Irene die letzte Schranktür öffnete, stockte ihr der Atem. Jetzt wusste sie, woher der Gestank kam.
Auf Bügeln an einer Kleiderstange ordentlich aufgehängt hingen Kleidungsstücke. Wahrscheinlich die Sachen, die Alexandra und Moa getragen hatten, als sie verschwunden waren. Es ließ sich nicht sofort feststellen, denn die Sachen waren zerrissen und blutig. Auch die Innenseite des Schranks war blutverschmiert. Unten standen ein Laptop und zwei Paar Schuhe. In die Schuhe waren zwei Handys gesteckt. Alles war blutbefleckt.
»Sehr viel Blut. Seltsam. Sowie wahrscheinlich Moas Laptop und Handy und Alexandras Handy«, stellte Irene fest.
Sie schloss die Schranktür, um den Geruch abzuschwächen. Anschließend rief sie bei der Spurensicherung an. Nachdem sie das Gespräch beendet hatte, sah sie, dass Åsa eine wacklige Treppe hinten in der Garage erklomm.
»Hier ist das Zimmer«, sagte Åsa und deutete nach oben.
Sie betraten einen Speicher mit Dachschrägen. Die eine Hälfte war nicht eingerichtet, die andere war mit einer Wand mit Tür abgeteilt. Irene schloss die Tür auf.
Der Gestank beruhte hauptsächlich darauf, dass sehr lange nicht mehr geputzt worden war. Das Zimmer war etwa zwischen zwölf und fünfzehn Quadratmeter groß und hatte ein kleines dreieckiges Fenster. Wenn man eintrat, lag gleich links die Toilette. Wenn man sie nicht gesehen hätte, hätte man sie auf jeden Fall gerochen. Unter dem Fenster stand ein kleiner Schreibtisch mit einem Laptop und einem kleinen Palmtop. Über den Stuhl hingen schmutzige Socken und Unterhosen. Das ungemachte Bett hätte dringend frisch bezogen werden müssen. Der Kleiderschrank war bis auf ein paar benutzte Handtücher auf dem Boden leer. Irene fiel auf, dass sie rostrote Flecken aufwiesen. Wahrscheinlich getrocknetes Blut. Konnten die Handtücher wirklich seit den Morden dort gelegen haben?
»Putzen war wirklich nicht sein Ding«, meinte Åsa.
Sand und Schmutz knirschten unter ihren Schuhsohlen, als sie auf das kleine Fenster zuging, um es zu öffnen. Sie ließen
die Tür weit aufstehen, um für Durchzug zu sorgen. Die Zeitungsausschnitte, die Mattias Eriksson an die Wand geheftet hatte, raschelten.
»Er hat alles, was über die Morde an Moa und Alexandra geschrieben worden ist, gesammelt. Er hat sogar Sachen aus dem Internet ausgedruckt. Schau mal!«, sagte Åsa.
Sie deutete auf zwei große Farbfotos der ermordeten Mädchen. Offenbar hatte Mattias Eriksson sie vergrößert ausgedruckt. Es waren die Schulfotos, die Irene von der Ermittlung kannte. Vielleicht hatten die Mädchen sie ja selbst an Mattias geschickt. Oder sie hatten sie bei snuttis.se ins Netz gestellt, als sie Jungs kennenlernen wollten. Daneben hingen zwei andere Fotos der Mädchen, die er selbst nach den Morden aufgenommen hatte.
»Ich
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