Das Brandhaus - Roman
Moas DNA auf diesem Kleidungsstück nachzuweisen, schließlich hat Alexandra ein paar Tage im Wasser gelegen. Aber falls sich etwas finden lässt, dann können sie das dort in England«, meinte Irene.
»Damit wäre der Zusammenhang hundertprozentig nachgewiesen«, stellte Linda Holm fest.
»Ja. Außerdem kennen wir den Modus operandi des Mörders. Die grobe sexuelle Gewalt, der die Mädchen ausgesetzt waren, ist im Prinzip identisch. Abweichend ist nur, dass er Moa mit den Händen erwürgte und bei Alexandra ein dünnes Computerkabel verwendete. Wir hegen den Verdacht, dass es sich um ein Kabel von Moas Computer handelt. Moa wies einige Verletzungen auf, die ihr mit einem Messer beigebracht worden waren, gerade Schnitte, nicht sonderlich viele. Alexandra hatte dagegen mehrere Stichwunden, die wie Muster aussahen. Moas Leiche lag verborgen in einer Felsspalte, Alexandras Leiche ist ins Meer geworfen worden. Man bedenke, dass Moa als Erste ermordet wurde. Als er Alexandra ermordete, hatte er das Ritual gewissermaßen erweitert.«
»Die Fundorte liegen ziemlich weit voneinander entfernt«, stellte Linda fest.
»Ja. Aber es gibt eine Zeugenaussage, die vermuten lässt, dass der Mörder mit dem Auto unterwegs ist.«
»Moas Computer habt ihr noch nicht ausfindig gemacht?«
»Nein. Der ist verschwunden. Ein Laptop.«
»Der Computer hatte doch sicher einen drahtlosen Internetzugang«, vermutete Linda.
»Wie kommst du darauf?«, fragte Irene.
»Wenn man bedenkt, womit sie sich so beschäftigte. Das gestaltet sich mit drahtlosem Internet wesentlich einfacher. Alle neueren Computer verfügen über die Möglichkeit des drahtlosen Internetzugangs.«
»Das könnte stimmen. Laut ihrer Mutter hatte sie ihren Laptop oft in ihrem Rucksack dabei. Sowohl Rucksack als auch Computer sind verschwunden.«
»Der Mörder hat sie bestimmt an sich genommen«, vermutete Linda.
»Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit. Er wusste, dass wir ihn ausfindig machen können, wenn wir Zugang zu ihrem Computer haben.«
»Hatte sie kein Handy? Heutzutage kann man ja auch über das Handy Mails verschicken«, meinte Linda.
»In dieser Hinsicht stehen wir vor dem gleichen Problem wie bei Alexandra.«
»Das Handy ist verschwunden. Wahrscheinlich hat der Mörder es ihr abgenommen.«
»Genau. Er will unsere Ermittlung behindern. Vielleicht hat er die Leichen deswegen auch an so weit voneinander entfernte Orte geschafft.«
»Schon möglich. Aber warum hat er Alexandra dann dazu gezwungen, den BH anzuziehen, der zu Moas Slip gehörte?«, wandte Irene ein.
»Stimmt. Das wirkt unlogisch. Aber wer versteht sich schon auf die Logik eines Mörders?«
»Nur er selbst.«, meinte Linda.
Sie schüttelte den Kopf. Mit einer resignierten Geste deutete sie erneut auf das Foto von Moa.
»Mädchen in dem Alter sind erstaunlich unreif. Sie können die Folgen ihrer Handlungen nicht abschätzen und lassen sich oft ganz und gar von Impulsen leiten. Äußerlich können sie wie kleine, reife Frauen erscheinen, aber im Inneren sind sie immer noch Kinder.«
Irene betrachtete das Foto der Fünfzehnjährigen in aufreizender Pose. Ein Mädchen, das sich Kleider gekauft hatte, die sie höchstens in den schicksten Lokalen auf der Aveny in Göteborg hätte ausführen können. Sie hatten ungetragen bei ihr im Kleiderschrank gehangen. Nachdenklich sagte Irene:
»Moa hatte eine schwere Kindheit. Ihre Mutter hat sich vor ein paar Tagen das Leben genommen. Sie war Alkoholikerin.«
»Ich habe in der Zeitung von dem Selbstmord gelesen. Ist nicht auch Moas Bruder vor einigen Jahren gestorben?«
»Ja. Er war siebzehn, als er sich in einem geklauten Auto zu Tode fuhr.«
Sie schwiegen eine Weile. Schließlich brach Linda das Schweigen.
»Manche Menschen haben einfach keine Chance«, sagte sie.
»Nein. Moa hatte es wirklich schwer. Aber Alexandra kam aus einer wohlhabenden Familie. Soweit wir wissen, war sie trotzdem nicht glücklich. Ihre Eltern wollten sich gerade scheiden lassen, und sie war recht einsam. Ihr großes Interesse waren Pferde, sie besaß auch eins. Materiell war also für sie gesorgt, sie hatte alles, was sich ein Mädchen in ihrem Alter nur wünschen kann. Trotzdem suchte sie im Internet einen Freund. Und geriet dann einem Internet-Groomer in die Fänge, der sie ermordete.«
»Armut sieht man nicht immer von außen. Selbst in den scheinbar intaktesten Familien kann die innere Armut eklatant sein. Einsamkeit ist heutzutage die größte Volkskrankheit in
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