Das Brandhaus - Roman
er gesagt.
Damit hatte er recht, es war für alles zu spät.
Das Dezernat versank fast in Arbeit. Der Fall mit den Mädchenmorden hatte zwar Priorität, musste aber ständig beiseitegelegt werden, sobald neue Sachen hereinkamen. Der Bandenkrieg nahm an Heftigkeit zu, eine Wohnung in Angered wurde
beschossen, und eine weitere Autobombe detonierte. Die einzige gute Neuigkeit war, dass dieses Attentat kein Todesopfer kostete. Die drei Mordopfer, mit denen sie sich bislang zu befassen hatten, genügten vollauf.
Dann stand plötzlich Mittsommer vor der Tür, und die Sommerferien begannen. Efva Thylqvist wollte ihren Sommerurlaub am Tag vor Mittsommer antreten. Bei der Morgenbesprechung an diesem Tag verkündete sie:
»Wir bekommen eine Vertretung für Birgitta Moberg-Rauhala. Ich habe noch keinen Namen, aber diese Person fängt im August an.«
Diese Nachricht kam so unerwartet, dass niemand etwas zu erwidern wusste. In der darauffolgenden Stille erhob sich die Kommissarin und wünschte allen schöne Ferien. Sie selbst würde vier Wochen lang nicht da sein.
Irenes Urlaub begann in einer Woche. Krister und sie wollten ein paar Tage nach London fahren und Irenes guten Freund Kriminalinspektor Glenn Thomson und seine Familie besuchen. Er arbeitete beim CID, dem Criminal Investigation Department der Metropolitan Police.
»Das hier war die Mordwaffe.« Sven Andersson hielt sie in der Hand. Ein altes Ding. Auf dem Begleitschein stand Tokarev M 1933. Er enthielt außerdem einige Angaben über die Waffe: »Kaliber 7,62 mm, Munition 7,62 x 25 (7,62 Tokarev) mit Bodenrand. Funktion: halbautomatisch mit kurzem Rückstoß des Laufs. Verschlussmechanismus: Laufverbindung mit Verriegelungsansatz. Länge: 195 mm, Gewicht: 0,82 kg, Lauf: 114 mm mit vier rechtsdrehenden Rillen, herausnehmbares Magazin für acht Patronen.«
Sie hatten am Vortag die Stellungnahme der Spurensicherung zusammen mit der Pistole erhalten. Die Kriminaltechniker hatten die Pistole probegeschossen und nachgewiesen, dass die Kugeln in Mats Perssons Leiche mit der Tokarev abgefeuert worden waren. Der Gerichtsmediziner hatte außerdem Schmauchspuren an den Einschusswunden gefunden. Die
Schüsse konnten also aus einem Abstand von höchstens einem Meter abgefeuert worden sein. Eine Kugel hatte das Herz getroffen und unverzüglich zum Tode geführt. Die Waffe wies keine Fingerabdrücke auf.
Die Nachrichten hatten Sven Andersson und Leif Fryxender zunächst mit Optimismus erfüllt. Denn hatte man erst die Mordwaffe, so ließ sich in der Regel auch herausfinden, wo sie herstammte. Obwohl sie die Ordner mit den Akten über Vermisste aus dem Jahre 1983 noch nicht durchgeschaut hatten, begannen sie Nachforschungen über die Pistole anzustellen. Das Resultat war niederschmetternd. Die Pistole besaß keine Typenbezeichnung, abgesehen von dem fünfzackigen Stern und der Aufschrift CCCP auf beiden Seiten des Griffs gab es keine Kennzeichnung. Hingegen fanden sie eine Seriennummer auf der hinteren linken Seite des Rahmens. Sie bestand aus vier kyrillischen Buchstaben und einer vierstelligen Zahl. Dieser Seriennummer war zu entnehmen, dass die Pistole 1937 gefertigt worden war. Weitere Nachforschungen ergaben, dass diese Pistole in enormer Stückzahl nicht nur in der Sowjetunion, sondern auch in Ungarn, Jugoslawien und der Volksrepublik China hergestellt wurde. Letzteres galt vor allen Dingen für die Zeit nach 1941, die Zeit nach der Invasion der Sowjetunion durch die Deutschen. Die Mordwaffe war jedoch bereits vor dem Krieg produziert worden und stammte daher mit größter Sicherheit aus Russland.
Leif Fryxender begab sich zurück ins Archiv und versuchte herauszufinden, ob zum Zeitpunkt von Mats Perssons Verschwinden eine Tokarev M 1933 gestohlen gemeldet worden war. Das erwies sich jedoch als unmöglich. Akten über gestohlene Waffen waren nicht so weit zurück archiviert.
Und dann war auch noch Pelle Svensson in der Woche vor Mittsommer wegen Herzbeschwerden krankgeschrieben worden. Er müsse sich schonen, anschließend würden die Ärzte seine Herzkranzgefäße erweitern. Der Ringer hatte dies als Ballondilatation bezeichnet. Das klang ausgesprochen unbehaglich, fand Andersson. Aber der Eingriff würde erst nach dem
Sommer vorgenommen werden. Der Ringer würde Tabletten schlucken und abwarten müssen, bis die Ferien des Arztes zu Ende waren. »Das Einzige, was einem Patienten in Schweden zusteht, ist, das Zeitliche zu segnen, während er auf eine Operation
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