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Das brennende Gewand

Das brennende Gewand

Titel: Das brennende Gewand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Theodoricus war den Künsten der Küche äußerst zugeneigt, und sie bezweifelte, dass er das Fasten aus eigenem Erleben kannte. »Was den Vergolder anbelangt - da bezweifle ich inzwischen, dass ihn der Zufall ins Kloster geweht hat. Er scheint nämlich mit dem Mann bekannt gewesen zu sein, der Ivos Brevier im Adler gefunden hat. Beide sind über Nürnberg hier angereist. Ich weiß zwar nicht warum, aber dieser Roderich von Kastell oder beide haben von langer Hand geplant, Pater Ivo zu schaden.«
    Theo hielt in seiner Wanderung inne und setzte sich in den gepolsterten Sessel.
    »Ich achte Eure investigationes hoch, Frau Almut. Doch stellt sich mir die Frage, woher sie wissen konnten, dass ich dringend einen Vergolder suchte?«
    »Erstens war das Stadtgespräch, denn Ihr habt Euch ja leider mit den Zünftigen angelegt. Und zweitens - wäre es nicht um das Vergolden gegangen, hätte man einen anderen Weg gefunden, im Kloster Nachforschungen über Ivo vom Spiegel anzustellen, vermute ich. Ihr nehmt Gäste auf, Pilger, Mönche aus anderen Klöstern, weltliche Reisende. Dass es einen Auftrag für die Vergoldung der Schnitzereien gab, nutze Roderich nur zufällig sehr geschickt aus.«
    Die Finger beider Hände bildeten ein spitzes Dach vor Abt Theos Brust. Almut ahnte, dass sie eine ganze Weile auf eine Antwort würde warten müssen, dann aber sicher eine überraschende Auslegung zu hören bekäme. Sie schickte also in der kontemplativen Stimmung des Nachmittags ihre Gedanken ebenfalls auf eine Reise über gewundene Wege.
    Auf dem Fenstersims landete eine Taube und gurrte leise, ein Bienchen summte geschäftig vorbei und stieß mit einem leisen Plopp an das Fenster. Zwei Sperlinge flatterten tschilpend umeinander, und eine Elster schimpfte krächzend mit einer Artgenossin. Im Hof unten unterhielten sich gedämpft einige Mönche, ein Pferd wieherte in den Ställen, und mit dumpfem Schlagen einer Axt wurde Feuerholz gespalten. Sonnenstrahlen fielen durch die runden Glasscheiben und malten Kringel auf den glatt polierten Holzboden. Es roch nach Bienenwachs und Weihrauch, nach altem Pergament und Dornentinte.
    Schließlich sprach der Abt.
    »Der Camerarius hatte ein strenges Augenmerk auf Thomas, weil er sich zu häufig am Bierfass bediente. Er erinnert sich, den Vergolder einige Male mit einem unserer Gäste im Gespräch beobachtet zu haben. Welcher Gast das war, weiß er nicht mehr, nur dass er ein Mönch in brauner Kutte war.«
    Almut tauchte aus ihrem Gedankengang auf und überdachte dies.
    »Ein junger oder alter Mönch?«
    »Ich habe mich mit dem Gastmeister unterhalten. Es waren mehrere fremde Brüder seit Ostern bei uns. Ältere und jüngere. An manche konnte er sich recht gut erinnern, aber nicht an alle. Aber wenn Ihr wollt, sprecht mit ihm und auch dem Camerarius selbst. Habt Ihr eine Vermutung?«
    »Der Diener von Roderich, Derich, machte auf meine Schwester einen mönchischen Eindruck. Vielleicht weil er nur noch über einen grauen Haarkranz verfügte.«
    »Auch eine Kutte kann sich jeder besorgen, meint Ihr? Ihr unterstellt also, dass dieser Roderich ihn hergeschickt hat, um unser Leben auszukundschaften?«
    »Es wäre, wie mir scheint, ein Leichtes gewesen, oder nicht?«
    »Was, Frau Almut, macht Euch diesen Roderich so verdächtig?«
    »Die Tatsache, dass er meiner Schwester Gewalt angetan, sie beraubt hat und seit vorgestern spurlos verschwunden ist. Außerdem hat er Goldmünzen gefälscht.«
    Bedächtig tippten die Fingerspitzen aneinander.
    »Der Bote?«, fragte Theodoricus unerwartet, und Almut zuckte zusammen. Den Boten des Erzbischofs hatte sie gänzlich vergessen.
    »Ihr habt recht, ehrwürdiger Vater. Auch der Tod des Kuriers ist ein zweckdienlicher Zufall. Es passt in das hinterhältige Webmuster, das zu Ivos Schaden gewoben wird. Jemand wusste, dass er unterwegs war und mit welcher Botschaft!«
    »Jemand, der Zutritt zur Hofhaltung des Erzbischofs in Poppelsdorf hatte.«
    »Ein unscheinbarer Mönch oder ein Goldhändler.«
    Theodoricus erhob sich wieder und öffnete das Fenster weit. Er sah in den lieblichen Maitag hinaus, wo sich lange Federwolken über den Himmel zogen. Dann drehte er sich abrupt um.
    »Wenn wir diesen Faden weiterverfolgen, Frau Almut...«
    »... dann solltet Ihr unbedingt das Schreiben des Erzbischofs untersuchen.«
    Der Abt strahlte über sein ganzes rundes Gesicht.
    »Ihr seid wahrlich eine scharfsinnige Person, Frau Almut.«
    »Wer Münzen fälscht, fälscht auch

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