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Das brennende Gewand

Das brennende Gewand

Titel: Das brennende Gewand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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streben.«
    »Ich strebe doch gar nicht nach höheren Zielen.«
    »Doch, das tust du, Almut. Jede Frau, die ein Leben an der Seite eines Mannes wie Ivo vom Spiegel verbringen will, muss diesen Antrieb haben. Halte mich auf dem Laufenden, damit ich nicht von den Ereignissen oder gar Katastrophen überrascht werde.«
    »Wenn es dir genehm ist, komme ich gleich...«
    »Almut! Almut!« Bela kam von der Pforte und wedelte mit den Händen. »Da ist ein junger Mann, der mit dir sprechen will. Er streitet sich mit Pitter.«
    »Ei wei!«
    »Komm heute nach dem Abendmahl in meine Stube. Der hübsche Weinhändler hat mir eine Probe seines burgundischen Weins zukommen lassen. Er wird dir die Kehle glatt machen, wenn du mir von deinen Plänen berichtest. Nun geh und besänftige die Streithähne.«
     
    Ein edles Pferd wartete geduldig neben seinem Herrn, der in einer höchst eleganten, burgunderroten Houppelande und mit einem feschen, federgeschmückten Barett auf seinen glänzenden Locken die Zügel in der Hand hielt. Pitter hingegen, in seiner ausgefransten Tunika, staubigen Bundschuhen und einer verwegen um den Kopf gewickelten Gugel, bildete ein krasses Gegenteil zu ihm.
    »Es ist Euer Hochnäsigkeit also zu beschwerlich, das feine Ross selbst zum Adler zu bringen? Hat Euer Aufgeblasenheit Angst, sich die hübschen Stiefelchen staubig zu machen? Oder schmerzen Euer Weichhäutigkeit die Füßelein, wenn sie ein paar Schritte über die Gassen gehen sollen?«, höhnte der Päckelchesträger mit breitem Grinsen.
    »Ich habe eine dringende Botschaft meines Herrn abzuliefern. Und du bist doch derjenige, der den Reisenden behilflich sein will.«
    »Für lau und für Gotteslohn? Der guten alten Zeiten wegen?«
    »Deine Forderung ist unverschämt. Dafür kann ich das Pferd drei Tage einstellen.«
    »Na, dann tu’s doch. Hindere ich Euer Geizigkeit daran?«
    Almut lauschte dem Geplänkel mit wachsender Heiterkeit. Pitter hatte schon beim ersten Zusammentreffen mit dem vornehmen Knappen des Ritters Gero einen spitzbübischen Spaß daran gehabt, Fredegar zu ärgern. Sie ließ die beiden noch ein paar verbale Schläge austauschen, aber als Pitter begann, in die tiefste Kölschtasche zu greifen und den jungen Herrn lauthals einen Kniesbüggel zieh, griff sie ein.
    »Der Herr Fredegar hat gewiss einen langen Ritt hinter sich und ist hungrig. Der Herr Pitter hat schon harte Arbeit am heutigen Tag geleistet und hat gewisslich ebenfalls Hunger. Ich lade die Herrn ein, mir in Gertruds Küche zu folgen.«
    Beide wandten sich sofort zu ihr um, und Fredegar versank in eine tiefe Verbeugung. Pitter hingegen, noch immer zu Albernheiten aufgelegt, fabrizierte einen wackeligen Knicks, den er seiner Schwester Susi abgeschaut hatte.
    »Sehr hübsch. Sehr anmutig. Was geschieht mit dem Ross? Soll es im Kräutergarten weiden?«
    »Nein, Frau Almut«, sagte Pitter feixend und stieß einen gellenden Pfiff aus. Eine kleinere Ausgabe seiner selbst kam um die Ecke geschossen, was auf ein Komplott schließen ließ.
    »Edy, bring das Pferd zum Adlerschmied. Sag der Wirtin, du bekommst heute meinen Teil Suppe. Ich speise bei den Beginen.«
    Almut kramte in dem Beutel an ihrem Gürtel nach einer kleinen Münze und wollte sie Pitters Hilfskraft, der Ähnlichkeit nach ein jüngerer Bruder, in die Hand drücken, aber Pitter, ganz Mann von Welt, schüttelte den Kopf. »Kost nix. Ist ja für einen alten Freund.«
    »Ach, auf einmal!«, fauchte Fredegar. »Nur weil Frau Almut...«
    »Aus! Schluss jetzt, sonst gibt’s keinen Speckpfannkuchen.«
    Der Knappe riss sich zusammen und reichte, wenn auch etwas zögerlich, dem Jungen die Zügel.
    »Er ist ein bisschen temperamentvoll. Bist du sicher, dass du damit zurechtkommst, Edy?«
    »Klar!«
    Es schien wirklich so. Der Kleine tätschelte den glänzenden Pferdehals und murmelte etwas in das zuckende Ohr, dann folgte das Tier ihm gutmütig die Straßen hinauf zur Schmiede.
    Ebenso gutmütig folgten die beiden Jungen Almut in die Küche.
    »Was glaubst du denn, für wen ich alles kochen soll?«, maulte Gertrud. »Muss ich denn alles füttern, was du auf der Straße aufliest?«
    »Macht Euch meinethalben keine Umstände. Ich bin mit einem trockenen Stück Brot zufrieden, Frau Köchin.«
    »Ich nicht, Frau Köchin. Ich mag Eure Speckpfannkuchen«, verkündete Pitter und nahm eines der vorwitzigen schwarzen Kätzchen auf, das seinen Schuh beschnüffelt hatte. Er setzte es sich auf die Schulter, wo es sofort mit dem Gugelzipfel

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