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Das brennende Gewand

Das brennende Gewand

Titel: Das brennende Gewand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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der Beginen statt, wobei die Türen jedoch offen blieben. Daher zuckte sie auch zusammen, als Clara plötzlich, noch bevor der Franziskaner zu erzählen begann, mit einem Juchzen in der Stimme zu ihr hinüberrief: »Ich hab’s!«
    »Verzeiht!« Almut stand auf und ging in das Nebenzimmer. Sie ahnte, was die Gelehrte herausgefunden hatte, und wollte sie am Weiterreden hindern. Pater Henricus mochte nichts dagegen haben, dass sie die Bibel zitierte. Ob er die Übersetzungen von Clara jedoch guthieß, darauf wollte sie es lieber nicht ankommen lassen.
    »Komm zu uns herüber, Clara, Pater Henricus wollte mir gerade eine Geschichte erzählen.«
    Clara verstand und schlug den Folianten zu.
    »Ich glaube, Pater, Frau Clara würde ebenfalls gerne erfahren, was Ihr zu berichten habt. Ihr wisst, sie ist an Gelehrsamkeit unser leuchtendes Beispiel, und Eure Erzählung mag auch ihr Wissen mehren.«
    Ein haardünnes Lächeln huschte kurz über die schmalen Lippen des Franziskaners. Völlig unempfindlich gegenüber Schmeicheleien war er also doch nicht, stellte Almut für sich fest.
    »Nun, dann hört. Vor ungefähr zwanzig Jahren hat einer unserer Brüder in einem Kloster bei Freiburg alchemistische Experimente betrieben. Er zerstampfte in einem Mörser Salpeter, Schwefel und Kohle, um eine bestimmte Materie herzustellen. Doch er wurde unterbrochen und aus seinem Laboratorium gerufen. Er stellte also den Mörser mit dem Stößel zusammen auf den Ofen. Kurze Zeit später ereignete sich eine gewaltige Explosion. Als sich daraufhin alle in dem rußgeschwärzten Raum versammelt hatten, bemerkten sie, dass der herausgeschleuderte Stößel so fest in einem Deckenbalken steckte, dass er nicht mal nach dem Berühren mit den Reliquien der heiligen Barbara herausgezogen werden konnte.«
    »Das, was Euer Bruder hergestellt hat, scheint tatsächlich der Mischung zu gleichen, die Trine verwendet hat. Aber ihr ist noch nicht der Stößel in die Decke gefahren«, sagte Almut und musste grinsen. »Doch es kracht und blitzt gewaltig. Sie hat es aber zudem geschafft, dieses Pulver mit anderen Substanzen zu mischen und bunte Flammen damit zu erzeugen.«
    Bedächtig nickte Henricus. »Auch ich habe mit dem Pulver von Bruder Bertholf Schwarz experimentiert. In kleinen Dosen kann man tatsächlich Knall- und Lichteffekte damit erzeugen. Gewöhnliches Salz als Zugabe färbt es beispielsweise gelb, die Salze vom Kupfer bringen grüne Flammen hervor.«
    »Sie hat auch rote, blaue und weiße Blitze erzeugt. Ich werde sie fragen, womit sie das erreicht, Pater Henricus.«
    »Ich wäre Euch sehr verbunden, Frau Almut. Es ist ein faszinierendes Forschungsgebiet. Wäre es denn machbar, dass ich mich selbst mit der jungen Alchemistin einmal unterhalte?«
    »Ihr werdet mich als Übersetzer brauchen, Pater, denn Trine ist taubstumm.«
    »Eure Talente sind bemerkenswert, Frau Almut.«
    »Nein, ich habe nur einige Jahre mit ihr zusammengelebt und sie sehr lieb gewonnen. Aber Ihr könnt auch Meister Krudener aufsuchen. Ich habe den Verdacht, dass Ihr Euch mit dem Apotheker sehr gut verstehen würdet, wenn Ihr seine Abneigung gegen Kutten und Tonsuren überwindet.«
    Clara fügte hinzu: »Und das tut Ihr am einfachsten, wenn Ihr ihm ein wissenschaftliches Traktat zusendet und ihn um seine Meinung bittet.«
    »Ihr habt Meister Krudener schon zuvor mehrmals als Apotheker erwähnt. Befasst auch er sich mit der hohen Kunst der Alchemia?«
    »Ich glaube fast, er beherrscht sie sogar besser als viele andere, die damit herumlaborieren.«
    »Hat er je die Transmutation durchgeführt?«
    Es zeigte sich tatsächlich so etwas wie brennende Neugier in Pater Henricus’ Zügen.
    »Transmutation? Das ist die Verwandlung unedler Substanzen in Gold, hörte ich.«
    »So sagt man, Frau Almut.«
    »Nun, ich glaube, er hat eine ganz eigene Meinung dazu.«
    Wenn sie geglaubt hatte, den eifrigen Pater damit zu ernüchtern, hatte sie sich gründlich getäuscht. Denn nun geschah vor ihren Augen eine wahre Transmutation. Der asketische Franziskaner lächelte nämlich wirklich und verwandelte sich dadurch in einen Menschen von Fleisch und Blut.
    »Gut, gut. Ich will seine Bekanntschaft suchen.«
    »Dann richtet ihm einen Gruß von Frau Sophia aus, bevor er Euch rauswirft. Das wird seine rüden Beschimpfungen dämpfen.«
    »Frau Sophia seid Ihr?«
    »Er nennt mich manchmal so.«
    »Mhm.«
    Clara hatte mit steigendem Interesse zugehört und konnte sich nicht zurückhalten zu fragen: »So war

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