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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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bewahren?», fragte ich. «Æthelred oder mir?»
    «Gott wird mich schützen», sagte er starrsinnig.
    «Ich werde nur wenige Tage hier sein, und Ihr könnt mich unterstützen oder mich behindern. Wenn Ihr Euch gegen mich stellt, Bischof, dann erleichtert Ihr den Dänen den Sieg.»
    Er sah zu Æthelflæd hinüber, und ein Zucken überlief sein hageres Gesicht. Er ahnte Sünde in unserem Bündnis, doch er sah auch das Bild, das ich ihm gemalt hatte, das Bild eines Dänen im Kettenhemd, der ihm einen Speer in den Bauch rammte. «Bringt das Schiff aber zurück», sagte er widerwillig. Damit drehte er sich abrupt um und ging davon.
    Das Schiff war die
Haligast,
mit der einst Alfred auf der Temes gefahren war. Es schien, als ob seine Krankheit ihn gezwungen hatte, solche Reisen aufzugeben, und so war die schlanke
Haligast
durch die gefährliche Lücke zwischen den Brückenpfeilern gesteuert worden und wurde nun als Spähschiff eingesetzt. Ihr Schiffsmeister war Ralla, ein alter Freund. «Sie ist leicht gebaut», sagte er, «und sie ist schnell.»
    «Schneller als der
Seolferwulf?»,
fragte ich.
    «Ganz sicher nicht, Herr, aber sie liegt gut im Wind, und wenn die Dänen kommen, können wir uns in seichtere Gewässer zurückziehen.»
    «Als ich hier war, sind die Dänen vor uns geflüchtet.»
    «Die Zeiten ändern sich», sagte Ralla.
    «Greifen die Heiden auch Schiffe an?», fragte Æthelflæd.
    «Wir haben seit zwei Wochen kein Handelsschiff mehr hier gesehen», sagte Ralla, «also ist es wohl so.»
    Æthelflæd hatte darauf bestanden, mitzukommen. Ich wollte ihre Begleitung nicht, weil ich immer fand, dass Frauen nicht unnötig einer Gefahr ausgesetzt sein sollten, doch ich hatte gelernt, mit Alfreds Tochter nicht zu streiten. Sie wollte an dem Kriegszug gegen die Dänen teilnehmen, und davon konnte ich sie nicht abbringen, also stand sie mit Ralla, Finan und mir auf der Steuerplattform, während Rallas erfahrene Mannschaft die
Haligast
stromab steuerte.
    Wie oft hatte ich diese Fahrt schon gemacht? Ich sah die vor Feuchtigkeit glitzernden Sandbänke vorüberziehen, und alles war so vertraut. Wir glitten mit der Ebbe durch die weiten Flussschleifen, sodass unsere dreißig Ruderer nur einige Schläge ausführen mussten, um das Schiff durch die Kehren des Flusses stromab zu steuern. Schwäne erhoben sich mit klatschendem Flügelschlag in die Lüfte, als wir näher kamen, und der Himmel über uns war von Vogelschwärmen erfüllt, die südwärts zogen. Die Marschenufer wichen zurück, der Fluss wurde unmerklich immer breiter und öffnete sich zum Meer hin, und dann wandten wir uns nordwärts, um die
Haligast
die ostanglische Küste hinaufzusteuern.
    Und auch hier war mir alles so vertraut. Ich sah weit über das eintönige, niedrige Land, das East Sexe genannt wurde. Es war von Feuchtgebieten gesäumt, die langsam zu bestellten Feldern hin anstiegen, hinter denen sich unvermittelt der große, bewaldete Hügel erhob, den ich so gut kannte. Auf dem Scheitel des Hügels waren alle Bäume gefällt worden, sodass nur noch eine grasbewachsene Kuppe übrig war, und auf dieser Kuppe herrschte die riesige Festung über die Temes. Beamfleot. Æthelflæd war in dieser Festung gefangen gehalten worden. Sie sah schweigend zu ihr hinauf, griff nach meiner Hand und hielt sie fest. Sie dachte an die Tage, in denen sie als Geisel festgehalten worden war, sich dann jedoch verliebt hatte, nur um den Mann an das Schwert seines Bruders zu verlieren.
    Unterhalb der Festung fiel der Hang steil zu einem Dorf hin ab, das ebenfalls Beamfleot hieß und an dem trüben Wasserlauf des Hothlege lag. Der Hothlege trennte Beamfleot    von Caninga, einer schilfüberwucherten Insel, die bei Flut und starkem Ostwind bisweilen überflutet wurde. Ich sah, dass sich im Hothlege zahlreiche Schiffe drängten. Viele waren unterhalb des hohen Hügels ans Ufer gezogen worden, wo sie die neuen Wachanlagen schützten, die am östlichen Ende des Wasserlaufs errichtet worden waren. Diese bestanden aus zwei an den beiden Ufern auf Grund gesetzten Schiffen, deren Masten abgebaut und deren seewärts gewandte Seiten zur Verteidigung erhöht worden waren. Ich vermutete, dass zwischen ihnen eine Kette durch den Hothlege gespannt worden war, um feindliche Schiffe daran zu hindern, in den Wasserlauf einzudringen.
    «Näher», knurrte ich Ralla zu.
    «Wollt Ihr auf Grund laufen?»
    «Ich will näher herankommen.»
    Ich hätte die
Haligast
selbst gesteuert, doch die Hand, in die

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