Das brennende Land
anzugreifen», gab er zu bedenken, und er erinnerte Bischof Asser daran, dass Guthrum viele Jahre zuvor in Gleawecestre seine Dänenarmee gesammelt hatte und dass es dieser Armee beinahe gelungen wäre, Wessex zu erobern. Asser stimmte dieser Sichtweise zu, vermutlich aber nur, weil er wollte, dass die Thegn meinen Vorschlag ablehnten. Am Ende war es Æthelflæd, die den Streit abkürzte. «Ich gehe mit Uhtred», sagte sie, «und wer es wünscht, kann mit uns kommen.»
Æthelred würde mich nicht begleiten. Er hatte mich noch nie gemocht, doch nun war aus diesem Missfallen reiner Hass geworden, weil ich Æthelflæd vor seinen tückischen Machenschaften gerettet hatte. Er wollte die Dänen schlagen, aber mehr noch wollte er Alfreds Tod, und er wollte Æthelflæd aus dem Weg haben, und er wollte, dass aus seinem Stuhl ein echter Thron wurde. «Ich werde die Armee in Gleawecestre zusammenziehen und jeglichen Angriff auf Wessex vereiteln. So lautet meine Entscheidung.» Er ließ seinen Blick über die Männer auf den Bänken schweifen. «Ich erwarte von Euch allen, dass Ihr Euch mir anschließt. Ich verlange, dass Ihr Euch mir anschließt. In vier Tagen sollen alle antreten!»
Æthelflæd sah mich fragend an. «Lundene», formte ich lautlos mit den Lippen.
«Ich gehe nach Lundene», sagte sie, «und wer von Euch bald erleben will, dass Mercien von den Heiden befreit ist, wird sich mir dort anschließen. In vier Tagen.»
Wenn ich Æthelred gewesen wäre, hätte ich Æthelflæds Trotz an Ort und Stelle im Keim erstickt. Er hatte bewaffnete Männer im Saal, während keiner von uns Waffen trug. Ein einziger Befehl von ihm hätte genügt, und ich hätte tot auf der Binsenspreu gelegen. Doch ihm fehlte der Mut. Er wusste, dass ich vor dem Palas Männer hatte, und fürchtete wohl ihre Vergeltung. Er begann zu zittern, als ich auf seinen Stuhl zuging, und dann sah er mit zugleich ängstlichem und bösem Blick zu mir empor. «Æthelflæd bleibt deine Frau», erklärte ich ihm leise, «aber falls sie auf geheimnisvolle Weise umkommt oder wenn sie krank wird, oder wenn ich Gerüchte höre, dass sie verhext worden ist, dann werde ich dich finden, Cousin, und dann werde ich dir die Augen aus dem Kopf saugen und sie dir in die Kehle spucken, damit du daran erstickst.» Ich lächelte. «Schick deine Männer nach Lundene und behalte dein Land.»
Er schickte seine Männer nicht nach Lundene, ebenso wenig wie die meisten mercischen Herren. Mein Plan ängstigte sie, und deshalb suchten sie Schutz bei Æthelred. Er war der Goldgeber in Mercien. Æthelflæd war beinahe ebenso arm wie ich selbst. Deshalb gingen die meisten mercischen Krieger nach Gleawecestre, und Æthelred ließ sie dort bleiben. Er wartete dort auf einen Angriff Haestens, der niemals kam.
Haesten unternahm Raubzüge in ganz Mercien. Während der nächsten Tage, als ich in Lundene die Berichte der Flüchtlinge hörte, erschien es mir, als würden sich die Dänen mit der Schnelligkeit von Gewitterblitzen bewegen. Sie schleppten alles weg, was von irgendeinem Wert war, mochte es ein eiserner Spieß, ein Harnisch oder ein Kind sein, und all die Beute wurde nach Beamfleot geschafft, wo Haesten seine Festung über den Ufern der Temes hatte. Dort häufte er einen Schatz auf, einen Schatz, der im Frankenreich verkauft werden konnte. Und sein Erfolg brachte noch mehr Dänen an seine Seite, Männer, die übers Meer kamen, weil sie Merciens bevorstehenden Fall vor sich sahen und weil sie ein Stück Land abbekommen wollten, wenn die Eroberung abgeschlossen wäre. Haesten eroberte einige Städte, doch es waren nur solche, die noch nicht zu Burgfesten ausgebaut waren, und das Silber aus ihren Kirchen, Klöstern und Stiften floss nach Beamfleot. Alfred schickte Männer nach Gleawecestre, aber es waren nur wenige, denn nun verbreitete sich das Gerücht, dass eine große northumbrische Flotte südwärts segelte. Es herrschten Durcheinander und Verwirrung.
Und ich war machtlos, denn nach vier Tagen hatte ich erst dreiundachtzig Männer zusammen - meine eigene geschrumpfte Mannschaft und die wenigen Mercier, die Æthelflæds Aufruf gefolgt waren. Beornoth war einer von ihnen, doch die meisten Krieger, die sich bei Lecelad auf meine Seite gestellt hatten, waren bei Æthelred geblieben. «Es wollten mehr kommen, Herr», sagte Beornoth, «aber sie fürchten das Missfallen des Aldermanns.»
«Was wird er tun, wenn sie zu mir kommen?»
«Er wird ihnen ihre Häuser nehmen,
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