Das brennende Land
empfinden.
«Die Waliser sind Christen! Und nun ist die Zeit gekommen, in der sich alle Christen gegen den heidnischen Abschaum vereinigen müssen, der unseren Glauben bedroht. Seht her!» Asser zeigte erneut mit dem Finger auf mich. «Der Herr Uhtred trägt das Zeichen des Thor. Er ist ein Götzendiener, ein Heide, ein Feind unseres lieben Herrn Jesus Christus!»
«Er ist mein Freund», sagte Æthelflæd, «und ich vertraue ihm mit meinem Leben.»
«Er ist ein Götzendiener», wiederholte Asser. Offensichtlich glaubte er, das sei das Schlimmste, was er über mich sagen konnte. «Er hat seinen Eid gebrochen! Er hat einen Heiligen getötet! Er ist ein Feind all dessen, was uns teuer ist, er ist der ...» Seine Stimme erstarb.
Ich war auf das Podest gestiegen und stieß ihn so hart vor die Brust, dass er unsanft wieder auf seinem Stuhl landete. Dann stützte ich mich mit den Händen auf die Armlehnen und sah ihm direkt in die Augen. «Wollt Ihr als Märtyrer sterben?» Er holte tief Luft, um zu antworten, doch dann überlegte er es sich besser und schwieg. Ich lächelte in sein wütendes Gesicht und klopfte ihm auf die blässliche Wange, bevor ich mich wieder zu den Bänken wandte. «Ich bin hier, um für die Herrin Æthelflæd zu kämpfen, und sie ist hier, um für Mercien zu kämpfen. Wenn irgendwer hier glaubt, dass Mercien einen Schaden erleidet, weil ich es unterstütze, dann bin ich sicher, dass sie mich von meinem Eid entbinden wird, und ich werde gehen.»
Niemand schien zu wollen, dass ich ging. Die Männer im Saal wirkten verlegen, Ælfwold, der schon unter Haestens Einmarsch gelitten hatte, brachte das Gespräch wieder auf seinen eigentlichen Gegenstand zurück.
«Wir haben nicht genügend Männer, um uns Haesten entgegenzustellen. Jedenfalls nicht ohne westsächsische Hilfe.»
«Und diese Hilfe wird nicht kommen», sagte ich. «Ist es nicht so, Bischof?»
Asser nickte. Er war zu wütend, um zu sprechen. «Es wird einen Angriff auf Wessex geben, und Alfred wird seine Armee brauchen, um diesen Angriff abzuwehren, daher müssen wir allein mit Haesten fertig werden», sagte ich.
«Und wie?», fragte Ælfwold. «Haestens Männer sind überall und nirgendwo! Wir schicken eine Armee los, um sie ausfindig zu machen, und sie schlagen einfach einen Bogen um uns.»
«Ihr zieht Euch in Eure Burgfesten zurück», sagte ich. «Haestens Armee ist nicht für die Belagerung befestigter Städte ausgerüstet. Der Fyrd schützt die Wehrburgen, und Ihr bringt Euer Vieh und Euer Silber hinter ihre Wälle. Lasst Haesten so viele Dörfer niederbrennen, wie es ihm gefällt. Eine gutverteidigte Burgfeste kann er nicht einnehmen.»
«Also lassen wir ihn einfach ganz Mercien verwüsten, während wir uns hinter die Mauern ducken?», fragte Ælfwold.
«Gewiss nicht.»
«Also was dann?»
Ich zögerte. Haesten hatte, allen Berichten zufolge, ein neues Vorgehen gewählt. Als Harald ein Jahr zuvor in Wessex eingefallen war, hatte er eine große Armee geführt und mit ihr den ganzen Anhang. Frauen und Kinder und Tiere und Sklaven. Haesten aber, sofern die beunruhigenden Neuigkeiten der Wahrheit entsprachen, war ausschließlich mit Reitern gekommen. Er hatte seine eigenen Männer gebracht, die Überlebenden von Haralds Armee und die dänischen Krieger Ostangliens. Er plünderte Mercien mit kleineren Reiterverbänden, und sie bewegten sich schnell, fielen sengend und raubend über große Gebiete her. Wenn wir gegen sie zogen, könnten sie uns ohne Schwierigkeiten ausweichen oder, wenn wir auf schwieriges Gelände gerieten, ihre Reiterverbände zusammenziehen, um uns anzugreifen. Doch wenn wir nichts taten, würde Mercien unweigerlich immer weiter geschwächt, bis die Bewohner schließlich anfangen würden, sich unter dänischen Schutz zu stellen. Deshalb mussten wir einen Schlag ausführen, der die Dänen schwächte, bevor sie uns zu sehr geschwächt hatten. Und wir mussten dabei wagemutig sein.
«Also?», fragte Asser, der mein Zögern für Unsicherheit hielt.
Doch ich zögerte, weil ich dachte, es sei unmöglich.
Aber ich wusste nicht, was wir sonst hätten tun können.
Jeder im Saal beobachtete mich, manche mit unverhüllter Abneigung, andere mit verzweifelter Hoffnung. «Herr Uhtred?», drängte mich Æthelflæd sanft. Und da erklärte ich es ihnen.
Nichts davon war einfach. Æthelred wandte ein, Haesten sei vermutlich darauf aus, Gleawecestre zu erobern. «Er wird es als Stützpunkt nutzen, um Wessex
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