Das brennende Land
wieder entzogen, und die metallblitzende Kriegerhorde, die mir versprochen worden war, bestand aus nichts weiter als einer halben Schiffsmannschaft, in der sich langsam Zweifel daran regten, ob ich sie überhaupt irgendwohin führen konnte.
«Was wirst du also jetzt tun?», fragte Æthelflæd hinter mir. Ich hatte sie nicht hereinkommen hören. Ihre bloßen Füße machten kein Geräusch auf dem Steinboden. «Ich weiß nicht», gab ich zu.
Sie stellte sich neben mich und berührte meine Hand, die auf der Fensterbank lag. Sie fuhr zart mit einem Finger über meinen Daumenballen. «Die Schwellung ist verschwunden», sagte sie. «Der Juckreiz auch», sagte ich.
«Siehst du?», fragte sie mit Belustigung in der Stimme. «Der Stich war kein Omen.»
«Doch. Aber ich muss noch herausfinden, was es bedeutet.» Sie ließ ihre Hand auf meiner liegen. Ihre Berührung war so leicht wie die einer Feder. «Pater Pyrlig sagt, ich habe eine Wahl», sagte sie. «Und die wäre?»
«Entweder zu Æthelred zurückzukehren oder mir ein Frauenkloster in Wessex zu suchen.»
Ich nickte. Noch immer sangen Mönche in der Kirche. Ihr Geleier wurde gelegentlich vom Gelächter und Grölen aus den Schänken übertönt. Die Leute suchten das Vergessen im Ale oder im Gebet. Sie alle wussten, was der Feuerschein verhieß, der sich an den fernen Wolken brach: Das Ende war nah. «Habt Ihr meinen ältesten Sohn zum Christen gemacht?», fragte ich.
«Nein», sagte sie, «er hat allein zum Christentum gefunden.»
«Ich bringe ihn in den Norden und prügle diesen Unsinn aus ihm heraus.» Æthelflæd sagte nichts darauf, sie drückte nur meine Hand ein wenig stärker. «Also ein Nonnenkloster?», fragte ich bedrückt.
«Ich bin verheiratet, und die Kirche sagt, dass ich, wenn ich nicht mit meinem Gemahl zusammen bin, mit dem mich Gott verbunden hat, ein tugendhaftes Leben führen muss.» Ich sah immer noch zu den Feuerflecken in der Nacht hinaus, wo die Flammen die Unterseiten der Wolken beleuchteten. Über Lundene war der Himmel klar, sodass die Kanten der römischen Dachziegel im Mondlicht scharf umrissene Schatten warfen. Æthelflæd legte ihren Kopf an meine Schulter. «Was denkst du?»
«Dass es keine Klöster mehr geben wird, wenn wir die Dänen nicht besiegen.»
«Und was soll ich dann tun?», fragte sie leichthin.
Ich lächelte. «Pater Beocca hat immer gern vom Rad des Schicksals gesprochen», sagte ich und fragte mich im Stillen, warum ich von ihm redete, als gäbe es ihn nicht mehr. Sah ich das Ende vor mir? Würden diese fernen Brände immer näher herankriechen, bis sie Lundene vernichteten und schließlich auch noch der letzte Sachse Britanniens in den Flammen umgekommen war? «Bei Fearnhamme war ich der Kriegsherr Eures Vaters. Jetzt bin ich ein Flüchtling, der nicht einmal genügend Männer hat, um die Ruderbänke eines einzigen Schiffes zu besetzen.»
«Mein Vater nennt dich seinen Wundertäter», sagte Æthelflæd. «Doch, das stimmt», setzte sie hinzu, als ich auflachte, «so nennt er dich.»
«Ich könnte ein Wunder für ihn vollbringen», sagte ich bitter, «wenn er mir Männer geben würde.» Erneut dachte ich an Iseults Prophezeiung, dass mir Alfred Macht geben und meine Frau golden sein würde, und da endlich wandte ich meinen Blick von den Bränden in der Ferne ab und sah auf Æthelflæds goldfarbenes Haar hinunter und zog sie in meine Arme.
Und am nächsten Tag würde Ælfwold aus Lundene abziehen, und ich würde machtlos zurückbleiben.
Zuerst kamen drei Reiter. Sie tauchten in der Morgendämmerung auf, galoppierten durch das verdreckte Flussbett des Fleot und dann zum Stadttor hinauf. Ich hörte, wie auf der Stadtmauer das Horn geblasen wurde, streifte meine Kleider über, fuhr in meine Stiefel, küsste Æthelflæd und hastete die Stufen zum Saal des Palas hinab. Die Tür wurde aufgestoßen, und drei Männer in Kettenrüstungen stürmten herein. Mit ihren schweren Schritten ließen sie die ohnehin schon brüchigen Bodenfliesen noch weiter splittern. Ihr Anführer war groß, grimmig und bärtig. Zwei Schritte vor mir blieb er stehen. «Ihr habt doch wohl ein bisschen Ale in dieser stinkenden Stadt», sagte er. Ich starrte ihn ungläubig an. «Ich brauche ein Frühstück», sagte er fordernd, und dann konnte er sich nicht länger beherrschen und brach in Gelächter aus. Es war Steapa, und bei ihm waren zwei jüngere Männer, beides Krieger. Ich rief den Dienern zu, sie sollten etwas zu essen und Ale bringen,
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