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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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und konnte es kaum glauben, dass Steapa gekommen war. «Ich bringe dir zwölfhundert Mann», sagte er lebhaft.
    Einen Moment lang brachte ich kein Wort heraus. «Zwölfhundert?», wiederholte ich schließlich mit schwacher Stimme.
    «Alfreds beste Leute», sagte Steapa, «und der Ætheling kommt auch.»
    «Edward?» Ich war zu erstaunt, um irgendeine vernünftige Bemerkung abgeben zu können.
    «Edward und zwölfhundert von Alfreds besten Männern. Wir sind ihnen vorausgeritten», erklärte er. Dann wandte er sich um und verbeugte sich, denn Æthelflæd betrat in einen weiten Umhang gehüllt den Saal. «Euer Vater sendet Euch seine Grüße, Herrin», sagte er.
    «Und er sendet Euren Bruder», sagte ich, «zusammen mit zwölfhundert Männern.»
    «Gott sei gelobt», sagte sie.
    Der Saal füllte sich schnell, als sich die Neuigkeit verbreitete. Meine Kinder waren da und Bischof Erkenwald und Ælfwold und Pater Pyrlig, außerdem noch Finan und Weohstan. «Edward der Ætheling wird die Truppen anführen», sagte Steapa, «aber er soll sich den Ratschlägen Herrn Uhtreds beugen.»
    Bischof Erkenwald wirkte erstaunt. Er ließ seinen Blick zwischen Æthelflæd und mir hin- und herwandern, und ich wusste genau, dass er mit derselben Erregung Sünde witterte, mit der ein Terrier den Geruch eines Fuchsbaus aufnimmt. «Der König hat Euch geschickt?», fragte er Steapa. «Ja, Herr.»
    «Aber was ist mit den Dänen in Defnascir?»
    «Die sitzen nur dort und kratzen sich am ...», fing Steapa an und wurde rot, weil er beinahe etwas gesagt hätte, mit dem er das zarte Empfinden des Bischofs beleidigt hätte, von dem Empfinden der Königstochter ganz zu schweigen.
    «Die kratzen sich nur am Arsch?», beendete ich den Satz für ihn.
    «Sie tun gar nichts, Herr», murmelte Steapa. Er war ein Sklavensohn, und trotz seiner hohen Stellung als Befehlshaber von Alfreds Leibwache schüchterte ihn die Gegenwart Æthelflæds ein. «Aber der König will seine Männer bald zurück», fügte er hinzu und sah mich an, «für den Fall, dass die northumbrischen Dänen doch noch aufwachen.»
    «Dann reitest du zu Edward zurück, wenn du mit dem Frühstück fertig bist. Sag ihm, er soll nicht in die Stadt kommen.» Ich wollte die westsächsische Armee nicht in der Stadt mit ihren verführerischen Gasthäusern und Huren haben. «Er soll die Stadt im Norden umgehen», befahl ich, «und sich weiter Richtung Osten halten.»
    Steapa runzelte die Stirn. «Er erwartet, hier Vorräte aufnehmen zu können.»
    Ich sah Bischof Erkenwald an. «Ihr schickt seiner Armee Verpflegung und Ale. Weohstans Garnison stellt den Begleitschutz.»
    Der Bischof, beleidigt von meinem gebieterischen Ton, zögerte einen Moment, nickte dann jedoch. Er wusste, dass ich mich jetzt auf Alfreds Befehlsgewalt berufen konnte. «Wohin soll die Verpflegung gebracht werden?», fragte er.
    «Erinnerst du dich an Thunresleam?», fragte ich Steapa. «Den alten Palas auf dem Hügel?»
    «Dort soll sich Edward mit mir treffen. Und du auch.» Dann sah ich den Bischof an. «Schickt die Verpflegung dorthin.»
    «Nach Thunresleam?», fragte Bischof Erkenwald misstrauisch, denn nun witterte er noch mehr Sünde, weil dieser Name geradezu nach Heidentum stank.
    «Der Thorshain», bestätigte ich. «Er liegt nahe bei Beamfleot.» Der Bischof bekreuzigte sich, doch er wagte nicht zu widersprechen. «Ihr und hundert von Euren Männern kommen mit mir», erklärte ich Weohstan.
    «Mein Befehl lautet, Lundene zu verteidigen», sagte Weohstan unsicher.
    «Wenn wir bei Beamfleot sind, werden keine Dänen Lundene bedrohen. In zwei Stunden brechen wir auf.»
    Es dauerte schließlich beinahe vier Stunden, doch dann ritten mit Ælfwolds Merciern, Weohstans Westsachsen und meinen eigenen Männern fast vierhundert Krieger durch das östliche Stadttor hinaus. Ich ließ meine Kinder in der Obhut von Æthelflæds Dienern. Sie selbst beharrte darauf, mit uns zu reiten. Ich sagte ihr, sie solle ihr Leben nicht aufs Spiel setzen, doch sie lehnte es ab, in Lundene zu bleiben. «Hast du mir nicht geschworen, mir zu dienen?», fragte sie.
    «Solch ein Narr war ich, ja.»
    «Dann gebe ich die Befehle», sagte sie lächelnd.
    «Ja, mein Entchen», sagte ich und erntete einen Klaps auf den Arm. Zu Beginn ihrer Ehe hatte Æthelred seine Frau mit Vorliebe genannt, ein Kosename, über den sich Æthelflæd jedes Mal geärgert hatte. Und nun ritt sie unter meinem Banner mit dem Wolfskopf, Weohstan führte den

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