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Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Titel: Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wende
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von hierarchisch gegliederten Gesellschaften erschien, die Prinzipien der Gleichheit und der Volkssouveränität als die Grundlagen der staatlichen Ordnung menschlichen Zusammenlebens verkündete. Gleichzeitig besaß diese Unabhängigkeitserklärung als der erste Rechtsakt eines neu entstehenden Staatswesens eine eminente praktische, politische Bedeutung. Denn erst nachdem sie sich als eigenständiger Staat konstituiert hatten, konnten die Amerikaner andere Mächte um Anerkennung und Unterstützung ersuchen, war doch mit der Unabhängigkeitserklärung der Freiheitskampf zwar in vollem Umfang eröffnet worden, aber längst noch nicht gewonnen.
    Im Gegenteil. Nicht nur in England rechneten viele mit einem baldigen Sieg der Kolonialmacht auf der ganzen Linie. Dafür sprach nicht nur, daß trotz der zuletzt überwältigenden Mehrheit der Kongreßdelegierten für die Unabhängigkeit noch ein beträchtlicher Prozentsatz der amerikanischen Bevölkerung als ‹Loyalisten› weiterhin treu zu ihrem englischen König standen – mehr als jene 60.000 bis 100.000, die später aus den neuen Freistaaten nach Kanada oder England flohen. Außerdem erschien nach den großen Siegen der jüngsten Vergangenheit derzeit kein Gegner der geballten britischen Militärmacht zu Lande und zu Wasser gewachsen. Darüber hinaus setzte die britische Führung lange Zeit darauf, daß strukturelle Differenzen wie auch kleinliche Streitigkeiten zwischen den einzelnen Kolonien auf lange Sicht erfolgreiche, gemeinsame politische und militärische Aktionen verhindern würden; Erwartungen, die sich auf die Erfahrungen aus dem gemeinsam geführten Kampf gegen die Franzosen stützten.
    Tatsächlich hatte Washington mit seiner unzureichend ausgebildeten, unzulänglich ausgerüsteten und oft undisziplinierten Kontinentalarmee besonders in den ersten Kriegsjahren mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen, während die Briten spektakuläre Erfolge wie die Einnahme von New York (1776) und Philadelphia (1777) vorweisen konnten. Doch im Unterschied zum Siebenjährigen Krieg kämpften sie diesmal nicht auf eigenem Territorium; Amerika war nun Feindesland; die Truppen mußten über lange Distanzen hinweg auf dem Seeweg versorgt werden. Hinzu kam strategisches Versagen der britischen Führung. Die Operationen der einzelnen Truppenverbände waren unkoordiniert, und man versäumte es zu Anfang, dem Gegner eine alles entscheidende Schlacht aufzuzwingen. Auch bestand ein großer Teil der eigenen Streitkräfte aus Truppen, die von deutschen Fürsten gemietet und in besonderem Maße für die Verlockung anfällig waren, durch Desertion in Amerika eine neue Heimat zu finden. Und schließlich führte England diesmal einen Krieg ohne Verbündete, während es der Gegenseite gelang, Frankreich (1778) und ein Jahr später auch Spanien, die beide darauf aus waren, ihre Niederlage von 1763 zu rächen, als Bundesgenossen zu gewinnen. Nun mußten die Briten an mehreren Fronten Krieg führen, zumal 1780 auch noch die Niederlande die Zahl ihrer europäischen Gegner vermehrte. Ihnen hatte London den Krieg erklärt, da 1780 Den Haag die Unabhängigkeit der Kolonien diplomatisch anerkannte.
    Nachdem im Oktober 1777 die Amerikaner bei Saratoga im Staate New York ein englisches Heer zur Kapitulation gezwungen hatten und sich vier Jahre später die britische Armee unter Cornwallis ergeben mußte, als sie durch eine kombinierte Operation der Kontinentalarmee und der französischen Flotte auf der Halbinsel von Yorktown eingekesselt war, sah sich England zum Frieden gezwungen. Dieser wurde nach längeren Verhandlungen 1783 in Paris besiegelt. Damit erkannte Großbritannien in aller Form die Selbständigkeit und Souveränität der Union seiner ehemaligen Kolonien an, deren Grenzen im Westen durch den Mississippi, im Norden durch die bestehende Grenze gegenüber Kanada und im Süden durch den 31. Breitengrad fixiert wurden. Auf der anderen Seite mußten sich die Amerikaner in der Schuldenfrage bereiterklären, bestehende Forderungen britischer Gläubiger zu erfüllen. Da im gleichzeitig geschlossenen Frieden zwischen England, Frankreich und Spanien im wesentlichen der status quo ante bestätigt wurde – mit der Ausnahme, daß Florida wieder an Spanien fiel –, waren die künftigen Vereinigten Staaten als eindeutiger Sieger aus diesem Krieg hervorgegangen. Für England hingegen waren die Kernlande seiner überseeischen Besitzungen verloren gegangen, die bislang das territoriale Herzstück

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