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Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Titel: Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wende
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Kolonien und dem britischen Parlament einzurichten, um dadurch die Union mit England zu bewahren. Nur mit einer Stimme Mehrheit konnten die Gegner diesen Kompromißvorschlag zu Fall bringen. Und selbst nach dem für die britischen Truppen verlustreichen Gefecht bei Bunker Hill am 16.6.1775 beteuerte der Zweite Kontinentalkongreß in einer Petition an Georg III., der nahezu alle späteren Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung beigetreten waren, seinen festen Willen zur Aufrechterhaltung der Union mit dem Mutterland. Andere gingen allerdings weiter und forderten die volle Unabhängigkeit für die Kolonien, die nur noch die englische Krone als ihr formales Oberhaupt anerkennen sollten. James Wilson aus Pennsylvania sowie Thomas Jefferson propagierten dieses Modell, das bereits die Konzeption des späteren britischen Commonwealth vorwegnahm, aber zu dieser Zeit für Großbritannien, das gerade sein Empire ausgestalten und festigen wollte, völlig unakzeptabel war. Als daher von britischer Seite keinerlei Kompromißbereitschaft signalisiert wurde, vielmehr das Parlament im Dezember 1775 den Briten jeglichen Handel und Verkehr mit den amerikanischen Kolonien untersagte, gewannen jene an Boden, die schon frühzeitig die völlige Trennung vom Mutterland gefordert hatten. Nicht zuletzt auf Grund der breiten und nachhaltigen Wirkung der von Thomas Paine verfaßten Flugschrift Common Sense, der ‹Bibel der amerikanischen Revolution›, von der angeblich innerhalb von drei Monaten 120.000 Exemplare verkauft wurden, fand die Radikallösung dann doch breite Unterstützung bei der Mehrzahl der Amerikaner. In dieser Schrift hatte der Verfasser in gemeinverständlicher Sprache das Modell einer auf dem Prinzip der Volkssouveränität basierenden Republik entwickelt und für die Amerikaner daraus das Recht abgeleitet, im Sinne ihrer eigenen wirtschaftlichen und politischen Interessen die Verbindung mit England einseitig aufzukündigen.
    Angesichts der kompromißlosen Politik Londons vor die Alternative gestellt, sich entweder bedingungslos zu unterwerfen oder aber für eine vollständige Trennung zu kämpfen, setzten sich nun auch im Kongreß die Verfechter einer radikalen Lösung durch. Am 7. Juni 1776 beantragte der Delegierte der Kolonie Virginia, Richard Henry Lee, die Versammlung möge beschließen: «Diese vereinigten Kolonien sind, und sind rechtens, freie und unabhängige Staaten. Sie sind aller Treueide gegenüber der britischen Krone entbunden, und jegliche politische Verbindung zwischen ihnen und dem Staat Großbritannien ist, und ist rechtens, total aufgelöst.»[ 25 ] Nach langer und z.T. hitziger Debatte wurde dieser Antrag am 2. Juli angenommen, und zwei Tage später lieferte die von Thomas Jefferson verfaßte Unabhängigkeitserklärung dessen ausführliche Begründung, die ihrerseits nicht nur ein Wendepunkt in der Entwicklung des Britischen Empire, sondern zugleich ein Markstein der Weltgeschichte war. Denn sie ist mehr als nur ein Dokument des Widerstandsrechts. Zwar wird auch hier, ähnlich wie in der englischen Bill of Rights des Jahres 1689, ein ausführlicher Katalog all derjeniger Maßnahmen aufgelistet, die zugleich König Georg III. angelastet werden, «welche alle die Errichtung einer absoluten Tyrannei über diese Staaten zum Endzweck haben», aber dieser Auflistung sind jene programmatischen Sätze vorangestellt, die schon bald wie ein Fanal auf Europa zurückwirken und dort das Jahrhundert der Revolution einleiten sollten:
    «Wir erachten diese Wahrheiten als selbstverständlich: daß alle Menschen gleich erschaffen sind, daß sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt sind und daß zu diesen das Leben, die Freiheit und das Streben nach Glück gehören; daß zur Sicherung dieser Rechte unter den Menschen Regierungen eingesetzt sind, die ihre rechtmäßigen Befugnisse von der Zustimmung der Regierten herleiten; daß, sobald eine Regierungsform verderblich wird, es für das Volk rechtens ist, sie zu ändern oder abzuschaffen und eine neue Regierung zu errichten, die es auf solche Prinzipien gründet und deren Befugnisse es derart organisiert, wie es ihm zu seiner Sicherheit und zu seinem Glück am dienlichsten erscheint.»
    War bereits die Lossagung vom Mutterland ein revolutionärer Akt, so gilt dies erst recht für dessen Begründung, die zu einer Zeit, als in Europa allein die Staatsform der Monarchie als gottgewollte Garantie für weltliche Ordnung und Stabilität

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