Das Bronze-Bataillon
Stellung gebracht, Sir. Wann, glauben Sie, werden die angreifen?«
»Lieutenant.« Pahner schaute zum Himmel auf. »Das kann ich auch nur raten. Aber ich denke, sie werden bis zum Morgen abwarten. Es wird spät, und nachts haben sie uns noch nie angegriffen. Ich komme gleich vorbei, die Stellungen begutachten. Gehen Sie zu ihrem Platoon Sergeant hinüber und überlegen Sie sich jetzt erst einmal einen Turnus für die Essensausgabe!«
Er roch, dass Matsugae irgendetwas an einem der Feuer zum Kochen brachte.
Roger schnüffelte und schaute in die Richtung, in der Kostas das Abendessen fast schon fertig hatte. Der Kammerdiener mochte sich gerade eben noch selbst in Lebensgefahr gebracht haben, um einen namenlosen kleinen Soldaten zu retten, doch das schien ihm nicht das Geringste auszumachen. Er machte sich einfach wieder an die Arbeit, das Lager zu organisieren. Vielleicht konnte Roger daraus noch etwas lernen.
Roger wandte sich wieder um und ließ den Blick über die Soldaten schweifen, die rings um ihn noch geschäftig am Werk waren. Jetzt, wo das Gröbste bereits getan war – die schweren Waffen waren aufgestellt, die Schussfelder festgelegt, Sandsäcke waren dort aufgestapelt, wo Steine aus der Brustwehr der Zitadelle oder aus einer Wand herausgebrochen waren –, verbesserten die Marines ihre individuelle Stellung. Trotz der ungeheuren Hitze, die hier innerhalb dieser Steinmauern noch intensiver war, arbeiteten sie alle ohne Unterlass.
Sie wussten, dass es zu spät sein würde, ihre persönliche Überlebenschance zu optimieren, wenn die Kranolta erst einmal angegriffen hatten .
Despreaux kam zu ihm hinüber, und er nickte ihr zu.
»Sergeant«, sagte er, und sie erwiderte das Nicken und warf ihm den kleinen Gegenstand zu, den sie in der Hand gehalten hatte.
»Nette Leute.«
Roger fing den Gegenstand und erbleichte. Es war ein sehr, sehr kleiner Mardukaner-Schädel, auf der einen Seite vollständig eingeschlagen. Die Hörner waren kaum mehr als Knospen.
»Da drüben in der Bastion ist ein riesiger Knochenstapel«, fuhr sie fort. »Das war dabei. Sieht aus, als hätten die Verteidiger versucht, sich dort dem Gegner zu stellen.«
Roger schaute über die Mauer hinweg auf die zerfallene Stadt unterhalb der Festung. Er hatte inzwischen genug eigene Erfahrungen gesammelt, um sich die Schrecken all dessen vorstellen zu können, was die Verteidiger dieser Anlage hatten beobachten müssen, während der Rest ihrer Stadt in Flammen aufging und sich ein Massaker vollzog. Wenn man sich dann noch die Verzweiflung vorstellte, als die Tore barsten und die Kranolta-Barbaren sich ihren Weg hindurch bahnten … »Ich bin nicht gerade glücklich über diese Gestalten«, meinte er und setzte den Schädel behutsam auf der Brustwehr ab.
»Ich habe schon Schlimmeres gesehen«, entgegnete Despreaux kühl. »Ich war bei dem Absprung über Jurgen dabei. Verzeihen Sie, wenn ich vielleicht humanozentrisch bin, aber … das war schlimmer.«
»Jurgen?« Es gelang Roger nicht, den Namen einzuordnen.
Despreaux' feine Gesichtszüge, die einer Statue alle Ehre gemacht hätten, verhärteten sich, und ein Muskel in ihrer Wange zuckte unkontrolliert.
»Kein wichtiger Ort, Euer Hoheit. Nur eine stinkende kleine Randzonenwelt. Ein paar furchtbar arme Kolonisten und eine einzelne Stadt. Denen hat ein Piratenschiff einen Besuch abgestattet. Das war ein besonders unangenehmer Haufen. Als wir schließlich eintrafen, waren die Piraten schon lange fort. Die Folgen ihres Besuchs allerdings waren alle noch da, um sie zu besichtigen.«
»Oh«, erwiderte Roger nur. Angriffe auf Randzonenwelten kamen so häufig vor, dass sie in der Heimatregion häufig noch nicht einmal in den Nachrichten auftauchten. »Das tut mir Leid.«
»Da gibt es nicht, was Euch würde Leid tun müssen, Euer Hoheit.
Nur etwas, was Ihr nicht vergessen solltet: Es gibt da draußen immer irgendwelche ›Bösen‹. Die Einzigen, die sich denen normalerweise stellen, sind die Flotte und die Marines. Aber wenn die Lage erst einmal genug durcheinander gerät, dann ist das gar nicht so selten. Die Barbaren stehen jederzeit vor unserer Tür.«
Sanft streichelte sie über den kleinen Schädel, dann nickte sie dem Prinzen erneut kühl zu und ging zu der Position zurück, wo sich ihr eigener Trupp verschanzt hatte. Roger schaute weiter über die zerstörte Stadt hinweg und strich mit dem Daumen über den Schädel, als sich ihm von hinten Partner näherte.
»Wie läuft es,
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