Das Bronze-Bataillon
dem Schluss, dass er selbst sich ebenfalls würde beeilen müssen. Er konnte es kaum erwarten, Jins Gesicht zu sehen.
»Gunnery Sergeant Jin?«
»Ja, Euer Hoheit?« Der Gunnery Sergeant unterbrach seine Besprechung mit Corporal Casset über Positionsspezifizierungen und Schussfelder und blickte den Prinzen an. »Kann ich Euch behilflich sein?«
Die Stadt Voitan hatte riesige Ausmaße besessen, doch die Zitadelle selbst war äußerst einfach angelegt. Man hatte sie in den Hang des Berges hineingebaut, gegen eine Felsklippe, die als Steinbruch für das gesamte Baumaterial, das in der restlichen Stadt verbaut worden war, gedient hatte. Eine sieben Meter hohe Ringmauer führte in einem mehr oder weniger präzisen Halbkreis von Felswand zu Felswand und schloss dabei einen dreigeschossigen Hauptturm ein.
Diese Ringmauer war dick, an der Oberkante immer noch drei Meter breit, nach unten hin verbreiterte sie sich, und eine schwere Bastion war an beiden Enden der Mauer unmittelbar in die Felswand hineingebaut. Die einzigen Zugänge zu diesen Bastionen bestanden aus niedrigen Türen auf der Innenseite in Mauerhöhe. Die Originaltüren waren lange verrottet, doch es wurden bereits Behelfstüren konstruiert. Die oberen Stockwerke der Bastionen hatten aus Holz bestanden, ebenso die oberen Stockwerke des Hauptturms, doch die unteren Stockwerke waren bis in die Mauer hineingebaut, und die inneren Unterteilungen bestanden ebenfalls aus Stein. Diese Steinmauern hatten nicht nur dem Angriff der Kranolta standgehalten, sondern auch dem Zahn der Zeit und sogar dem unablässigen Ansturm des mardukanischen Dschungels.
Nach außen führende Scharten für Wurfspieße und Speere waren auf Mauerhöhe eingelassen, zwar nicht im Erdgeschoss, aber in den oberen Geschossen. Diese Scharten waren so angelegt, dass man von dort aus auch den Mauerkranz selbst bestreichen konnte – für den Fall, dass der obere Teil der Mauer eingenommen würde. Auch auf der Höhe des Burghofes gab es derartige Scharten, damit, sollten die Angreifer es sogar noch über die Mauer selbst hinweg schaffen, sie weiter unter Beschuss genommen werden konnten, wenn sie den Hauptturm angriffen.
Dieser Hauptturm selbst war eine große, ausgebrannte, ranken
überwucherte Hülle. Die oberen Stockwerke hatten, wie die Bastionen, aus Holz bestanden und waren nun nur noch Holzkohle. Der hintere Teil des Turmes jedoch war tief in den Hügel hineingebaut worden, das Dach gehalten von geschickt errichteten Strebebögen, die einen großen, höhlenartigen Bereich bildeten, der gut dazu genutzt werden konnte, den Lasttieren, den Verwundeten und den Nichtkombattanten Schutz zu bieten. Die Flar-ta , durch in den nackten Fels gehämmerte Ketten davon abgehalten, in Panik zu verfallen, befanden sich auf dem untersten Geschoss, auf Bodenhöhe, während die Verwundeten und die Nichtkombattanten auf einem höher gelegenen Sockel an der Nordseite Platz gefunden hatten, zusammen mit Julian und den anderen Marines in Dynamik-Panzerungen.
Auch auf der Höhe des Burghofes gab es Scharten; doch die einzige nach außen führende Tür befand sich auf dem zweiten Stockwerk, am oberen Ende einer Treppe. Die Wände waren mit Ranken überwuchert, und Pflanzen hatten sich ihren Weg durch die Steinplatten des Burghofes gebahnt, doch von der Vegetation und den Schäden an den Toren selbst abgesehen war das graue Mauerwerk der Festung intakt.
Dem Dritten Zug, der immer noch mehr oder minder volle Stärke besaß, war die linke Seite der Mauer zugewiesen worden, während der Erste und der Zwote Zug gemeinsam den rechten Mauerabschnitt sicherten. Gruppen beider Züge arbeiteten fieberhaft daran, Barrikaden zu errichten, um die geborstenen, teilweise schon verfallenen Tore zu ersetzen, und Sergeant Jin hatte sich um die Positionierung der Soldaten des Zuges und deren Schussfeld gekümmert.
Es war wichtig, dass alle möglichen Annäherungswege abgesichert waren und dass das schwerste Feuer auf die Punkte gerichtet werden konnte, an denen der Angriff des Feindes in großer Zahl am wahrscheinlichsten war.
Diesen Überlegungen entsprechend hatte Jin seine Grenadiere positioniert: Sie sicherten ausnahmslos die Hauptannährungswege.
Zudem zeigte er ihnen auf, welche Punkte der Feind mit größter Wahrscheinlichkeit dazu nutzen würde, Deckung zu suchen. Bedauerlicherweise gab es davon reichlich. Die Zitadelle lag oberhalb eines Ruinenfeldes, das einst eine dicht besiedelte Stadt gewesen war, und die Ruinen
Weitere Kostenlose Bücher