Das Bronze-Bataillon
weil sie besorgt gewesen wäre, sondern einfach, weil sie sämtliche antrainierten Schritte eines erfahrenen Kriegers durchging, um festzustellen, ob sich irgendwelche Änderungen ergeben hatten. Dennoch beunruhigte es sie ein wenig, dass jeder Wachposten die ganze Nacht über immer weitere, neue Feuer gemeldet hatte. Die Taktik-Computer hatten ihre Not damit, Zahlen abzuschätzen, doch mit jedem neuen Feuer stiegen die vermuteten Zahlen. Derzeit sah das Gleichgewicht der Kräfte alles andere als gut aus.
»Ich wünschte, wir hätten ein bisschen Stacheldraht«, meinte sie.
»Meinen Sie, es wird so weit kommen?«, fragte Roger überrascht.
»Die haben doch nur Speere, und wir haben Plasmakanonen.«
»Euer Hoheit … ich meine: Lieutenant«, entgegnete Koshtic lächelnd, »es gibt eine uralte Geschichte, wahrscheinlich noch aus den Anfangstagen der Raumfahrt, über einen General und einen Captain. Die kämpften da gegen ein paar Eingeborene, und dann kam ein Flugwagen vorbei, in dessen Seitenwand ein Speer steckte. Der Captain lachte und sagte, dass sie ja gar nicht würden verlieren können gegen ein Volk, das nur mit Speeren bewaffnet sei. Doch der General schaute den Captain nur an und fragte, wieso er glaube, ihre Truppen würden ein Volk besiegen können, das bereit sei, nur mit Speeren bewaffnet einen Flugwagen anzugreifen.«
»Und die Moral von der Geschichte?«, fragte Roger höflich.
»Die Moral, Lieutenant, lautet, dass es so etwas wie eine tödliche Waffe nicht gibt. Es gibt nur tödliche Krieger, und die Kranolta …«, mit einer Handbewegung wies sie auf die zerstörte Stadt, »… die sind ziemlich tödlich.«
Roger nickte und schaute sich um, dann blickte er Sergeant Major Kosutic wieder an.
»Und wir?«, fragte er dann leise.
»Och ja«, antwortete Kosutic. »Niemand, der RIP übersteht, kommt nicht mit einem Feuergefecht klar. Aber … da werden sehr, sehr viele von diesen Krabblern sein, und wir sind nur ziemlich wenige.« Sie erschauerte sichtlich, als ihr der Geruch verbrannten Holzes von den Tausenden von Feuern im Dschungel in die Nase stieg.
»Das wird auf jeden Fall interessant werden. Der Teufel soll mich verdammen, wenn das nicht interessant wird.«
»Wir werden diese Aufgabe erfüllen, Sergeant Major«, meinte der Prinz zuversichtlich.
»Jou.« Kosutic betrachtete die Schwertscheide, die über seine Schulter hinausragte. »Das werden wir wohl alle, nehm ich an.«
Nun kam Captain Pahner langsam auf sie zu geschlendert; er hatte die Positionen der einzelnen Soldaten überprüft, und nun schaute er zu den Nebelschwaden hinaus, die von den Ruinen der zerstörten Stadt aufstiegen.
»Wunderschöner Morgen, Jungs«, merkte er an, und Roger gluckste.
»Er wäre noch schöner, wenn die Hälfte ›meines‹ Zuges Vollrüstung tragen würde, Captain. Wie sieht die Gesamtlage aus?«
»Na ja«, seufzte Pahner und verzog das Gesicht. »Schön ist die nicht, ›Lieutenant‹. Poertena hat den Fehler gefunden: ein Schimmelpilz, der den Überzug der Kontakte an den Stromleitungen der Gelenke angreift. Man kann diesen Überzug auch nicht entfernen, das sind Bimetallkontakte. Das Problem scheint irgendwo in der neuen ›verbesserten‹ Version zu liegen.«
»Oh Scheiße«, schnaubte Kosutic grimmig.
»Jou.« Pahner nickte, ebenso grimmig. »Noch eine ›Verbesserung‹.
Alle Anzüge, die nicht kürzlich ein Upgrade bekommen haben, sind in Ordnung. Aber das sind eben nur diese vier.«
»Und was machen wir jetzt?« Vor Sorge hatte Roger die Augen weit aufgerissen, schließlich hatte Pahner mehrmals betont, wie dringend sie diese Panzeranzüge bräuchten, um den Raumhafen einzunehmen.
»Glücklicherweise nutzen sich diese Kontakte ohnehin ab, deswegen befindet sich im Ersatzteilvorrat in jeder Rüstung immer noch ein Satz zum Austauschen. Die Kontakte, die jede Rüstung versiegelt mitführt, sind in Ordnung, aber …«
»Aber es gibt eben normalerweise immer nur einen zusätzlichen Satz pro Anzug.« Kosutic schüttelte den Kopf. »Also bleibt es bei vier Dynamikpanzerungen, bis es daran geht, den Raumhafen einzunehmen.«
»Genau.« Der Captain nickte. »Wir können die Anzüge ausschlachten, deren Träger wir hier verlieren, oder die Anzüge, die anderweitig irreparabel beschädigt werden. Damit wir Seine Hoheit in einen Anzug stecken können, wenn es richtig schlimm aussieht.
Aber bis dahin haben wir nur unsere ›Vier Apokalyptischen Reiter‹.«
»Dann wird das wohl ausreichen
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