Das Bronze-Bataillon
zusammengefügt worden; in den weitaus meisten Fällen konnte dabei auf Mörtel vollständig verzichtet werden. Einst waren die Oberflächen verputzt gewesen, und Türsturze und Zierleisten wiesen noch Spuren der einst farbenprächtigen Bemalung auf. Doch jetzt war der Putz fleckig und rissig, Dächer waren eingestürzt, Häuserecken angeschlagen, und die einst hellen Farben wirkten in dem gleißend-grauen Licht geradezu mitleiderregend verblasst. Es gab auch Anzeichen von Hochwasserschäden; braune Linien weit oben an den Außenmauern zeigten, wie hoch das Wasser gestanden haben musste. Viele dieser Gebäude waren inzwischen verlassen, doch in manchen dieser Ruinen bewegten sich huschend noch Schatten – verstohlene Bewohner, die ihre Gesichter ganz gewiss nur im Schatten der Nacht zu zeigen wagten.
Je weiter den Hügel hinauf die Kompanie kam, desto mehr nahm die Qualität des Mauerwerks ab, doch dafür waren die Gebäude hier besser in Stand gehalten. Oberhalb der Linie, bis zu der das Hochwasser gestanden hatte, wurden deutlich mehr Gebäude bewohnt, und das Straßengewirr wurde nun erst recht zu einem regelrechten Labyrinth, Häuser waren auf andere Häuser getürmt und quer über die Gassen gebaut worden, sodass aus vielen Gässchen wahre Tunnel wurden.
In diesem Labyrinth wurde Handel getrieben. Alles wirkte indes planlos und unorganisiert. Einige wenige Straßenhändler säumten die Straße und boten kärgliche Mengen halb verrotteter Früchte feil, verschimmelten Gerstenreis, billigen, handwerklich schlecht gemachten Schmuck und andere Kinkerlitzchen. Die offenkundige Armut dieser Gegend war erdrückend, und der Gestank verrottenden Mülls und ungeleerter Latrinen hing in der Luft, wo junge Mardukaner in Türeingängen hocken und apathisch mit den Fingern Muster in den Staub der Straße schmierten.
Abrupt endete dieses Elendsviertel, und die Kompanie stand auf einem großen freien Platz. Hügelabwärts war dieser von großen Lagerhäusern gesäumt, die vor langer Zeit einfach in das dahinter liegende Straßengewirr hineingeschnitten worden sein mussten. Ihre Stirnseite begrenzte einen großen, flachen Platz, der zum Teil natürlichen Ursprungs, zum Teil auch von den Mardukaner angelegt war.
Das Herzstück dieses Platzes war ein großer Brunnen, dessen Mitte die Statue eines bewaffneten Mardukaners zierte. Hügelaufwärts war der Platz von einem großen, reich verzierten Gebäude begrenzt.
Dieses Gebäude schien sich bis zur Zitadelle auf der Kuppe des Hügels hinaufzuziehen – ohne Unterbrechung, dafür aber in Myriaden verschiedenster Baustile. Es schien ein einziger, wahrhaft riesiger Palast zu sein, und am Eingang dieses Palastes fand gerade eine Zeremonie statt.
Ganz offensichtlich war es eine öffentliche Audienz. Der Regent dieses Stadtstaates saß auf einem prächtigen Thron, der vor dem Haupttor seines Palastes aufgestellt worden war. Wie auch der Thron in Q'Nkok war er mit Intarsienarbeiten der verschiedensten Holzsorten verziert, doch dazu war der Thron dieses Herrschers hier auch noch mit Edelmetallen und Juwelen geschmückt. Der gesamte Thronkorpus schimmerte von Gold und Silber, und überall glitzerten roh geschliffene Saphire und Rubine.
Der König war der erste ernstlich bekleidete Mardukaner, den die Kompanie zu Gesicht bekam: Er trug eine leichte, glänzende Robe in der Farbe von Safran. An den Seiten war dieses Gewand geschlitzt, an den Knöcheln hingegen gerafft und zinnoberrot abgesetzt. Ein filigranes Netz aus Silberfäden durchzog den gesamten Stoff, der Kragen dieses Kleidungsstückes war eine Borte aus Silber und Edelsteinen.
Auch die Hörner des Monarchen waren mit eingearbeiteten Edelmetallen und Juwelen geschmückt, dazu kam ein kompliziert gewebtes Netz aus juwelenbesetzten Goldketten, die das gräuliche Tageslicht einfingen und in einem matten Regenbogen brachen. Als wäre dies noch nicht genug, trug der Herrscher dazu auch noch eine schwere, juwelenbesetzte Goldkette um den Hals, die ihm schon fast bis zum Bauch ging.
Zu beiden Seiten des Königs standen Personen, bei denen es sich vermutlich um seine Berater handelte. Sie waren unbekleidet, von einer Person in einer Rüstung abgesehen, die sicherlich der Kommandant der Königlichen Wache war: Auch dessen Hörner waren mit Edelmetallintarsien und Juwelen verziert. Der Juwelenschmuck der Hörner musste wohl ein direktes Zeichen des Ranges sein, den jemand bei Hofe innehatte, denn dieser wurde immer weniger spektakulär
Weitere Kostenlose Bücher