Das Bronze-Bataillon
die Situation für ihn darstelle. Er wusste auch, dass dank der abgedunkelten Helme und der Frequenz, die sonst niemand empfangen konnte, niemand sonst diese Standpauke mitbekommen hatte.
Pahner wartete noch einen Augenblick und blickte sich in dem trostlosen Ödland um. Es mochte ja flach aussehen; doch Pahner wusste, dass sich hier Dutzende von Senken oder Gräben geben konnte, in denen sich Feinde oder Raubtiere verbergen mochten. So würde dieser ganze Marsch werden, noch monatelang. Und alle Marines wussten das – anders als die Zivilisten, die sie begleiteten. Er schüttelte den Kopf und schaltet dann wieder auf die allgemeine Kommunikationsfrequenz um.
»Also gut, Leute, die Show ist vorbei! Es geht wieder weiter.«
Großartig. Ganz großartig. Ganz genau das konnte man in einer Situation wie dieser hier besonders gut gebrauchen: ein offenkundiger Streit über die Weisungskette, gleich zu Anfang.
»Hou, hou, hou«, flüsterte Julian in sein Anzugsmikro. »Ich bin mir sicher, der Prinz hat sich gerade eine Granate eingefangen.«
»Ich wette, Pahner hat nicht einmal gefragt, warum er geschossen hat«, erwiderte Despreaux.
»Der weiß doch ganz genau, warum der Prinz geschossen hat«, schoss Julian zurück. »Der große, böse Großwildjäger hat ein kapitales Stück Großwild gefunden! Wurde doch Zeit, mal die Büchse auszuprobieren.«
»Ja, vielleicht«, erwiderte Despreaux. »Aber er ist ja auch wirklich ein Großwildjäger. Mit großen, gefährlichen Tieren beschäftigt der sich oft. Zum Henker, der macht so was als Hobby! Vielleicht hat er ja was gewusst, was Pahner nicht gewusst hat.«
»An dem Tag, da du irgendetwas findest, was der Alte nicht weiß«, kommentierte Julian, »kommst du bitte zu mir. Aber bring CardioStim mit, damit ich meinen Herzinfarkt überlebe!«
»Ich glaubä, der tötät gern«, warf Poertena trocken ein. Sie hatten jetzt den Kadaver des riesenhaften Pflanzenfressers erreicht, und Poertena schaute ihn sich genauer an. Das wäre wirklich eine nette Trophäe für jeden Jäger gewesen.
Despreaux blickte zu dem Waffenmeister hinüber. Trotz des riesigen Rucksacks, mit dem er aussah wie eine Ameise, die gerade unter einem Felsbrocken hervorkroch, hatte er sich ihnen beiden so lautlos genähert, dass sie es nicht einmal bemerkt hatten.
»Glaubst du wirklich?«
»Klar. Habä von seinem Trophäenzimmä gehört«, beantwortete Poertena ihre Frage und sog einen Schluck Wasser aus seinem Schlauch. »Da hatta alläs möglichä drin. Der tötät einfach gern.«
»Vielleicht«, wiederholte Despreaux und seufzte dann. »Wenn das stimmt, dann hoffe ich nur, dass er lernt, sich besser zu beherrschen.«
»Na ja, ich denke, das werden wir ja dann wohl sehen, wenn es das nächste Mal zu einem Fremdkontakt kommt«, schloss Julian.
» Fremdkontakt! «, rief die Vorhut.
Kapitel 17
Kosutic tippte einer Gewehrschützin an die Schulter und ließ sie aus der Marschreihe treten.
»Drei Soldaten sichern einen Krabbler«, kommentierte sie, als sie an der Soldatin vorbeiging. »Passt ihr auf euren eigenen satanverdammten Sektor auf!«
»… einfach aus dem Nichts aufgetaucht«, erklärte die Vorhut, als der Sergeant Major sich ihr näherte. Die PFC schwenkte den Sensorstab vor dem Krabbler hin und her. »Schauen Sie: fast gar keine Anzeige!«
»Deswegen haben Sie ja auch eigene Augen!«, fauchte Gunnery Sergeant Jin. Er schaute den Krabbler an, der ruhig, fast reglos vor ihnen stand, und erschauderte. Er hatte das Wesen auch nicht gesehen, bis die Vorhut das Signal gegeben hatte.
Der Mardukaner war fast zweieinhalb Meter groß. Er – es war deutlich, fast schon peinlich gut, zu erkennen, dass es ein ›er‹ war –trug ein Schild in Form einer Acht, das fast so groß war wie er selbst. Eine Lanze, die noch größer war, trug er über der Schulter, und eine große, lederne Kopfbedeckung schützte einen Großteil seines Gesichts vor der Sonne; dass eine solche Maßnahme notwendig war, war jedem hier sofort einsichtig. Angesichts der Tatsache, das Mardukaner von einer Schleimschicht auf Wasserbasis bedeckt waren, war es erstaunlich, dass er den ganzen weiten Weg bis zum Rand der Salzpfanne hatte überleben können. Eigentlich hätte er schon lange, bevor er sein Ziel erreicht hatte, an Dehydrierung sterben müssen.
Kosutic legte sich ihr Perlkugelgewehr über die Schulter, trug es jetzt ganz ähnlich wie der Mardukaner seinen Speer, trat dann an den drei Soldaten vorbei, die den Fremden
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