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Das Buch aus Blut und Schatten

Das Buch aus Blut und Schatten

Titel: Das Buch aus Blut und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Wasserman
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möchte, doch von der ich weiß, dass sie nur allzu echt war. So wie die Klinge, die sie mir an die Kehle setzte.
    Es war ein Mann und in den Schatten schien er Don Julius’ Gesicht zu haben, doch das war nur eine Illusion, geboren aus einem Traum. Es war ein Fremder, das Gesicht hinter der Kapuze eines Mönchsgewands verborgen. Ein Mann Gottes, doch was für ein Mann Gottes würde in das Schlafgemach einer Dame eindringen und ihr ein Messer an die Kehle setzen?
    â€“ An Gott zu glauben, heißt, an die Kirche zu glauben. Gott zu kennen, heißt, Ihn durch die Kirche zu kennen. Eure Ketzerei muss ein Ende haben. Jetzt.
    Ich weiß nicht, woher ich den Mut nahm zu sprechen, doch ich war nicht länger das Mädchen, das ich vor Beginn dieser Reise war, und seine Klinge war nicht die erste, die über meinen Hals fuhr.
    â€“ Wie kann es Ketzerei sein, nach Antworten über Gott zu suchen?
    â€“ Die Antworten, die Ihr braucht, hat man Euch gegeben. Der Herr hat Euch befohlen, an Ihn und Seine Kirche zu glauben. Wenn Ihr Eure eigenen Interessen Seiner Institution unterordnet, zeigt Ihr Stärke. Doch wenn Ihr Euch auf die Suche nach weiteren Antworten begebt, zeigt Ihr nur Schwäche und Habsucht.
    â€“ Wenn der Herr mich aufhalten will, so möge Er das tun.
    â€“ Mein Kind, wer, glaubt Ihr, hat mich geschickt?
    Seine Stimme klang fast freundlich.
    â€“ Ich gebe Euch eine Gelegenheit, die Euch nach Meinung vieler verwehrt bleiben sollte. Kehrt um. Bereut. Denn wenn ich wiederkommen muss, werde ich Euch nicht wecken, bevor ich tue, was getan werden muss .
    Â»Das muss die Warnung sein«, sagte Adriane plötzlich. »Kannst du dich noch an den Brief erinnern, den wir in der Bibliothek gefunden haben? In dem beschrieben wird, dass sie Elizabeth warnen wollten, damit sie aufhört?«
    Ich wusste, welchen Brief sie meinte – und ich wusste auch, dass der Verfasser des Briefes, wer immer es auch gewesen war, noch sehr viel mehr hatte tun wollen, als Elizabeth zu warnen.
    Auf seinen Befehl hin schloss ich die Augen. Als ich sie wieder öffnete, war er verschwunden. Und am Morgen, als die Sonne warm auf mein Gesicht fiel und die Verheißung einer Reise vor mir lag, kann man es mir da verdenken, dass ich die Warnung abtat, so wie ich jedes andere eingebildete Geschöpf der Nacht einfach ignorieren würde? Unsere Aufgabe war eine edle, unsere Fragen waren angemessen und die Kirche klammerte sich lediglich an ihre Macht, während sich Veränderungen bereits abzeichneten. Die Priester hatten Angst vor den Lutheranern, die darauf bestanden, ihre eigenen Bibeln in ihrer eigenen Sprache zu lesen und eine eigene Beziehung zu einem Gott schaffen wollten, der früher einmal die alleinige Domäne der Kirchenmänner gewesen war. War es da ein Wunder, dass auch das Lumen Dei sie mit Angst erfüllte? Brauchten wir die Kirche und ihre Priester noch, wenn Gott selbst uns bald schon in die Ohren flüstern würde?
    Es war die Neugierde, die mich antrieb, Bruder, und die Hingabe zu unserem Vater. Doch es war auch Anmaßung. Warnungen lassen sich einfacher ignorieren als befolgen, wie Du sehr wohl weißt, denn wenn Du das hier liest, hast Du viele Warnungen meinerseits missachtet. Und so setzten wir unsere Suche fort. Was Du ebenfalls tun wirst.
    11. November 1600
    31 »Die Fidei Defensor«, sagte ich, während ich in dem kleinen Zimmer auf und ab ging. »Das müssen die Fidei Defensor sein.« Ich hatte bis zur Morgendämmerung und noch länger an der Übersetzung gearbeitet, während Max im Bett lag und so tat, als würde er schlafen. Ich musste wissen, was passiert war. Warum hatte sie einen anderen Mann geheiratet, wo sie doch in Thomas verliebt gewesen war? Wer beobachtete sie heimlich und wie war sie den Männern entkommen, die mit Messern auf sie losgegangen waren? Und obwohl ich es nur mir selbst gegenüber zugab, wollte ich alles über das Lumen Dei wissen. Die Maschine war ein Witz, ein Märchen, doch Elizabeth hatte daran geglaubt – sie hatte Angst davor gehabt, war aber, wie ich vermutete, auch davon fasziniert gewesen –, und dann war irgendetwas passiert. Danach war sie davon überzeugt gewesen, dass die Maschine zu gefährlich war, um weiter existieren zu dürfen, und vielleicht zu gefährlich, um sie zu zerstören. Insgeheim warf ich ihr vor, zu vertrauensselig zu sein, doch aus irgendeinem Grund vertraute

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