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Das Buch aus Blut und Schatten

Das Buch aus Blut und Schatten

Titel: Das Buch aus Blut und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Wasserman
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Konstruktion verstehen und das Warum, verstehen wir Seine Gedanken. Mein Werk, Euer Lumen Dei , im Grunde genommen suchen sie alle das Gleiche, nicht wahr? Das Wissen um den Plan seiner Schöpfung und der Gründe dafür. Ihr werdet dem Kaiser von meinem Beitrag berichten, nicht wahr? Ihr werdet ihm erklären, was ich für Prag und das Reich tun kann, wenn er für meinen Unterhalt sorgt?
    Ich versicherte ihm, dass ich das tun würde, und wenn es möglich gewesen wäre, hätte ich es auch getan. Trotz seines brennenden Ehrgeizes sprach Kepler mit meiner Stimme. Auch ich glaube immer noch, dass es sinnlos ist zu wissen, wie, wenn wir nicht wissen, warum. Und es gibt viel zu viele, die uns verbieten, danach zu fragen.
    Unsere letzte Aufgabe hatten wir mit Leichtigkeit erfüllt; das Universum hatte sich unserem vereinten Willen gebeugt. So anmaßend dachten wir, als wir nach Prag zurückgaloppierten, die Seite mit den astronomischen Berechnungen in das Futter meines Umhangs genäht. Wir glaubten, dass wir bald schon das Lumen Dei in diese Welt und uns zu Ruhm bringen würden, und dann, nach dem Lauf der Dinge, so einfach wie Wasser, das von oben nach unten fällt, würden wir heiraten.
    Es schmerzt mich, daran zu denken, mit welcher Leichtigkeit wir uns vergaßen. Beide waren wir so gut wie verarmt, meine Mutter vertraute auf mich, der Familie wieder ihre angestammte Position zu verschaffen; eine Heirat war in diesem Stadium seiner Lehre undenkbar, der Lehrling eines Alchemisten ein undenkbarer Kandidat für eine Heirat, zumindest in den Augen unserer Mutter. Beim Anblick von Thomas konnte sie nur unseren Vater sehen und für mich ein Leben voller Leid und Elend, ein Leben voller Hunger und kalter Verliese. Ich wusste, dass sie eine Heirat verbieten würde. Wir konnten von unserer Zukunft träumen, doch Gott hatte es versäumt, uns die Werkzeuge zu geben, mit denen wir sie bauen konnten. Das, liebster Bruder, waren die Wahrheiten, die wir auf jener Reise zurück nach Prag so bereitwillig ignorierten, und als wir uns dem Ufer des Flusses Vrchlice näherten, nur einen Tagesritt von zu Hause entfernt, war unser Lächeln so breit wie das Gewässer.
    Und dort fanden sie uns dann.
    Der erste Pfeil schoss an meinem Ohr vorbei, doch der zweite fand sein Ziel und senkte sich tief in die Flanke meines Hengstes. Ein dritter und ein vierter Pfeil flogen, einer durchbohrte sein Auge, der nächste seinen langen schwarzen Hals. Ich wurde abgeworfen und landete zum Glück ein gutes Stück von dem sich windenden Tier entfernt. Ich konnte nichts anderes tun, als seinem Schmerzenstanz und schließlich seinem Tod zuzusehen. Thomas’ Pferd wurde genauso schnell zu Fall gebracht und ich wartete, um die Folgen einer ignorierten Warnung zu tragen, wartete, um an Thomas’ Seite zu sterben, wohl wissend, dass ich es war, die sein Leben gestohlen hatte.
    Doch kein Messer wurde gezogen. Man fesselte uns und verband uns die Augen, dann wurden wir auf einen klapprigen Karren geworfen und in einen übel stinkenden Raum gebracht. Obwohl unsere Entführer sich große Mühe gegeben hatten, um den Ort vor uns zu verheimlichen, wusste ich, wo wir waren, allein wegen des Geruchs. Unser Vater hatte mich nur ein einziges Mal nach Sedlec mitgenommen, doch den erdigen Geruch alter Schädel vergisst man nicht so schnell.
    Ihre Bemühungen gaben mir Hoffnung. Hätten sie uns hierhergebracht, um uns zu töten, so dachte ich, hätten sie sich bestimmt nicht damit aufgehalten, den Weg vor uns zu verbergen.
    Meine Augenbinde wurde entfernt, doch die Fesseln blieben, wo sie waren. Thomas lag zusammengesunken in einer Ecke, und nur das Auf und Ab seiner Brust versicherte mir, dass sein Leben verschont worden war. Bis jetzt. Unsere drei Entführer waren maskiert.
    â€“ Wir wissen, was Ihr in Graz getan habt. Wir wissen, was Ihr mit Groot zusammen tut. Wir wollen das Lumen Dei. Und wir werden Euch großzügig dafür entlohnen.
    Es gibt kein Lumen Dei , sagte ich zu ihnen.
    Jetzt meldete sich der zweite Mann zu Wort.
    â€“ Noch nicht. Aber es wird ein Lumen Dei geben und es darf nicht in die Hände der Habsburger fallen. Es wäre ein Verbrechen am tschechischen Volk und an allen Völkern dieser Erde, die unter ihre Herrschaft fallen würden.
    â€“ Ein Verbrechen an Gott. Der Kaiser wird trotz seines Leugnens immer ein Freund der Kirche sein. Und in ihren Händen

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