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Das Buch aus Blut und Schatten

Das Buch aus Blut und Schatten

Titel: Das Buch aus Blut und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Wasserman
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wird aus einem Wunder eine Sünde werden.
    Wenn Ihr von dem Lumen Dei wisst und wenn Ihr von Groot Warnung zu tragen, wartete, um an Thomas’ Seite zu sterben, wohl wissend, dass ich es war, die sein Leben gestohlen hatte.
    Doch kein Messer wurde gezogen. Man fesselte uns und verband uns die Augen, dann wurden wir auf einen klapprigen Karren geworfen und in einen übel stinkenden Raum gebracht. Obwohl unsere Entführer sich große Mühe gegeben hatten, um den Ort vor uns zu verheimlichen, wusste ich, wo wir waren, allein wegen des Geruchs. Unser Vater hatte mich nur ein einziges Mal nach Sedlec mitgenommen, doch den erdigen Geruch alter Schädel vergisst man nicht so schnell.
    Ihre Bemühungen gaben mir Hoffnung. Hätten sie uns hierhergebracht, um uns zu töten, so dachte ich, hätten sie sich bestimmt nicht damit aufgehalten, den Weg vor uns zu verbergen.
    Meine Augenbinde wurde entfernt, doch die Fesseln blieben, wo sie waren. Thomas lag zusammengesunken in einer Ecke, und nur das Auf und Ab seiner Brust versicherte mir, dass sein Leben verschont worden war. Bis jetzt. Unsere drei Entführer waren maskiert.
    â€“ Wir wissen, was Ihr in Graz getan habt. Wir wissen, was Ihr mit Groot zusammen tut. Wir wollen das Lumen Dei. Und wir werden Euch großzügig dafür entlohnen.
    Es gibt kein Lumen Dei , sagte ich zu ihnen.
    Jetzt meldete sich der zweite Mann zu Wort.
    â€“ Noch nicht. Aber es wird ein Lumen Dei geben und es darf nicht in die Hände der Habsburger fallen. Es wäre ein Verbrechen am tschechischen Volk und an allen Völkern dieser Erde, die unter ihre Herrschaft fallen würden.
    â€“ Ein Verbrechen an Gott. Der Kaiser wird trotz seines Leugnens immer ein Freund der Kirche sein. Und in ihren Händen wird aus einem Wunder eine Sünde werden.
    Wenn Ihr von dem Lumen Dei wisst und wenn Ihr von Groot wisst, warum braucht Ihr dann uns?, fragte ich. Holt es Euch von ihm.
    Ich sah den dritten Mann an, während ich sprach, den, der bis jetzt stumm geblieben war. Was eine weitere vergebliche List war. Ich kannte ihn, selbst wenn ich seine tiefe, krächzende Stimme nicht hörte. Ich kannte seinen Buckel und ich kannte seinen hinkenden Gang. Václav. Groots treuer Diener, der einzige Mann, dem Groot seine Geheimnisse anvertraute. Wenn jemand ohne meine Hilfe von Groot stehlen konnte, dann er. Und doch hielt ich den Mund. Václav durfte nicht wissen, dass ich ihn erkannt hatte, sonst würde ich nicht mit meinem Leben davonkommen.
    â€“ Ihr müsst es sein.
    â€“ Ihr werdet es sein.
    â€“ Oder Ihr werdet an ihrer statt zur Verantwortung gezogen.
    Sie verbanden uns wieder die Augen. Der Karren fuhr eine Ewigkeit durch die ländliche Gegend. Und dann beförderte mich der Tritt eines Stiefels in meinen Bauch auf die Erde und ich hörte, wie die Pferde in der Ferne verschwanden. Sie hatten uns einfach ausgesetzt, blind und gefesselt in einer Dunkelheit, die nach Viehdung stank. Indem ich meinen Kopf an Thomas’ Schulter rieb, gelang es mir, die Augenbinde zu entfernen, und mit vereinten Kräften konnten wir uns dann von unseren Fesseln befreien. Wir lagen in einer schmutzigen Gasse. Eine neugierige Kuh starrte uns an. Der Wind trug Stimmen zu uns, die über den Preis von Vieh und Fleisch verhandelten. Wir konnten nicht weiter als ein paar Straßen vom Wenzelsplatz entfernt sein. Wir waren nicht einfach nur am Leben. Wir waren zu Hause.
    Thomas hielt mich fest. Er zitterte. Ich hatte ihm das angetan. Ich hatte ihn in diese Sache hineingezogen. Ich hatte ihn fast das Leben gekostet.
    Ich muss Dir etwas sagen, gestand ich ihm.
    â€“ Und ich Dir. Doch nicht hier.
    Er brachte mich zur Gruft in der Kirche des heiligen Boethius, wo er, wie er sagte, getauft worden war und den Priestern viele Jahre gedient hatte, mit den niedersten Tätigkeiten wie dem Schüren des Feuers und dem Flicken von Löchern. Die Priester werden uns beschützen, sagte er.
    Er zündete eine Kerze an und hielt mich in seinen Armen, als ich ihm von dem Mann erzählte, der sich in meine Schlafkammer geschlichen hatte, dem Mann mit der Mönchskutte und dem Messer, der mich gewarnt und zur Umkehr beschworen hatte.
    Ich hatte dem Mann nicht geglaubt, doch jetzt tat ich es. Ich würde sterben, wenn ich half, das Lumen Dei zum Leben zu erwecken. Und wenn ich es nicht tat, würden Václav und seine Kumpane mich töten.
    Das konnte ich ertragen. Wenigstens hatte

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