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Das Buch aus Blut und Schatten

Das Buch aus Blut und Schatten

Titel: Das Buch aus Blut und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Wasserman
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nicht echt sein darf.«
    Â»Ich dachte, ich hätte mich klar genug ausgedrückt. Ich kann nicht daran glauben, weil es total lächerlich ist und weil es…«
    Â»Weil es Gott nicht gibt. Ja, du hast dich klar genug ausgedrückt. Denn wenn es einen Gott gäbe, hätte er dir deinen Bruder genommen. Er hätte dir Chris genommen. Was würdest du mit so einem Gott wollen? Aber wenn es eine Maschine gäbe – ein Wunder –, die beweisen könnte, dass du dich geirrt hast, hättest du diesen Gott am Hals. Und dann würdest du dich fragen müssen, warum er sie dir genommen hat.«
    Â»Glaubst du, davor habe ich Angst?«
    Â»Ich glaube, du hast Angst davor zu glauben, dass es etwas gibt, das dir alles wegnehmen will, was du liebst. Und vielleicht… vielleicht hast du Angst davor zu hoffen, dass du sie mit dem Lumen Dei , mit der Macht, die es angeblich hat, zurückbringen kannst.«
    36 Als wir das Hostel erreichten, warteten sie schon auf uns.
    Ich wartete auch – darauf, dass die Vorwürfe losgingen, dass ich mich verteidigen musste, wenn mir vorgehalten wurde, einfach so abgehauen zu sein, und ich mich wieder entschuldigen musste für etwas, das ich wieder nicht bereute. Doch sobald ich Max und Adriane dort stehen sah, Seite an Seite, beide mit verschränkten Armen, die Köpfe geneigt, war es damit vorbei. Stattdessen empfand ich Wut – und noch etwas anderes. In all den Monaten hatte ich sie praktisch angefleht, einander eine Chance zu geben, wenigstens für eine Weile nicht mehr aneinander rumzumeckern und endlich einmal ein richtiges Gespräch zu führen; aber vielleicht war ich mit dem Kalten Krieg besser dran gewesen. In der Beziehung war Adriane unmissverständlich gewesen: Sie konnte jeden haben, den sie wollte. Und ich hatte es für selbstverständlich gehalten, dass sie ihn nicht wollte.
    Es war vollkommen absurd, sich das auch nur vorzustellen.
    Aber es wäre naiv, es nicht zu tun. Dabei war Max doch derjenige gewesen, der gesagt hatte, dass wir uns Eifersucht nicht leisten konnten.
    Â»Du hast etwas gefunden, stimmt’s?« Max hob mich hoch und küsste mich. »Das seh ich dir an.«
    Ich fragte ihn nicht, warum er nicht wütend war, da ich sonst angedeutet hätte, dass es etwas gab, worauf er wütend sein könnte. »Was war mit der Uhr?«, fragte ich stattdessen.
    Â»Nichts. Aber das hast du ja schon gewusst.« Er küsste mich wieder. »Gut, dass ich mich in jemanden verliebt habe, der klüger ist als ich.«
    Â»Hast du das auch schon gemerkt?«
    Â»Sag ich doch: Ich bin eben ein bisschen langsam«, erwiderte er.
    Manchmal wunderte ich mich, wie weich seine Hände waren. Als hätte er sein ganzes Leben lang Handschuhe getragen, als hätte er nichts berührt, bis er mich getroffen hatte. Er berührte meine Stirn mit seiner, ein Gehirnkuss, hatte er einmal dazu gesagt, und flüsterte: »Es tut mir leid. Alles.«
    Ich antwortete nicht. Ich fragte nicht, wofür er sich entschuldigte.
    Â»Und? Zeig uns, was du gefunden hast«, verlangte Max. »Das dürfte uns zum letzten Teil führen. Vielleicht ist das alles bald vorbei.«
    Â»Wir haben es gefunden«, korrigierte Eli, während er Max die zerknitterten Seiten gab. »Aber wir waren nicht die Ersten.«
    Unser Fund bestand aus einer Seite mit astronomischen Berechnungen und einem langen Brief, vier Seiten in Elizabeths präziser Handschrift – oder besser gesagt, dreieinhalb Seiten. Die letzte Seite war in der Mitte durchgerissen worden.
    Adriane schloss die Augen. »Scheiße.«
    Ich sah Max ins Gesicht. Er zeigte so gut wie keine Regung.
    Â»Wir werden erst wissen, was weg ist, wenn wir wissen, was da ist«, sagte er schließlich. Dann nahm er meine Hand. »Vielleicht reicht es ja.«
    Â»Da ist ja jemand plötzlich der Meinung, das Glas ist halb voll, der Brief ist halb ganz«, meinte Eli. »Sieht ganz so aus, als hätte Adriane mit ihrem Antiaggressionstraining bei dir Erfolg gehabt.«
    Max beugte sich wieder zu mir, Stirn an Stirn, die Augen ganz ruhig, als hätte Eli nie etwas gesagt. Er sah mich an, als wären wir allein und alles, was zählte. »›All unser Wissen führt uns nur näher an die Unkenntnis.‹ Eliot. Wie immer.«
    Ich wollte es nicht so sagen, als würde ich versuchen, ihn zu überzeugen oder mich selbst, aber ich tat es trotzdem, mit

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