Das Buch aus Blut und Schatten
im Hals.
Adriane strich sich die Haare zurück. Es war erstaunlich, wie sie es ohne ihre unzähligen Kosmetikprodukte und mit nur drei oder vier Kleidungsstücken zum Wechseln immer noch fertigbrachte, so auszusehen, als würde sie gleich auf eine Party gehen. Während ich an einem Punkt angelangt war, wo ich Spiegeln zu ihrer eigenen Sicherheit aus dem Weg ging. »Wir haben ein gutes Spiel gespielt«, sagte sie etwas leiser. »Aber es ist vorbei. Und es wäre auf jeden Fall hier zu Ende gewesen, so oder so.«
Max legte seine Hand auf meine. »Sie hat recht.«
Und da wusste ich, dass es vorbei war. Wenn Max so weit war, dass er aufgeben wollte â Max, dem dieser Kampf immer mehr bedeutet hatte als uns, der am meisten zu verlieren hatte â, dann blieb uns tatsächlich nichts anderes mehr übrig.
Wir hatten versagt.
Ich sah Eli an. Er hob die Hände, als würde er sich wehren wollen. »Ich war von Anfang an nicht eingeladen, schon vergessen? Meine Stimme braucht ihr nicht.«
»Ich will wissen, was du denkst.«
»Die Polizei glaubt nicht, dass er etwas damit zu tun hat«, gab Adriane zu bedenken.
»Das glauben sie von euch beiden auch nicht«, erwiderte Max leise. »Aber sie benutzen euch, um mich zu finden.«
»Vielleicht«, meinte ich. »Oder vielleicht haben die Hleda Ä i ja uns allen eine Falle gestelltâ¦Â«
»Und vielleicht können wir die Polizei dazu bringen, uns das zu glauben«, unterbrach mich Max. »Oder wir könnten versuchen, so eine Art Abmachung zu treffen, wie du schon vorgeschlagen hast, aber das wäre sicherer, wenn wir wieder zu Hause wären. Wenn ich im Gefängnis sitze, kommen die Hleda Ä i wenigstens nicht an mich ran.«
Darüber wollte ich gar nicht nachdenken.
»Wollt ihr wirklich aufgeben?«, fragte ich. »Wir werden doch verhaftet, sobald wir einen Flughafen betreten.«
»Aber dann seid ihr wenigstens sicher.« Max faltete den zerrissenen Brief auseinander und fuhr mit dem Finger über den Falz. »Ich hab alles falsch gemacht«, sagte er. »Alles. Ihr solltet gar nicht hier sein. Keine von euch beiden.«
»Du auch nicht.«
»Du hast recht.«
»Dann gehen wir also nach Hause?«, erkundigte sich Eli.
»Wir?«, fragte ich. »Ich dachte, dich würde diese Diskussion nichts angehen.«
»Wenn ihr geht, gehe ich auch«, erwiderte er. »Wenn ihr der Polizei eine Geschichte wie diese erzählen wollt, braucht ihr alle Zeugen, die ihr kriegen könnt.«
»Dann gehen wir nach Hause«, entschied Max.
»Nach Hause«, wiederholte Adriane und ich fragte mich, ob es sich für die anderen genauso seltsam anhörte wie für mich.
38 Und dann waren wir allein.
Max. Ich. Und alles Ungesagte, das zwischen uns stand.
»Du bist völlig verspannt«, meinte er, während er meine Schultern massierte.
Ich lieà zu, dass er mich berührte, doch ich antwortete nicht.
»Adriane scheint es etwas besser zu gehen.«
Ich wurde starr.
»Warum kümmert es dich plötzlich, wie es ihr geht?« Mir gefiel nicht, wie meine Stimme klang. Mir gefiel nicht, wie seine Hände auf meinen Schultern liegen blieben und wie das Zimmer plötzlich in Schweigen versank, als hätten wir beide ein Knarren gehört und warteten nur darauf, dass der Baum fiel.
»Ich muss dir was sagen.« In seiner Stimme lag Angst.
Ich wollte es zurücknehmen. Oder ihm wenigstens sagen, dass er aufhören sollte, dass er sein Geständnis schlucken sollte, bevor es zu spät war.
»Dann sag es.«
»Dreh dich um«, verlangte er.
»Sag es einfach.« Ich wollte ihn nicht ansehen, wenn er es aussprach.
»Bitte.«
Ich drehte mich und sah ihn an. Max. Mit seinen widerspenstigen Haaren, der Nickelbrille und dem unverhofften Lächeln. Max, der mich lieben sollte.
»Ich wollte nie, dass du es erfährst«, begann er. »Aber Adrianeâ¦Â«
»Sag es einfach.« Ich brachte es kaum heraus.
Er schluckte. Sein Gesicht war kalkweiÃ, als wäre er krank. »Ich bin froh, dass sie es war.«
Ich verstand nicht.
»In der Nacht. Bei Chris. Ich bin froh, dass sie es war und nicht du. WeiÃt du, was sie mir erzählt hat, in der Nacht, als es ihr so schlecht ging?«
»Nein.« Ich war völlig verwirrt, weil ich nicht wusste, worauf er hinauswollte. »Du hast gesagt, das sei etwas
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