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Das Buch aus Blut und Schatten

Das Buch aus Blut und Schatten

Titel: Das Buch aus Blut und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Wasserman
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und hört sie in der Dunkelheit, Nacht für Nacht. Ich werde Eure Maschine suchen. Und wenn ich sie gefunden habe, komme ich Euch holen.
    Das Symbol unter der Unterschrift hatte die Farbe von Rost und war mir inzwischen bestens vertraut. Die Hleda č i – der erste Hleda č i – waren vor mir hier gewesen. Bis auf den Brief war die Kiste leer. Das Lumen Dei war verschwunden.
    Â»Sie hatten es schon die ganze Zeit?«, fragte ich. Ich konnte es einfach nicht glauben. »Wir sind astronomischen Berechnungen und einem Häufchen Erde hinterhergejagt und die ganze Zeit über hatten sie das Ding praktisch fertig und betriebsbereit? Und wir haben ihnen im Grunde genommen alles andere gegeben, was sie noch gebraucht haben.«
    Wir hatten versagt – versagt, noch bevor wir begonnen hatten. Und wir hatten nicht nur versagt, sondern auch noch dafür gesorgt, dass sie ihr Ziel erreichten. Egal, ob Max ihnen die anderen Teile freiwillig gegeben hatte oder ob sie sie ihm mit Gewalt abgenommen hatten, das änderte nichts an der Tatsache, dass wir den Hleda č i vermutlich das komplette Lumen Dei frei Haus geliefert hatten. Ich hatte geglaubt, dass Elizabeth mich irgendwie über den Tod hinaus retten würde – stattdessen hatte ich es fertiggebracht, vierhundert Jahre nach ihrem Tod den Leuten zu helfen, die ihr Leben zerstört hatten. Ich hatte den Leuten geholfen, die Chris ermordet hatten. Sie hatten ihn mir genommen, sie hatten mir Max genommen und ich hatte ihnen dafür alles gegeben.
    Â»Nicht alles.« Die Stimme mit dem starken Akzent kam von einer Stelle hinter uns. »Dich nicht.«
    Als ich mich umdrehte, sah ich etwas, das so völlig daneben war, dass ich einen Moment brauchte, um es zu begreifen. Ein Priester. Mit einer Pistole in der Hand.
    Â»Auf die Knie«, befahl er, während er die Waffe ein Stück höher hob. »Beide.«
    Â»Ich dachte, Sie können kein Englisch«, sagte ich. In der halbdunklen Gruft sah Pater Hájek älter aus als vorher. Uralt. Aber die Pistole war ein auf Hochglanz poliertes Stück moderner Technik und seine Hand zitterte nicht.
    Sein zerknittertes Lächeln schaffte es nicht bis zu seinen Augen. »Ich kann durchaus. Wenn es mir passt.«
    Eli sagte etwas auf Tschechisch.
    Der Priester schüttelte den Kopf und gestikulierte mit der Waffe. »Auf die Knie. Ich warte.«
    Ich kniete mich hin. Einen Moment später folgte Eli meinem Beispiel. Die leere Kiste stand zwischen uns auf dem Boden.
    Â»Nein«, murmelte Eli und beantwortete damit die Frage, die ich ihm nicht gestellt hatte. »Ich war’s nicht. Das schwöre ich.«
    Aber es spielte sowieso keine Rolle mehr, ob Eli uns in die Falle geführt hatte oder nicht. Wir saßen mittendrin.
    Â»Wie ich Ihren Freunden schon gesagt habe, kann ich Ihnen nicht helfen. Ich bin nicht eure vyvolená . Ich bin niemand. Also machen Sie schon. Schießen Sie.« Ich konnte nicht glauben, wie einfach es war, das zu sagen. Vielleicht, weil das alles hier nicht wahr sein konnte. Irgendwie wartete ich selbst jetzt noch darauf, endlich aufzuwachen.
    Â»Nora…«
    Â»Was? Ich hab es satt wegzulaufen und ich hab es satt zu warten. Chris ist tot. Wegen mir. Max ist tot. Weil sie mich haben wollten. Jetzt haben sie mich. Ich helfe bei der Schlussfolgerung nur ein bisschen nach.«
    Das Lächeln des Priesters wurde breiter. »Du hast es ihr nicht gesagt.«
    Â»Nora.« Eli schluckte. »Er ist kein Hleda č i.«
    Die dicke Goldkette, die um den Hals des Priesters hing, hatte er vermutlich schon bei unserem ersten Besuch in der Kirche getragen, aber natürlich hatte es an dem Tag keinen Grund für mich gegeben, auf das gezackte Kreuz aus Gold zu achten, das an der Kette hing, ein Kreuz, das eher wie ein Schwert wirkte. Und als mir das gleiche Kreuz als Tattoo über Elis Herz aufgefallen war, hatte ich keinen Zusammenhang gesehen. Vielleicht hatte ich keinen sehen wollen.
    Â»Fidei Defensor«, sagte ich, während ich Eli ins Gesicht starrte. Dort sah ich etwas, was ich vorher noch nie gesehen hatte: die nackte Wahrheit.
    Es tut mir leid , formten seine Lippen. Es kam kein Ton heraus.
    Nichts war sinnloser als eine Bitte um Vergebung.
    Â»Wenn sie so viel weiß, weiß sie zu viel«, warf der Priester ein.
    Ich konnte mir nicht helfen – ich lachte einfach los. »Im Ernst?«
    Pater Hájek sah verwirrt aus.
    Â»Die

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