Das Buch aus Blut und Schatten
hilft es uns ja.«
»Okay, ich habâs verstanden«, sagte ich, während ich es noch versuchte.
»Ich hoffe, du findest es, Nora«, rief sie, als ich schon fast aus der Tür war.
»Ist dir das denn noch wichtig?«
»Ja. Weil es dir wichtig ist.«
»Ich dachte, es wäre uns beiden wichtig.« Und dann, ohne zu fragen, ging ich zum Bett, griff hinter sie und nahm Maxâ Jacke.
»So kalt ist es nicht.«
»Es ist kalt genug.«
14 Eli wartete in der Lobby, lang ausgestreckt auf der einzigen, schon sehr zerschlissenen Couch. Er hatte die Augen halb geschlossen und tat sehr überzeugend so, als würde er den Eingang nicht beobachten. Als ich an ihm vorbeiging, sprang er auf.
»Wo gehen wir hin?«, fragte er.
»âºWirâ¹?«
»Ich lasse dich doch nicht allein durch diese Tür da. Das ist zu gefährlich.«
»Ah ja. Und du nicht?«
»Du hast noch einen Hinweis gefunden, stimmtâs?«, sagte er. »Und du hast ihn entschlüsselt. Das ist der einzige Grund, warum du es riskieren würdest, das Hostel zu verlassen.«
»Vielleicht hab ich ja keinen Conditioner mehr. Man sollte den Nutzen von guten Haarpflegeprodukten nie unterschätzen.«
»Entweder wir gehen zusammen oder ich folge dir.«
»Unter anderen Umständen würde ich ja sagen, du kannst mich mal.«
»Aberâ¦Â«
»Aber in diesem besonderen Fall könntest du vielleicht sogar ganz nützlich sein.«
»Höre ich da etwa ein Bitte, Eli, wärst du so nett und würdest mir helfen, weil ich dich ganz dringend brauche?«
»Glaub mir, du hörst immer noch du kannst mich mal«, erwiderte ich.
»Auch gut. Warten wir auf Adriane?«
»Nein. Tun wir nicht.«
15 »Und warum glaubst du, ich könnte uns in die Gruft bringen?«, fragte Eli, während er die graue AuÃenwand der Kirche musterte. Die Kostel sv Boehia, die Kirche, in der uns ein Priester das erste Mal von den Hleda Ä i erzählt hatte. Die Kostel sv Boethia, in der Thomas der Frau, die er liebte, das Schlimmste von sich gestanden hatte, in der Elizabeth ihn genug geliebt hatte, um ihm zu vergeben.
Manchmal war Zufall nur Zufall. Aber manchmal eben nicht.
»Wenn du nett fragst, lässt uns dein Priesterfreund bestimmt rein«, erwiderte ich.
»Wir reden hier von einer heiligen Gruft, in der die Knochen ihrer Märtyrer begraben sind. Ich glaube nicht, dass es mit einem bitte, bitte klappen wird.«
»Und er ist nicht dein Freund«, fügte ich hinzu. »Den Teil hast du vergessen.«
Er lieà sich nicht provozieren. »Wir sollten es mal auf der Rückseite probieren.«
Hinter der Kirche fanden wir eine leere StraÃe, eine lange, niedrige Steinmauer, auf der zwei halb leere Plastikbecher mit Bier standen, und eine abgeschlossene Tür.
»Kein Problem.« Eli suchte ein paar Meter Rinnstein ab, bis er ein Stück Metalldraht gefunden hatte. Er bog ihn zurecht, schob ihn in das Schloss und bewegte ihn ein paarmal hin und her. Ich hörte ein Klicken.
»So einfach?«
Die Tür ging auf. »So einfach.«
Wir schlichen auf Zehenspitzen ins Innere der Kirche und dann eine schmale Treppe hinunter. Eine nackte Glühbirne warf ihren schwachen Schein wie ein heiliges Nachtlicht auf die rostfarbenen Wände und die niedrige Gewölbedecke. Ich sah groÃe Kandelaber mit Kerzen, Steingesichter, die von Säulen herunterheulten, merkwürdige Flecken um die in den Boden eingelassenen Grabplatten. Sämtliche Zutaten für einen billig gemachten Gruselfilm, inklusive der dämlichen Teenager, die in der Dunkelheit herumstolperten, Jäger und Gejagte zugleich.
Und in einem Halbrelief auf dem Schlussstein eines Steinbogens entdeckte ich eine Taube, die einen Olivenzweig im Schnabel hielt.
Ich deutete auf den steinernen Vogel. »Da ist es.«
»Das ist ein katholisches Symbol für den Heiligen Geist. Eine Taube in einer Gruft zu finden, ist ungefähr so, als würde man in einem Baseballstadion ein Bier finden. Mal ganz abgesehen davon, dass du nicht einmal weiÃt, ob du den Code richtig entschlüsselt hast.«
»Doch. Ich weià es.« Ich zwängte meine Finger in die dunkle Spalte zwischen den Steinplatten direkt unter der Taube. Irgendetwas bewegte sich. »Sie ist lose«, erklärte ich. »Das muss es sein.«
Eli hielt meine Hand fast. »Bist du sicher?«
Ich starrte ihn
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