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Das Buch aus Blut und Schatten

Das Buch aus Blut und Schatten

Titel: Das Buch aus Blut und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Wasserman
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an. »Die Taube. Die Kirche – dieselbe Kirche. Wie viele Beweise brauchst du noch?«
    Â»Nein, ich meine…« Er wandte den Blick ab. »Das ist gesegneter Boden. Wir können doch nicht einfach den Fußboden rausreißen, als wäre es der Keller im Haus deiner Eltern.«
    Â»Das machen wir doch gar nicht.«
    Â»Auf dem Friedhof hättest du nicht gegraben. Das hast du selbst gesagt.«
    Â»Ja, aber…«
    Â»Hier sind auch Leute begraben.«
    Ich versuchte krampfhaft, nicht daran zu denken. »Ich will sie ja nicht ausgraben.«
    Eli sah nicht sehr überzeugt aus.
    Â»Du warst derjenige, der unbedingt mitkommen wollte. Wenn du gehen willst, dann geh. Aber ich mach das jetzt.«
    Â»Ich will doch nur…« Er schloss die Augen, beugte den Kopf und bewegte lautlos die Lippen. Nur für einen Moment und dann sah er mich wieder an. »Okay, wir machen es.«
    Ich fragte nicht, ob er gebetet hatte oder an wen er sich gewandt hatte oder warum. Und ich bat auch nicht um Vergebung für mich selbst, während ich die Steinplatten aus dem Fußboden löste. Schließlich hatte Gott mich ja auch nie um Vergebung gebeten.
    Unter den Steinplatten befand sich eine Schicht Erde und Dreck. Und darin eingebettet stand wie ein Sarg eine Kiste aus Holz und Eisen, dreimal so groß wie die, die wir am Fuß des Mihulka ausgegraben hatten. Ich hatte gewusst, dass ich recht hatte, doch erst, als meine Hände nach der Kiste griffen, glaubte ich es. Das war es, das Herzstück des Lumen Dei – nicht nur eine Handvoll Erde oder das Versprechen einer alchemistischen Umwandlung, sondern die Einzelteile der Maschine, das Eisen, Holz oder Gold, das ihr Form und Gestalt geben würde.
    Stille legte sich auf uns.
    Eli nickte. Mach weiter.
    Vor vierhundert Jahren hatte Elizabeth ihr Geburtsrecht in dieser Kiste versiegelt. Sie hatte auf den Reichtum und die Macht verzichtet, die sie sich mit dem Lumen Dei hätte verschaffen können – selbst wenn es nur ein paar nutzlose Zahnräder und Stangen gewesen wären, hätte sie diese eintauschen können, für ein Haus, eine Zukunft, ein Leben, das sie nicht von einem Mann abhängig machte, den sie nicht liebte. Und wenn es tatsächlich das große Los war, für das es alle hielten, wenn es den Menschen tatsächlich das göttliche Licht bringen konnte, wenn es sein Versprechen hielt und Allwissenheit, Allmacht, die letzte Antwort gewährte… hatte sie das ebenfalls zurückgewiesen. Sie hatte das Lumen Dei hiergelassen, für den einzigen Menschen, dem sie vertraute, für einen Bruder, der etwas Unverzeihliches getan hatte, für einen Geist.
    Oder vielleicht für mich.
    Ich öffnete die Kiste.
    16 Václav Kysely an die Zauberin Elizabeth Weston.
    Was habt Ihr geglaubt? Dass Euer reicher Gönner bei Hofe mich in den Schuldturm wirft, damit ich dort verrotte? Dass Ihr Eure Geheimnisse in der Erde vergraben könnt und niemand sie je wieder ausgraben wird?
    Ich bin Euch gefolgt, was Euch keine Überraschung gewesen sein dürfte. Ich habe gesehen, wie Ihr ein Loch gegraben und den gestohlenen Schatz versteckt habt, und dann habe ich bis zur rechten Zeit gewartet. Jetzt habe ich das wichtigste Teil des Apparats und bald werde ich wissen, wo Ihr die anderen Stücke versteckt habt. Mir wird gelingen, woran mein Herr scheiterte. Und wenn es so weit ist, werde ich die Welt von der Geißel der Emporkömmlinge befreien. Mit Euch fange ich an.
    Das ist Eure Warnung, Westonia, wie Ihr es beliebt, Euch zu nennen. Ihr spielt Euch auf, als würde niemand wissen, aus welchem Drecksloch ihr gekrochen seid, als würde niemand den Gestank der Scheiße riechen, der Euch immer noch anhaftet. Ich weiß es. Ich vergesse es nicht.
    Ich werde das Lumen Dei wiederauferstehen lassen und dabei nicht die Fehler meines Herrn wiederholen. Er hat geglaubt, das Lumen Dei sei ein Teil von Euch, und deshalb darauf bestanden, dass es aus freien Stücken hergegeben wird. Doch ich glaube schon lange, dass es nicht der Apparat ist, der geschenkt werden muss. Es ist Euer Blut. Und Euer Blut werde ich mir verschaffen.
    Ihr könnt Euch sicher sein, dass ich ganz mache, was Ihr zerstört habt. Eines Tages werdet Ihr den Ruf der Maschine hören und dann werdet Ihr in das dunkle Loch dieses Feiglings zurückkehren, danach suchen und nur meine Worte finden, die die Leere füllen.
    Jetzt hört meine Worte

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