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Das Buch aus Blut und Schatten

Das Buch aus Blut und Schatten

Titel: Das Buch aus Blut und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Wasserman
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hergekommen ist, hat er sich in diese Sache mit Dem Buch verrannt und seitdem an nichts anderem mehr gearbeitet.«
    Â»Ich hab eher den Eindruck, dass er überhaupt nicht mehr arbeitet.«
    Â»Ja, er hat seit Jahren nichts mehr veröffentlicht, nicht einmal in populärwissenschaftlichen Magazinen. Irgendwie sieht es so aus, als würde er nur noch so tun, als ob er arbeitet. Ich glaube, inzwischen geht er gar nicht mehr davon aus, etwas zu finden. Schon traurig.«
    Â»Wenn du das denkst, was machst du dann hier?«
    Â»Na ja…« Max rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum. »Ich hab zu ihm gesagt, dass ich seine Arbeiten über religiöses Sektierertum im rudolfinischen Prag toll finde und von dem Besten lernen will.«
    Â»Und in Wirklichkeit?«
    Â»In Wirklichkeit ist es so gut wie unmöglich, als Erstsemester eine gute Stelle als studentische Hilfskraft zu bekommen. Entweder man sucht sich einen Professor aus, bei dem sich sonst niemand bewerben will… oder man hilft in der Kantine aus. Und, na ja…soll ich dir ein Geheimnis verraten?«
    Â»Ich bin ganz wild drauf.«
    Wir beugten uns vor, sodass sich unsere Köpfe fast berührten.
    Â»Ich hasse Haarnetze«, flüsterte er. Dann lachten wir.
    Â»Hab ich mir das jetzt gerade eingebildet oder hast du tatsächlich einen Witz gemacht?«
    Â»Was?« Er sah beleidigt aus. »Ich bin doch lustig.«
    Â»Beweis es«, forderte ich ihn heraus.
    Â»Ã„hm…«
    Ich klopfte mit meinem Stift auf den Tisch. »Tick-tack.«
    Â»Hetz mich nicht. Okay. Okay. Ähm. Was hat der Fisch am Freitagabend gemacht?«
    Â»Ich weiß nicht. Was?«
    Â»Er ist ins Kino gegangen.«
    Ich wartete auf die Pointe, aber er sah mich nur erwartungsvoll an. »Und?«
    Â»Er ist ins Kino gegangen«, sagte Max noch einmal.
    Â»Das versteh ich nicht.«
    Â»Er – nein, warte, jetzt hab ich’s. Er ist ins Kino gegangen, um mehr Filme zu sehen. Also, Meer-Filme sehen. Er ist ein Fisch. Verstehst du’s jetzt?«
    Bevor ich es verhindern konnte, prustete ich los.
    Â»Siehst du?«, meinte er. »Lustig.«
    Â»Ich glaube, dieses Wort bedeutet nicht das, was es deiner Meinung nach bedeutet.« »Also…nicht lustig?« »Nicht lustig.«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Sagen wir mal, ich habe andere Fähigkeiten, um das zu kompensieren.«
    Ich glaube, die Pause, die darauf folgte, war unangenehmer, als wir beide gedacht hatten.
    In die Stille drang ein Geräusch. Ein Rascheln, direkt am Eingang. Dann ein kaum hörbares Scharren auf dem Steinboden. Schritte.
    Â»Chris?«, sagte ich leise. »Professor Hoffpauer?«
    Wir sahen beide zu dem dunklen Tunnel hin, der in das Hauptschiff führte, doch niemand kam. Und die Schatten darin waren undurchdringlich.
    Â»Du hast das doch auch gehört, oder?«, fragte ich fast flüsternd. »Abends sollte hier niemand mehr sein.«
    Max nickte. »Vielleicht einer der Hausmeister? Oder ein Tier?«
    Wir saßen wie erstarrt da und warteten darauf, dass etwas geschah, das seine Vermutung bestätigte oder widerlegte. Nichts passierte.
    Â»Wir sollten nachsehen«, sagte ich.
    Â»Ja, sollten wir.«
    Wir rührten uns nicht vom Fleck.
    Â»Vielleicht sind das ja diese geheimnisvollen Mächte, von denen der Hoff immer spricht«, neckte mich Max, »und die wollen jetzt das Archiv stehlen und alle Zeugen zum Schweigen bringen.«
    Mein Lachen klang irgendwie gezwungen.
    Â»Ich weiß«, gab er zu. »Nicht lustig. Aber wie ich schon sagte – ich habe andere Fähigkeiten.« Er stand auf. »Ich werde jetzt mutig sein.«
    Ich erhob mich ebenfalls. »Ja, lass uns mutig sein und einen furchterregenden Hausmeister einfangen. Pass auf bösartige Wischmops auf.«
    Max warf mir einen abschätzigen Blick zu. »Du bist auch nicht gerade lustig.«
    Dieses Mal war mein Lachen echt. Aber es war kein Ansporn für mich, den ersten Schritt in die Dunkelheit zu machen.
    14 »Hast du das gehört?«, flüsterte ich. Das Hauptschiff lag im Dunkeln, obwohl ich sicher war, dass ich das Licht eingeschaltet hatte, als ich vorhin gekommen war. »Was war das?«
    Â»Das war mein Fuß.«
    Â»Oh. Entschuldigung.« Ich machte einen Schritt nach hinten.
    Â»Das war mein anderer Fuß.«
    Â»Ã„hm. Ja.«
    Wir schlichen uns Zentimeter für Zentimeter an den Kirchenbänken vorbei in

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