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Das Buch aus Blut und Schatten

Das Buch aus Blut und Schatten

Titel: Das Buch aus Blut und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Wasserman
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Haare, die von grauen Strähnen durchzogen waren. »Mr Lewis, Sie wollten mir gerade erklären, was Sie hier machen.«
    Â»Ich arbeite als studentische Hilfskraft für Professor Hoffpauer«, gab Max Auskunft. Er nickte in meine Richtung. »Sie auch.«
    Der Polizist wandte sich an Adriane. »Und Sie…?«
    Â»Ich suche meinen Freund«, erwiderte sie.
    Ich hatte wieder das Gefühl, als würde sich jemand auf meinen Brustkorb setzen. »Du weißt nicht, wo er ist?«
    Â»Er ist in unserem Zimmer und schläft«, warf Max ein, der irgendwie misstrauisch klang. »Warum suchst du ihn dann hier? Du gehörst doch gar nicht hierher.«
    Â»Entschuldige mal«, fuhr Adriane ihn an. »Er ist nicht ans Telefon gegangen und ich musste mit ihm reden.«
    Max starrte sie an. »Worüber?«
    Â»Das ist privat.«
    Ich legte ihm die Hand auf die Schulter. Max wurde starr, schüttelte sie aber nicht ab. »Das ist doch egal«, sagte ich leise. »Solange es ihm gut geht.« Solange es uns allen gut ging. »Wird der Hoff – Professor Hoffpauer – wieder gesund?«
    Das Stirnrunzeln des Polizisten vertiefte sich. »Sieht so aus, als hatte er einen Schlaganfall. Da weiß man nie, wie es ausgeht.«
    Â»Dann wurde er also nicht…überfallen?«
    Â»Gibt es einen Grund dafür, dass Sie das glauben?«
    Â»Ich habe es Ihnen doch schon gesagt.« Max wurde plötzlich wütend. »Es ist nicht mehr da. Es ist alles verschwunden.«
    Â»Was?«, fragte ich.
    Â»Die Briefe. Die Übersetzung Des Buchs. Das gesamte Archiv – alles. Weg.«
    Ich drückte seine Hand.
    Der Polizist schüttelte den Kopf. »Wir nehmen Sie mit aufs Revier, dort können Sie eine Aussage machen und eine Liste der verschwundenen Gegenstände zusammenstellen, aber ich glaube, zumindest darum brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Es gibt weder Anzeichen für eine Gewalttat noch Anzeichen für einen Einbruch.« Er klappte seinen Notizblock zu und steckte ihn ein. »Wissen Sie, was ich denke? Ihr Prof ist ein bisschen verwirrt, hat Ihre Unterlagen irgendwo versteckt und ist dann bewusstlos geworden. Mir ist schon klar, warum Sie sich so erschrocken haben, aber das ist ein Fall für die Ärzte, nicht für die Polizei.«
    Â»Und? Was glaubst du? Was ist wirklich passiert?«, fragte ich Max, als der Polizist weg war.
    Er schluckte schwer. »Ich dachte, er wäre tot. Als ich reinkam und ihn da liegen sah…«
    Ich zog ihn an mich und küsste ihn lange. Wenn jemand in die Kirche eingebrochen war und den Hoff überfallen hatte, wenn Max nur ein bisschen früher gekommen wäre – ich musste mich zusammenreißen. »Es wird alles wieder gut.«
    Â»Die Briefe sind weg.« Er hielt mich fest. »Jemand hat den Safe ausgeräumt. Es ist alles weg.«
    Â»Du nicht.« Ich küsste ihn noch einmal und vergrub dann mein Gesicht an seiner Schulter.
    Â»Ich gehe jetzt besser«, sagte Adriane. »Schließlich gehöre ich ja nicht hierher.«
    Â»Adriane …«, fing ich an, doch sie fiel mir ins Wort.
    Â»Schon okay.«
    Das war es mit Sicherheit nicht.
    Â»Wenn du Chris findest, sagst du ihm bitte, dass…« Ich brach ab, weil ich nicht wusste, wie ich das formulieren sollte, was ich ihn wissen lassen wollte. Fünf Sekunden lang dachte ich, der Rettungswagen wäre für dich, und jetzt muss ich deine Stimme hören. Ich brauche einen Beweis dafür, dass es dich gibt. »Sag ihm einfach, dass er mich anrufen soll.« Doch als ich den Kopf hob, war sie schon weg.
    26 Ich gehe nicht in Krankenhäuser. Es liegt nicht am Geruch, an diesem fürchterlichen Gestank nach Putzmitteln, in den sich ein Hauch der Verwesung mischt, die er verdecken soll. Es liegt nicht an den Warteräumen mit ihren schäbigen, kaputten Möbeln und kleinen Grüppchen weinender oder jammernder Familien neben Hinterbliebenen mit toten Augen, die nicht bleiben müssen und nicht gehen wollen. Es liegt nicht an Andy, der es nicht mehr in ein Krankenhaus geschafft hat.
    Es liegt an den Türen. Offene Türen in schäbigen, weiß gestrichenen Fluren, die alles sehen lassen, was man nicht sehen sollte. Patienten, die weinen, Patienten, die stöhnen, Patienten, die sich übergeben, Patienten, die sich mühsam auf Bettpfannen wuchten oder barfuß, die Infusion hinter sich herziehend, zur Toilette

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