Das Buch aus Blut und Schatten
das ich nur mit Murmeln im Mund hätte wiederholen können. Eli â der uns eine groÃe Hilfe gewesen war, was ich natürlich nie zugegeben hätte â antwortete mit »D Ä kuji«, dem Wort für danke, das ich in meinem Reiseführer gefunden hatte, aber nicht aussprechen konnte, und gab ihm ein ganzes Bündel der tschechischen Kronen, die wir von der Wechselstube am Bahnhof bekommen hatten.
»D Ä kuji«, murmelte ich.
Jánský vršek 7. Wir waren da.
8 Max war nicht da. Jánský vrÅ¡ek 7 war eine schmale Pension, eingeklemmt zwischen einer leer stehenden Kneipe und einem bläulich angestrichenen Haus mit einem Messingkreuz am Eingang und einer Steinfigur, die wie ein Schwein aussah und aus dem Türsturz herausragte. Der Zlatý kanec â der Goldene Eber, wie Eli übersetzte â war ein Mittelding zwischen Motel und Hostel und hatte elf Zimmer, die alle noch frei waren, was sich aber erst herausstellte, nachdem Eli den vom Alter gebeugten Besitzer von einem lächerlich geringen Ãbernachtungspreis auf eine noch niedrigere Summe heruntergehandelt hatte. Und das, obwohl der Mann, dessen fadenscheinige Strickweste mit einem bunten Sammelsurium an Knöpfen über seinem Bauch zusammengehalten wurde und der nur noch wenige Zähne im Mund hatte, die aussahen, als wären sie ihm von einem Kleinkind, das gerade erst gelernt hatte, dass die quadratischen Klötzchen nicht in die runden Löcher passten, herausgerissen und wieder eingesetzt worden, vermutlich jede Krone gebrauchen konnte. Wahrscheinlich hätte ich Eli dankbar sein sollen, doch stattdessen fühlte ich mich stumm und hilflos, wie ein Kind, das hinter seinen Eltern hertrottet und gehorchen muss.
»Pässe«, verlangte der Mann mit starkem Akzent.
Ich steckte die Hand in den Bund meiner Jeans, um meinen Pass herauszuholen, während Adriane ihren schon in der Hand hatte, den sie trotz meiner Warnungen im Innenfach ihrer Handtasche, die nicht einmal einen ReiÃverschluss hatte, spazieren trug, doch wir erstarrten beide, als wir den blanken Hohn in Elis Blick bemerkten. Nachdem er sich bei dem Alten entschuldigt hatte, zerrte er uns in eine Ecke des groÃen, mit einer Gewölbedecke versehenen Raums, der als Lobby der Pension diente. Der Steinboden zu unseren FüÃen sah genauso aus wie das Kopfsteinpflaster drauÃen auf der StraÃe und an den früher einmal prunkvoll dekorierten Wänden hingen abblätternde Plakate für Kinofilme, Kunstausstellungen, Konzerte und â den unbeholfen gezeichneten Grafiken nach zu urteilen â Demos der Klempnergewerkschaft, die fast alle in der letzten Dekade stattgefunden hatten.
»Keine Pässe«, zischte Eli.
Adriane verdrehte die Augen. »Ich glaube nicht, dass der alte Mann dort für Interpol arbeitet.«
Eli verdrehte jetzt ebenfalls die Augen. »Könnte es sein, dass du dich gerade zum ersten Mal in ein anderes Land schmuggelst? Nur Bargeld, falsche Namen, keine Ausweise. Vertraut mir.«
Ich konnte ihn nicht fragen, wie Max mich finden sollte, wenn er nicht wusste, dass ich hier war. Nachdem Eli eine Weile auf uns eingeredet hatte und wir ihm versprochen hatten, jedes Mal, wenn wir die Pension verlieÃen, wie vorgeschrieben unseren Schlüssel an der Rezeption abzugeben, und weitere einhundertvierzig Kronen den Besitzer gewechselt hatten, bekamen wir riesige Zimmerschlüssel aus Messing ausgehändigt. Dafür genügte unser groÃes Indianerehrenwort, dass die falschen Namen, die wir auf die Meldezettel schrieben, echt waren. Eli hatte das Zimmer an einem Ende des nach Fisch stinkenden Flurs, während das identisch geschnittene Zimmer für Adriane und mich am anderen Ende lag. Wir lieÃen unsere Rucksäcke auf die dünnen Matratzen fallen, die Flecken von Körperflüssigkeiten hatten und â wie ich befürchtete â benutzte Kondome und ganze Kolonien von Bettwanzen in ihren dunklen Ritzen.
»Du nimmst das bessere.« Adriane nickte in Richtung des Betts, das etwas weniger Flecken hatte. Ein Friedensangebot. »Und wegen dem, was ich letzte Nacht gesagt habe⦠es war schon spät undâ¦Â«
»Wir waren beide müde«, unterbrach ich sie, bevor es unangenehm wurde und sie sich entschuldigen konnte. »Wir haben ja praktisch im Schlaf geredet.«
»Dann bist du mir also nicht böseâ¦Â«
»Ich bin dir nicht böse.« Es war
Weitere Kostenlose Bücher