Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Buch Der 1000 Wunder

Titel: Das Buch Der 1000 Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Fuerst , Alexander Moszkowski
Vom Netzwerk:
Gießereien vor den Augen entsetzter Besucher ein gefährliches Schauspiel: sie ziehen ihre nackte Hand durch den aus dem Schmelzofen fließenden glühenden Eisenstrom, ohne Schaden zu nehmen. Diesem verblüffenden Phänomen liegt die Tatsache zu Grunde, daß sich aus der 244 natürlichen Feuchtigkeit der Haut eine Dampfhülle entwickelt, die vor Verbrennung schützt.
    Die durch Dampf gepanzerte Faust wiederholt hier eine Erscheinung, die am einzelnen Tropfen zuerst 1746 von Erler beobachtet worden ist, dann von dem Mediziner Leidenfrost wiederholt wurde und unter dem Namen Leidenfrostsches Phänomen in die Lehrbücher Eingang fand. Läßt man Wasser in eine hochglühende Metallschale tropfen, so gerät es, der Erwartung entgegen, nicht ins Sieden, sondern nimmt die Form eines plattgedrückten Tropfens an, der unter Gestaltveränderung im Gefäß schwingt. Auch hier legt sich eine Dampfschicht schützend zwischen den Tropfen und die glühende Oberfläche. Erst bei gewisser Abkühlung gerät der Tropfen unter stürmischer Erscheinung ins wirkliche Kochen.
    Dieser Versuch hat anderen Ereignissen gegenüber zu Deutungen geführt, die allerdings exakter Prüfung kaum standhalten. So wurde angenommen, daß das Leidenfrost-Phänomen bei Dampfkesselexplosionen eine Rolle spielt; ebenso wird es zur Erklärung mittelalterlicher Gottesurteile herangezogen, bei denen die Beschuldigten ohne Verbrennung über glühende Eisenplatten schreiten konnten.
    Wilhelm Dove zeigte in seinen Experimentalvorlesungen, an das Leidenfrost-Phänomen anschließend, eine andere nicht minder wunderbare Glutwirkung. Über einer durch Unterfeuerung glühenden Schale erstarrten fallende Wassertropfen zu Eiskörnern, ein Vorgang, der die »natürliche Logik« des sogenannten gesunden Menschenverstands so ziemlich auf den Kopf stellt. Freilich waren in der Versuchsanordnung auch etwas Äther und feste, schneeige Kohlensäure vertreten, deren Mischung ihre Temperatur auf hundert Grad Kälte erniedrigt. Über das Leidenfrost-Phänomen, das beim Umgießen von flüssiger Luft auftritt, wurde schon im Abschnitt 166 gesprochen.

181. Die versenkte Tafel
    Man versenkt irgendwo weit draußen auf dem Ozean eine Metalltafel und behält sich vor, die auf dem Meeresgrund ruhende Tafel später durch Taucher wieder auffinden zu lassen. Der geographische Ort der Versenkung wird beim Beginn der Operation aufs genaueste festgestellt. Kann es gelingen, diese Bestimmung so scharf zu treffen, daß der Versuch wirklich gelingt?
    Die Tatsachen haben in bejahendem Sinn entschieden. Jenes Experiment wurde angestellt. Das beauftragte Schiff kehrte nach der Versenkung in den Heimathafen zurück, fuhr nach Monaten wieder hinaus und fand die Tafel im Ozean .
    245 Die Ortsbestimmung ergibt sich aus zwei Daten: aus der geographischen Länge und Breite. Die Länge, der Meridian, wird gewonnen aus der Vergleichung der chronometrischen Zeit eines bekannten Festlandspunkts mit der astronomischen Sternzeit des Experimentpunkts auf dem Meer. Die geographische Breite, der Parallelkreis (kürzeste Entfernung vom Erdäquator), ergibt sich durch Berechnung der Polhöhe, d. h. durch den Winkel zwischen zwei geraden Linien, von denen die eine vom Beobachterauge nach dem Horizont, die andere zum Polarstern führt. Polhöhe und geographische Breite sind nach Bogeneinheiten gemessen, wie eine sehr einfache Betrachtung lehrt, überall ein und dasselbe. Durch diese Längen- und Breitenmessung wird der fragliche Punkt eindeutig bestimmt.
    Von der Güte der Meßapparate und der Schärfe der Beobachtung hing es natürlich ab, ob jener Punkt so exakt fixiert werden konnte, wie das Experiment es verlangte. Denn bei der allergeringsten Abweichung wäre es unmöglich gewesen, ein so kleines Objekt auf dem Grund der Ozeanwüste wieder zu ermitteln. Aber der Erfolg hat entschieden: die versenkte Tafel konnte sich nicht verbergen, obschon ihr Steckbrief nur zwei besondere Kennzeichen aufwies, die Polhöhe und den Meridian.

182. Höchste Empfindlichkeit
    Quelle: Aufzeichnungen nach Vorträgen von W.  Dove an der Berliner Universität.
    Drei Versuche wollen wir anstellen, um die Leistungsfähigkeit der feinsten chemischen Wage zu prüfen. Deren Konstruktion soll hier nicht erörtert werden, man halte aber fest, daß es sich um eine zweiarmige Wage handelt, für deren Präzision der Scharfsinn ihrer Erbauer alles Erdenkliche aufgeboten hat. Sie muß bei mäßiger Belastung noch Bruchteile vom tausendsten Teil

Weitere Kostenlose Bücher