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Das Buch der Gleichnisse

Das Buch der Gleichnisse

Titel: Das Buch der Gleichnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Olov Enquist
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diesem Beitrag seinerseits stellten sich keine Worte ein, nur stumme Bewegungen der Mundlippen, wie ein leises Wimmern eher, oder ein Winseln wie von einem Hund; und da fuhr sie fort und sagte, dass sie ihr ganzes Leben lang diesen Jesus gefragt habe, ob ihre Hoffnung es nicht wert wäre, dass er zumindest einmal einen kleinen Finger rühre und sich der Witwe und des Sohns der Witwe erbarme und ihr einige Augenblicke himmlischer Freude auch auf dieser Erde schenke.
    Aber denkste.
    Da unten in ihrer Gebetskammer in Småland, na ja, es war in der Küche, so weit weg von Hjoggböle, dass sie sich gefühlt habe wie der Frosthimmel in einer Winternacht, so einsam, dass sie gar nicht davon sprechen wolle, da habe sie schließlich beschlossen, sich mit dem Schweiger persönlich auseinanderzusetzen. Sie sei niedergekniet und habe zum Erlöser direkt gesprochen. Eindringlich. Wie Hiob habe sie ihn gefragt, wie lange das noch so weitergehen solle. Ob er rachgierig sei oder die Liebe selbst. Oder was habe er sich vorgestellt?!!
    Und da hatte sie Gewissheit erlangt.
    In diesem Augenblick, als sie in ihrer langen Rede an den Schwager zu diesem Punkt kam, war dieser innig gläubige Onkel Birger gleichsam wie von einem inneren Licht erleuchtet worden, oder hatte einen geistlichen Satz gemacht, und hatte sie gefragt:
    »Nein, hast du die Gewissheit erlangt. Das freut mich! Hast du wirklich die Gewissheit erlangt?«
    »Die Gewissheit!«, hatte sie geantwortet. »Allerdings.«
    »Aber dann kannich ja morgen ’e Maja anrufen und ihr sagen, dass du gewisslich im Erlöser ruhst. Und dass du die Gewissheit erlangt hast.«
    »Nix da!«, hatte Tante Valborg mit ihrer heisersten Stimme entgegnet. »Da im Gebet bin ich zu der Gewissheit gelangt, dass das mit dem Erlöser nichts für mich ist .«
    Onkel Birger war da gleichsam erstarrt und hatte gefragt, was sie damit meine. Sie hatte nur geantwortet, dass sie sich inzwischen nicht mehr als gläubig betrachte. Das sei nichts für sie.
    Warum, hatte Onkel Birger da gefragt. Weil er sich nicht um mich kümmert, hatte sie entgegnet. Absolut still sei es gewesen seitens dessen, der von sich sagte, er sei die Liebe! Ihrer Erfahrung und Prüfung zufolge sei der Erlöser mit anderen beschäftigt. Welche Gebetsseufzer sie auch vorgebracht habe.
    Den lauschenden Jungen hatte es bei diesen Worten gleichsam geschüttelt. Daran erinnert er sich noch im Mai 2011. Er bekam Angst, das war unbestreitbar.
    Wie kannst du so etwas sagen, hatte Onkel Birger gefragt. Ein einziges Mal in meinem ganzen Leben, hatte Tante Valborg da mit ihrer vom Krebs so ausgezehrten Stimme gezischt, hätte es eine Nachricht von ihm geben müssen . Nur eine Winzigkeit.
    Aber nix da.
    Onkel Birger hatte in diesem Moment, beinahe vor Angst bebend, eine Körperbewegung gen Himmel gemacht und dabei den Lauschenden erblickt, und diesen mit einer kürzeren Zurechtweisung aus der guten Stube geschickt.
    Deshalb wurde das Zeugnis hiernach gleichsam verstümmelt.
    Am Tag danach, nachdem sie allen die Hand gegeben und von der Familie Abschied genommen hatte, war sie abgereist. Graugelb im Gesicht war sie gekommen; als sie abreiste, war sie gelber. So behielten sie sie in Erinnerung. Elf Monate später starb sie, an einem Ort, der angeblich Lindesberg hieß. In der Todesanzeige stand möglicherweise im Glauben an ihren Erlöser oder in der Gewissheit , wie als Elof starb, doch ist Valborgs Nachruf nicht erhalten, also weiß man es nicht sicher.
    Der Sohn war jetzt fünfzehn Jahre alt und wusste nicht ein noch aus in Lindesberg, weshalb Onkel Ansgar, der jetzt derjenige war, der fast die größte Verantwortung trug für jene, die hilflos waren, er war ja Unternehmer, weshalb er den Pickup nahm, nach Lindesberg hinunterfuhr und den Sarg mit Tante Valborg holte und ihren Sohn gleich mitnahm.
    Sie wollte dort oben begraben sein.
    Dies ist das einzige Stückchen Erde, in das ich mich hinabsenken möchte in dieser meiner großen Einsamkeit, hatte sie geschrieben, und so soll es sein. Ihr könnt mich auf dem Friedhof von Bureå begraben, am liebsten auf der Südseite an der Steinmauer, die Elof und Hannes Lundström aus Yttervik errichtet haben. Wenn da kein Platz ist, könnt ihr mich auch ins Meer schütten, damit ich dort Onkel Aron aufsuche, der ebenfalls keine Antwort erhielt, als er den Erlöser um Vergebung anflehte für das, was er mit Eeva-Lisa getan hatte, und also den Rucksack mit Kartoffen umschnürte und sich mitten in der Nacht durch

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