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Das Buch Der Hundert Vergnügungen

Das Buch Der Hundert Vergnügungen

Titel: Das Buch Der Hundert Vergnügungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hodgkinson & Dan Kieran (Hrsg.)
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Firmen uns nachstellen) zu bekommen. Amtlich aussehende Post hat etwas Furchteinflößendes. Peter Cook war berühmt dafür, dass sich hinter seiner Wohnungstür Berge von ungeöffneter Post stapelten. Mit der Angst davor, was so ein Umschlag wohl enthalten möge, wird man am besten fertig, wenn man die Umschläge einfach ignoriert. Wann immer ich durch alte Schubladen stöbere, finde ich stoßweise ungeöffnete Umschläge von amtlich klingenden Institutionen, manche davon noch aus dem vorigen Jahrtausend. Hat es mir geschadet, sie einfach ignoriert zu haben? Nicht im Geringsten! Denn wenn es wirklich dringend ist, wird man sowieso angerufen. Und wenn es um Geld geht, wird sich immer jemand melden, bevor der ganze Apparat in Bewegung gesetzt wird, und man kann telefonisch bezahlen. Ignorieren Sie die terrorisierenden Umschläge also einfach. Berauben Sie sie ihrer Macht und werfen Sie sie alle ungeöffnet dahin, wohin sie gehören: in den Papierkorb.

AUF BÄUME KLETTERN
    Weshalb sollten wir Geld ausgeben, um in einen dieser höllischen, antiseptischen, geruchsfreien Plastik-Spielparks für Kinder zu gehen, wenn es überall Bäume gibt, auf die man klettern kann? Jeder Baum ist anders, jeder einzigartig, jeder zauberhaft, und alle warten sie bloß darauf, erobert zu werden. Bäume sind zum Klettern da, zum Darinsitzen, zum Daranriechen. Werden Sie zum Vogel.
    TH

LÄSTERN
    Schau dir bloß den Kerl dort an: Glaubt der vielleicht, er sieht gut aus? Hat der keinen Spiegel? Und was ist mit dem da? Mieser kleiner Durchschnittsbeamter, Daily Mail -Leser, Vorstadtvoyeur, hat vor allem Schiss, verbittert, seine Frau kann einem leidtun, die frigide Hexe. Blöder alter Idiot, verdammte Rotznase, bleib doch zu Hause, wenn du nicht fahren kannst, Mann, was für ein Arschloch, schon komisch, wie die Spießer neuerdings auf Audis stehen statt auf BMW. Mein Gott, kein Wunder, dass du so fett bist, wenn ich sehe, was du so in deinen Einkaufswagen packst.
    Lästern. Es gibt nichts Schöneres. Gehen Sie in der Abenddämmerung durch die Straßen. Überall Lästernswertes. Festliches Dinner im Villenviertel hinter einseitig bedruckten Vorhängen – die Leute haben einfach keinen Geschmack. Mann im Unterhemd allein vor der Glotze? Tja, keine Kumpel, und wen wundert’s, heut Nacht ruft der vermutlich bei irgendeiner Telefonsex-Nummer an, Rosie mit den Riesentitten. Die Leute an der Bushaltestelle: Idioten. Der Typ, der sie mit höhnischem Grinsen mustert: alter Idiot, Loser, Schnarchsack, keine Peilung, Trottel. Na gut. Belassen wir es besser dabei.
    MB

GEDICHTE LESEN
    In unseren gehetzten Zeiten ist es eine fast vergessene Vergnügung, in einem schmalen Bändchen mit Gedichten zu blättern, im Bus etwa oder wenn Sie im Stadtpark im Schatten eines Baumes eine Pause einlegen. Eigentlich sollte jeder Mensch immer ein Buch mit Gedichten dabeihaben. Selbst wenn Sie nur vier Zeilen Keats lesen, während Sie auf einen Freund warten, wird das eine Bereicherung für Sie sein. Das hier zum Beispiel schrieb Keats über Rotwein:
    O Wein jetzt! Jungen Wein, den Erde kühlte,
    Den dunkelkühl ein langes Jahr gereift,
    Der sonngebräunten Frohsinn tanzen fühlte,
    Und der des Provençalen Lied begreift;
    O einen Becher warmen Südens jetzt!
    Was für ein Formulierungskünstler! Gut gewählte Worte können Ihr Herz mit Freude erfüllen. Verzichten Sie auf das leere Wortgeklingel der Groschenromane und führen Sie stattdessen stets einen Gedichtband mit sich.
    TH

DEN NEUHEITENKATALOG DURCHBLÄTTERN
    Die absurden arbeitssparenden Apparate, die mit so viel liebevoller Hingabe in den Neuheitenkatalogen abgebildet und beschrieben werden, haben ihre ganz eigene Anziehungskraft. Wie oft haben wir den Katalog lässig aus der Sonntagsbeilage gefischt in der Meinung, schnell damit fertig zu sein und zum Hauptteil zurückkehren zu können, nur um festzustellen, dass er uns auf geradezu unwiderstehliche Weise fesselt? Selbst der Ruf zum Mittagessen verhallt ungehört: Fasziniert sitzen wir im Sessel und blicken wie gebannt auf die Seiten, stocktaub für alle flehentlichen Bitten, endlich zu Tisch zu kommen. Und das Vergnügen wird noch dadurch gesteigert, dass wir genau wissen, dass wir im Leben nicht auf die Idee kämen, einen einzigen Cent für so einen Luftionisierer, einen elektrischen Übersetzer, eine Patenthosenpresse, einen Wasserreinigungsapparat oder mechanischen Greifer auszugeben. Nein – der ganze Spaß besteht darin, über das Närrische und

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