Das Buch der Lebenskunst
Einsamkeit, die wir als Kind erfahren haben, über die Überforderung, über die Kränkung und die Demütigungen. Wir sollen die Vergangenheit nicht verdrängen. Aber es gibt auch ein Zuviel an Beschäftigung mit vergangenen Verletzungen. Genauso wenig hilft es uns, wenn wir ständig an die Zukunft denken: Wie wird sie sein? Werde ich den Anforderungen gerecht werden? Werde ich nicht krank, werde ich Krebs haben? Wird mein Ehepartner auch treu sein? Wird die Gemeinschaft mich tragen können? All diese Überlegungen um die Zukunft können mich in die Verzweiflung führen. Ich zweifle daran, dass die Zukunft gut wird. Ich male mir alles Schlimme aus. Und dann bleibt nicht nur der Zweifel, sondern die Verzweiflung, die völlige Hoffnungslosigkeit.
Der einzige Weg, der Verzweiflung zu entrinnen, besteht darin, in der Gegenwart zu leben. Wenn ich ja sage zum Augenblick, zu dem, was gerade ist, dann zerbreche ich mir nicht den Kopf um Vergangenheit und Zukunft. Der Augenblick ist kurz. Er ist nur gerade jetzt. Wenn ich mich auf diesen Augenblick einlasse und ganz gegenwärtig bin, dann hat die Verzweiflung keinen Raum, in den sie eindringen kann. Ich bin ganz in der Gegenwart. Ich bin nicht geteilt, nicht „zwiefältig“, sondern eins.
Und wer eins ist mit sich und dem Augenblick, der ist gefeit vor Zweifel und Verzweiflung.
WACH AUF ZUR WIRKLICHKEIT
„Seine Träume verwirklichen kann man erst, wenn man aus ihnen erwacht“, hat ein lebenskluger Realist einmal gesagt. Jeder von uns kennt Lebensträume. Als Kind wollten wir einen ganz bestimmten Beruf ergreifen. In der Jugend träumten wir von einer großen Liebe. Auch heute träumen wir immer wieder, nicht nur von einem schönen Urlaub, sondern davon, dass unser Leben gelingt. Träume bringen uns mit den eigenen Möglichkeiten in Berührung. Das gilt nicht nur von den Nachtträumen, in denen wir unserer inneren Wirklichkeit begegnen, aber zugleich auch entdecken, welche Schritte wir gehen sollten, damit unser Leben stimmig wird. Vor allem gilt es von den Tagträumen, in denen wir uns in ein gelingendes Leben hineinträumen. Manchmal träumen wir uns da Luftschlösser zurecht. Sie bewegen nichts. Wir fliehen in die Tagträume, um der tristen Welt zu entrinnen. Doch solche Träume verwandeln uns nicht. Wir müssen erst aus den Träumen aufwachen. Wir müssen erst erkennen, dass wir geträumt haben und was sich uns in den Träumen dargeboten hat, welche Sehnsucht da in unseren Träumen zum Ausdruck kam. Dann können wir nüchtern überlegen, was sich von unseren Träumen realisieren lässt und wie wir es anstellen können, dass sie Wirklichkeit werden.
Mystik - so meint der spirituelle Autor Anthony de Mello - heißt Aufwachen zur Wirklichkeit. Manchmal schlafen und träumen wir, wir lullen uns ein in unsere Tagträume. Aber wir weigern uns aufzuwachen.
Doch nur der Wache kann den Tag gestalten. Der andere lebt wie in einem Traum. Er lebt in einer eigenen Welt, ohne Berührung mit der Wirklichkeit und ohne dass er die Wirklichkeit beeinflussen und formen kann. Träume sind nicht Schäume. Sie zeigen uns Wesentliches in unserer Seele auf. Aber verwirklichen können wir die Träume nur, wenn wir bereit sind, aufzuwachen und uns der Wirklichkeit zu stellen, wie sie ist.
SPÜRE, WAS IST
Auch unser Alltag ist nicht immer aufregend. Lass dich auf das Gewöhnliche deines Alltags ein. Vertraue darauf, dass du dort alles findest, was du suchst. Es geht nicht um interessante Neuigkeiten, sondern das Spüren dessen, was ist. Nimm wahr, was ist. Werde dem gerecht, was die Wirklichkeit deines Lebens ausmacht. Dann wirst du erahnen, dass dich der Alltag zum Eigentlichen fuhrt, zum reinen Gewahren des Seins.
Und wenn du in Berührung bist mit dem, was ist, dann berührst du den Grund alle n Seins. Wenn der Alltag zur Übung wird, wenn er zum Ort der Gottesbegegnung wird, dann verwandelt er sich.
Sei achtsam und behutsam mit dir selber. Und sei achtsam mit den Dingen, die dir anvertraut sind. Inneres und Äußeres sind aufeinander bezogen. Im Umgang mit den Dingen drückt sich deine innere Haltung aus. Wie du mit den Dingen umgehst, gehst du auch mit dir um. Wer den Blick verliert für die einfachen Dinge, dem wird sich auch der Blick verdunkeln für die inneren Regungen des Herzens.
DIE KUNST GESUNDEN LEBENS
Zu einer gesunden Lebenskultur gehören ganz alltägliche Dinge. Zum Beispiel, dass wir genügend an die frische Luft gehen. Manchmal ist das Gefühl von Depression,
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