Das Buch der Lebenskunst
dann brach er das Brot, reichte es ihnen und sagte: Nehmt, das ist mein Leib.“ (Mk 14,22) Die Jünger haben in diesem gebrochenen und geteilten Brot Jesus selbst geschmeckt, der sie bis zur Vollendung geliebt hat, der sich für sie zerbrechen ließ, damit ihr Leben nicht zerbricht, der sich selbst ihnen mitteilte, damit sie auf neue Weise ihr Leben miteinander teilen.
HEILEN
Wenn sich die Menschen durch dich geachtet fühlen, bei einer Begegnung, beim Gruß, den du ihnen schenkst, dann geschieht durch dich genau das, was durch Jesus geschehen ist. Noch heute geschieht Heilung auf die gleiche Weise. Auch durch uns - wenngleich nicht durch unser Verdienst: Wir dürfen Menschen, die sich selbst nicht bejahen können, die sich aussätzig fühlen, bedingungslos annehmen und ihnen so die eigene Selbstannahme ermöglichen. Da dürfen wir Menschen, die blockiert sind, gehemmt und gelähmt, wieder zum Leben hervorlocken.
Da gelingt es uns manchmal, dass Menschen, die verstummt sind, die niemanden haben, mit dem sie über sich und ihre eigentliche Wahrheit reden, zu sprechen beginnen, dass Menschen, die taub geworden sind, die sich innerlich verschlossen haben, wieder durch ein Wort angerührt werden und ihr Herz öffnen. Und da erleben wir, wie Menschen, die sich mit Schuldgefühlen selbst zerfleischen, Vergebung erfahren und frei werden von der destruktiven Tendenz der Selbstverstümmelung. Solche Wunder geschehen auch heute immer wieder, nicht durch unser Verdienst, sondern weil Gott uns schwache Menschen immer wieder als sein Werkzeug nimmt, um heute Menschen zu heilen und zu befreien.
Das ist göttliches Leben, das durch uns hindurchgeht, über das wir nur dankbar staunen dürfen.
FRIEDEN SCHAFFEN
Wir alle suchen nach Frieden. Du wirst keinen Frieden schaffen, wenn du nicht auch deine kämpferische Seite mit einbringst. Manchmal ist diese aggressive Kraft hilfreich, um Friedensziele durchzusetzen.
Manchmal scheint sie aber auch Zeichen einer inneren Unzufriedenheit zu sein. Wenn Menschen, die in sich zerrissen sind, Frieden stiften wollen, erreichen sie nur das Gegenteil. Frieden entsteht nicht durch Verdrängen oder Unterdrücken der Aggression. Du musst deine kämpferische und aggressive Seite anschauen und sie in deinen Kampf für den Frieden mit dir selbst und mit den Menschen integrieren. Dann wirst du in dir Frieden erfahren, und von dir wird Frieden ausgehen in deine Umwelt.
VERANTWORTUNG
Es ist bequem, Verantwortung nicht wahrzunehmen: für sein eigenes Leben und für die Welt, in der wir leben. Wir können nicht unser Leben lang andere dafür verantwortlich machen, dass wir es so schwer haben. Irgendwann müssen wir die Verantwortung für unser Leben übernehmen und selber zu leben versuchen. Natürlich gibt es in uns allen immer wieder die Versuchung, Problemen aus dem Weg zu gehen oder vor Schwie rigkeiten davonzulaufen. Wir alle haben aber auch die Erfahrung gemacht: Wenn einer, der etwa in einer Gemeinschaft oder einer Firma Verantwortung trägt, jeden Konflikt scheut und die Probleme unter den Teppich kehrt, entsteht ein giftiges Klima. Wenn dagegen jemand die glühenden Kohlen anfasst, kann er eine andere Atmosphäre schaffen. Wie
steht es mit de iner eigenen
Konfliktbereitschaft? Schiebst du die Probleme lieber von dir weg? Wir alle brauchen den Geist, der uns befähigt, glühende Kohlen in die Hand zu nehmen. Wenn du aus diesem Geist lebst, wirst du vor den persönlichen Problemen und vor den Konflikten in deiner Umgebung nicht davonlaufen, sondern sie anpacken, damit sich etwas klären kann.
Jeder von uns ist immer zugleich Geführter und Führender. Wie Führung gelingen kann, das ist heute in vielen Bereichen eine entscheidende Frage. Die einen führen autoritär. Andere schieben die Probleme vor sich her und lassen sich von der Volksmeinung führen.
Finde die Situation heraus, wo du mit deinen Fähigkeiten zu führen gefragt bist. Zeige dort Stärke, wo deine Führung gebraucht wird. Nimm deine Verantwortung wahr. Trau dir zu, Führung zu übernehmen, wenn Konflikte um dich herum auftauchen. Anstatt zu jammern, wie schwierig alles ist, ergreife die Initiative und gestalte mit starker und klarer Hand, was chaotisch und unklar ist.
AUF ANDERE ZUGEHEN
Viele denken heute, sie müssten vor allem ihre eigenen Grenzen wahren, damit sie sich nicht überfordern. Doch oft genug fühlen sie sich in ihren engen Grenzen eingezwängt, und das Leben in ihnen erstirbt.
Trau dich, auf Menschen
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