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Das Buch der Lebenskunst

Das Buch der Lebenskunst

Titel: Das Buch der Lebenskunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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wieder Frucht bringen, für dich und für die Menschen um dich he-

    BLEIB IN BEWEGUNG
    Unser Leben ist Unterwegssein. Sei achtsam auf dem Weg deines Lebens. Wenn du eine Wanderung unternimmst oder einen Spaziergang, dann achte einmal auf jeden deiner Schritte. Dann wirst du spüren, dass Wandern ein wesentliches Bild unseres Lebens ist. Wir gehen uns frei von allem, was uns bindet und festhält. Wir gehen immer weiter. Wir bleiben nicht stehen. Wir sind bereit, uns mit jedem Schritt zu wandeln.
    Wandern kann wandeln, wenn wir uns bewusst werden: Wir gehen auf ein Ziel zu. „Wohin denn gehen wir? - Immer nach Hause!“, heißt es bei Novalis. Spüre beim Gehen nach, ob du auch innerlich in Bewegung bleibst, ob du auch einen inneren Weg gehst, ob dein Weg wirklich ein Weg zu Gott ist.

    FRUCHTBARE SPANNUNG
    Wer kennt nicht die Zerrissenheit in seiner eigenen Seele? Was zerreißt dich? Was sind die verschiedenen Pole in dir? Wie bringst du die Gegensätze zusammen: Liebe und Härte, Sehnsucht nach Stille und Drang nach außen, Introversion und Extraversion, Achten auf die eigenen Gefühle und Missachtung des Leibes, Trauer und Freude, Vertrauen und Angst, Einsamkeit und Gemeinschaft?
    Die Spannung zwischen den verschiedenen Polen kann einen Menschen zerreißen. Sie kann aber auch strömendes Leben erzeugen.
    Ohne Spannung gibt es kein Leben.
    Lass die Spannung deines Herzens fruchtbar werden. Aber sei auch sensibel dafür, wo du die Spannung nicht mehr aushaken kannst, wo sie zu groß für dich wird. Suche die Spannung, die das Leben und die Liebe in dir strömen lässt, damit von dir Leben ausgeht für die Menschen deiner Umgebung.

    SUCHE DIE STILLE
    Suche die Stille. Wer sich wandeln will, wer reifen und wachsen möchte, der braucht den Raum der Ruhe. „Was wächst, macht nicht viel Lärm“, sagt ein Sprichwort. Was neu geboren werden will, braucht den Schutz der Stille. Tiefenpsychologisch kann man sie als jenen mütterlichen Raum sehen, den ein Mensch braucht, um immer wieder neu geboren zu werden.
    Die Mystiker meinten genau das, wenn sie den Ort der Stille als Raum der Gottesgeburt bezeichneten. Gottesgeburt verstanden sie als tiefstes Symbol der Verwandlung, die uns von Gott zugedacht ist. Ein Geschehen also, das uns zu dem macht, als der wir von ihm her gedacht sind.
    Wirklich werden wird es nur, wenn all die inneren und äußeren Stimmen zum Verstummen gebracht wurden, die uns ablenken und zu bestimmen suchen: Wenn wir uns also dem Schweigen stellen und unsere ganze Aufmerksamkeit ausgerichtet ist auf dieses große Geheimnis der Neugeburt.
    Im Schweigen lassen wir los, was uns ständig beschäftigt - unsere Gedanken, unsere Wünsche, alles was uns bestimmen möchte. Wir lassen los, woran wir uns krampfhaft festhalten. Schweigen ist die Kunst loszulassen, um einen anderen Grund in sich zu entdecken.
    In der Liturgie vom Sonntag in der Weihnachtsoktav - Weihnachten ist ja das Fest der Neugeburt und die Feier eines neuen Anfangs - ist von dem tiefen Schweigen die Rede, das alles umfing. Die Mystiker sprechen von diesem Geschehen in verheißungsvollen Bildern: Dornen fangen an, Rosen zu tragen. Felsen werden zu einer lebendigen Quelle. Dunkel wird Licht. Und die Wüsten werden voll Leben erblühen.
    Es lohnt sich, diesen Raum des Schweigens und der Stille zu suchen.

    KEINE GEWALT
    Früher meinte ich, ich müsste mich verändern, ich müsste alles anders machen. Im Verändern ist etwas Gewaltsames. Ich will mich andern, weil ich so, wie ich bin, nicht gut bin. Verwandeln ist sanfter. Alles darf sein, aber alles will verwandelt werden. Verwandeln heißt, dass das Eigentliche durchbricht durch das Uneigentliche, dass das Bild aufleuchtet, das Gott sich von mir gemacht hat. Gerade im Alter spüren wir, dass wir nicht mehr viel verändern können, dass wir manches Ideal nicht erreichen werden. Da wäre die Verwandlung der geistliche Weg schlechthin. Ich halte alles Gott hin, auch das Arme und Verkrüppelte in mir, das Beschädigte und Verwundete, das, was am Wegrand liegen geblieben ist (vgl. Lk 14,23), damit Gott es verwandeln kann. Tag für Tag halte ich Gott mein armes Leben hin, im Vertrauen, dass er es mehr und mehr verwandelt in seine Herrlichkeit. Verwandelt werden aber kann nur, was wir Gott hin halten.

    GEH GUT MIT DIR UM
    Erkenne das Mütterliche in dir. Nimm das verletzte Kind in dir in deine mütterlichen Arme. Geh mütterlich mit dir selbst um. Dann brauchst du nicht dein Leben lang darauf zu warten,

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