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Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung

Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung

Titel: Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiernan Cate
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aufgeknöpft, der Reißverschluss schon halb geöffnet. Er zog ein letztes Mal an der Zigarette und drückte sie auf dem Boden aus. Dann stand er auf und ließ die Hose fallen, als Bree und Sharon gerade an ihm vorbei zum Pool gingen. Er kniff die Augen zusammen und richtete den Blick fest auf ihre Körper, dann trat er sich die Hose von den Füßen und folgte ihnen. Am tiefen Ende sprang er sauber hinein, und ich betete, dass er schwimmen konnte und nicht zu bekifft war und ertrinken würde.
    Raven und Beth planschten miteinander, dann kreischte Beth auf und sprang in die Höhe und auf ihrem dunklen, glatten Körper funkelten die Wassertropfen. Ethan kam dicht neben ihr hoch und grinste wie ein Fuchs. Mit den nassen Haaren, die ihm nun nicht mehr im Gesicht hingen, und ohne seine schlampigen Kleider sah er süßer aus als sonst, und Sharon sah überrascht zu ihm hin, als überlegte sie, wer er war.
    Cal ging an mir vorbei. »Komm, Morgan«, sagte er und streckte die Hand aus. Er war splitterfasernackt, und meine Wangen brannten, während ich krampfhaft versuchte, nicht nach unten zu schauen.
    »Ich kann nicht«, flüsterte ich und hoffte, dass die anderen mich nicht hörten. Ich kam mir vor wie die
letzte Heulsuse. Ich schaute zum Pool hinüber und sah, dass Bree uns beobachtete. Ich schenkte ihr ein schwaches Lächeln, und sie lächelte zurück, den Blick fest auf Cal gerichtet.
    Er wartete. Wären wir beide allein gewesen, hätte ich mich vielleicht überwinden können. Vielleicht hätte ich meine Kleider abgelegt und gebetet, dass er nicht auf große Brüste stand. Aber alle Mädchen hier waren hübscher und hatte schönere Körper als ich. Alle hatten größere Brüste als ich. Sharons waren riesig.
    Ich brauchte einen Ausweg. Ich war sowieso schon völlig durch den Wind, das hier war einfach zu viel.
    »Bitte komm mit schwimmen«, sagte Cal. »Niemand wird sich auf dich stürzen. Ich versprech’s.«
    »Das ist es nicht«, murmelte ich. Ich wollte ihn ansehen, aber das konnte ich nicht, solange er mich ansah. Ein Sturm von Gehemmtheit tobte in mir.
    »Wasser hat viele besondere Aspekte«, sagte Cal geduldig. »Von Wasser umgeben zu sein, besonders wenn der Mond scheint, kann sehr magisch sein. Das ist eine ganz besondere Art von Energie. Ich möchte, dass du das spürst. Lass einfach BH und Unterhose an.«
    »Ich hab keinen BH an«, sagte ich und hätte mir im selben Moment am liebsten in den Hintern getreten.
    Er grinste. »Wirklich.«
    »Ich brauche eigentlich keinen«, murmelte ich unglücklich.

    Er neigte den Kopf, immer noch grinsend. »Wirklich«, sagte er noch einmal.
    Ich bekam Panik und spürte, dass ich gleich zusammenklappen würde.
    »Ich muss nach Hause. Danke für den Kreis«, sagte ich und drehte mich um. Ich war in Brees Auto hergekommen, also hatte ich wohl einen langen, kalten Fußweg vor mir. Der Wechsel von dem Wunder und der Verblüffung des Kreisrituals zu dieser schmerzlichen Demütigung war schier unerträglich. Ich konnte es kaum abwarten, zu Hause zu sein, in meinem Bett.
    Da schoss Cals Hand vor und packte mich von hinten an meinem Flanellhemd. Mit einer sanften Bewegung zog er mich an sich. Ich atmete nicht mehr, ich dachte nicht mehr. Er beugte sich über mich, legte einen Arm unter meine Knie und hob mich hoch. Seltsamerweise fühlte ich mich in seinen Armen nicht schwer oder unbeholfen, sondern leicht und klein. Ich verarbeitete Sinneseindrücke nicht mehr auf normale Weise. Ich dachte nicht mehr daran, dass die anderen auch noch da waren.
    Festen Schritts trat er am flachen Ende die Stufen hinunter in den Pool. Ich protestierte nicht, ich sagte überhaupt nichts. Ich weiß nicht, ob ich in der Lage gewesen wäre. Dann waren wir von Wasser umgeben, das dieselbe Temperatur hatte wie mein Blut, und wir
waren im Wasser, unter dem Mond, aneinandergeschmiegt.
    Es war furchterregend, seltsam, geheimnisvoll, aufregend, erschütternd.
    Und magisch.

12
WIE MAN IN DEN WALD HINEINRUFT
    »Wenn du zwischen zwei einander bekriegende Clans gerätst, dann leg dich mit dem Bauch flach auf die Erde und bete.«
    Altes schottisches Sprichwort
     
    Als ich am nächsten Tag von der Kirche nach Hause kam, saß Bree auf den Stufen vor unserer Tür – unterkühlt und stocksauer.
    Ich war am Vorabend mit Beth nach Hause gefahren, denn ich musste zu einer bestimmten Zeit zu Hause sein und Bree nicht. Aber der frostige Blick, den Bree mir zugeworfen hatte, als ich aufgebrochen war, hatte mich darauf

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