Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung
Schachklub und fuhr nach Red Kill zu Practical Magick. Auf der Fahrt nahm ich die liebsten Vorboten des Herbstes in mir auf: Bäume in strahlenden, intensiven Farben, die sich noch gegen den kleinen Tod des Winters wehrten. Das hohe Gras am Straßenrand, fedrig und braun. Kleine Bauernstände mit Kürbissen, spätem Mais, Äpfeln und Apfelkuchen.
In Red Kill fand ich einen Parkplatz direkt vor dem Laden. Innen war es wieder düster und erfüllt von den starken Düften der Kräuter, Öle und Räucherwaren.
Ich atmete tief durch, während sich meine Augen an das trübe Licht gewöhnten. Es waren mehr Kunden da als beim letzten Mal.
Ich arbeitete mich, auf der Suche nach einer allgemeinen Geschichte von Wicca, durch die Bücherreihen. Mein Buch über die sieben großen Clans hatte ich am Abend zuvor ausgelesen und ich lechzte nach mehr Informationen.
Die Erste, der ich über den Weg lief, war Paula Steen, die neue Freundin meiner Tante. Sie hockte am Boden und sah sich Bücher im untersten Regal an. Paula schaute auf, sah mich, erkannte mich und lächelte. »Morgan!«, sagte sie und stand auf. »Witzig, dich hier zu treffen. Wie geht’s dir?«
»Oh, gut«, meinte ich und setzte ein Lächeln auf. »Und selbst?«
Ich mochte Paula sehr, aber es war schon irgendwie komisch, sie ausgerechnet hier zu treffen. Es machte mich ein wenig nervös. Sie würde es Tante Eileen gegenüber sicher erwähnen und Tante Eileen würde es meiner Mutter erzählen. Ich hatte eigentlich keine Geheimnisse vor meinen Eltern, aber ich hatte mir auch nicht die Mühe gemacht, ihnen von den Kreisritualen, von Cal oder Wicca zu erzählen.
»Gut«, sagte sie. »Überarbeitet, wie immer. Heute hat jemand einen Sprechstundentermin abgesagt, also habe ich blaugemacht und bin hergekommen.« Sie sah
sich im Laden um. »Ich liebe diesen Laden. Es gibt viele tolle Sachen hier.«
»Ja«, sagte ich. »Interessieren Sie sich für … für Wicca?«
»Nein, ich nicht.« Paula lachte. »Aber ich kenne viele Leute, die sich dafür interessieren. Es ist unglaublich frauenorientiert, manche Lesben sind ganz begeistert davon. Aber ich bin immer noch Jüdin. Ich bin hier, um nach Büchern über Tierhomöopathie zu suchen. Und ich war gerade auf einer Tagung, bei der es einen Kurs über Haustier-Massage gab, das würde ich mir gern genauer anschauen.«
»Ehrlich?« Ich grinste. »Soll das heißen, man knetet seinen Schäferhund richtig durch?«
Paula lachte wieder. »So in der Art«, meinte sie. »Genau wie bei Menschen kann die heilende Kraft der Berührung auch bei Tieren vieles bewirken.«
»Cool.«
»Und was ist mit dir? Interessierst du dich für Wicca?«
»Also … ich bin neugierig«, sagte ich in ruhigem Ton, um nicht mit meinen chaotischen Gefühlen herauszuplatzen. »Ich bin Katholikin, wie meine Eltern«, fuhr ich eilig fort. »Aber ich finde Wicca … interessant. «
»Wie bei allem, geht es hauptsächlich darum, was man einbringt«, sagte Paula.
»Ja«, pflichtete ich ihr bei. »Das stimmt.«
»Okay, ich muss mich beeilen. Morgan, es war schön, dich wiederzusehen.«
»Hat mich auch gefreut. Grüßen Sie Tante Eileen von mir.«
Paula nahm ihre Bücher und bezahlte und ich wandte mich wieder den Regalen zu. Ich fand ein Buch, das eine breite allgemeine Geschichte bot und die Unterschiede zwischen den verschiedenen Wicca-Traditionen erklärte: Pecti-Wicca, Caledonii, Celtic, Teutonic, Stregheria und andere, auf die ich im Internet gestoßen war. Ich klemmte mir das Buch unter den Arm und sah mir die Sachen auf der anderen Seite an: die Räucherwaren, Mörser und Stößel, die nach Farben sortierten Kerzen. Ich sah, dass eine Kerze die Form eines Mannes und einer Frau hatte, die einander eng umschlungen hielten, und sie erinnerte mich zuerst an Cal und mich. Dann dachte ich sofort an Cal und Bree. Wenn ich die Kerze abbrannte, würde Cal dann mir gehören? Was würde Bree dann machen?
Es war dumm, so etwas überhaupt zu denken.
Ich stellte mich, von Zimt- und Muskatduft umweht, an der Kasse an.
»Nanu, Morgan, Liebes, bist du das?«
Ich wirbelte herum und starrte in das Gesicht von Mrs Petrie, einer Frau aus unserer Kirchengemeinde. »Hi, Mrs Petrie«, sagte ich ein wenig steif. Was für eine seltsame Glückssträhne. Irgendwie hatte ich erwartet,
bei meinem kleinen Abenteuer heute Nachmittag ein bisschen mehr Privatsphäre zu genießen.
Mrs Petrie war kleiner als ich, und sie hatte, soweit ich mich erinnern konnte, äußerlich nie
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