Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung
seine Stirn unter den Löckchen war feucht. Er fuhr sich mit dem Ärmel seines Hemds aus Armeerestbeständen über das Gesicht. »Schwimmen wäre toll.«
Raven und Beth lächelten einander an wie die Siamkatzen in Susi und Strolch, dann eilten sie zur Tür. Robbie nickte mir zu und folgte ihnen. Bree war schon hinausgegangen.
»Ähm, ist das ein Freiluftpool?«, fragte ich.
Cal lächelte mich an. »Er ist beheizt. Kein Problem.«
Kein Problem? Er hatte gut reden. Ich hatte keinen Badeanzug mitgebracht, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass mich alle auslachen würden, wenn ich das erwähnte. Ich trat nach Sharon durch die Tür, Cal folgte als Letzter. Draußen war eine Wendeltreppe, deren Stufen hinunter auf eine Veranda führten. Ich hielt mich beim Runtergehen gut am Geländer fest, um bloß nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
Ich spürte Cals Hand auf meiner Schulter. »Okay?«, fragte er.
Ich nickte. »Mhm.«
Eine mit großen Steinplatten gepflasterte Veranda, blass im Mondlicht, reichte bis an die Treppe heran. Gartenmöbel, die mit wasserdichten Schutzüberzügen zugedeckt waren, sahen aus wie riesige Geister. Eine Reihe hoher, fast rechteckig gestutzter Sträucher trennte die Veranda vom Rest des Grundstücks. In die Hecke war ein Durchgang geschnitten und Cal zeigte darauf.
Ich schaute zum Himmel hinauf und zitterte ohne Jacke und Schuhe. Der zunehmende Mond hing wie ein angebissenes Mürbeteigplätzchen am Himmel und erhellte mit seinem Licht unseren Pfad.
Hinter dem Durchgang in der Hecke war ein makelloser Rasen mit weichem Gras, das noch nicht verdorrt war. Es fühlte sich unter meinen nackten Füßen wie samtiges Moos an.
Hinter dem Rasen lag der Pool. Er war klassisch gebaut, fast griechisch: schlicht und rechteckig, ohne Sprungbrett und Geländer. Am Ende stand jeweils eine Reihe hoher Steinsäulen, überwuchert von Ranken, die langsam ihr sommerliches Laub verloren. Auf der einen Seite war ein Umkleidehäuschen mit mehreren Türen, und ich hoffte schon, die Familie würde dort vielleicht ihre Badesachen aufbewahren, sodass man sich etwas ausborgen konnte.
Doch da sah ich, dass Jenna und Matt sich bereits aus ihren Klamotten schälten, und ich riss die Augen weit auf. O nein, dachte ich. Ausgeschlossen. Ich wirbelte herum, um Bree zu suchen. Sie war hinter mir, in BH und Unterwäsche, und legte ihre Sachen ordentlich auf einer Chaiselongue ab.
»Bree!«, zischte ich, als sie ihren BH aufhakte. Als sie aus ihrer Unterhose stieg, sah sie aus wie eine schöne mondbeschienene Marmorstatue. Raven und Beth waren einander beim Öffnen von Haken und Knöpfen behilflich. Sie lachten und ihre Zähne schimmerten weiß im Mondlicht. Nackt liefen sie zum Pool und sprangen hinein, wobei ihr Schmuck fröhlich klimperte.
Als Nächstes glitten Jenna und Matt ins Wasser. Jenna lachte und tauchte unter, dann stieg sie wieder auf und warf ihre nassen Haare nach hinten. Sie sah zeitlos aus, fast heidnisch. Mir brach der Schweiß auf der Stirn aus. Bitte, lass nicht zu, dass das hier in einer
Orgie ausartet oder so, flehte ich, wer auch immer meinen Gedanken lauschte. Dazu war ich ganz und gar nicht bereit.
»Entspann dich«, sagte Cal hinter mir. Ich hörte das Rascheln seiner Kleider, und ich hatte alle Mühe, nicht in Ohnmacht zu fallen. In einer Minute würde ich ihn nackt sehen. Cal, nackt. In Lebensgröße. O mein Gott. Ich wollte ihn sehen, aber innerlich wand ich mich auch vor Verlegenheit. Er legte mir eine Hand auf die Schulter und ich sprang fast einen halben Meter in die Luft.
»Entspann dich«, sagte er noch einmal und drehte mich um, damit ich ihn ansehen konnte. Er hatte sein Hemd ausgezogen, trug aber immer noch seine Jeans. »Es wird nicht in einer Orgie ausarten.«
Ich war verblüfft, wie exakt er meine Gedanken gelesen hatte.
»Darum mache ich mir keine Sorgen«, sagte ich, entsetzt über das leichte Zittern in meiner Stimme. »Es ist nur … Ich fange mir leicht eine Erkältung ein.«
Er lachte und machte sich daran, seine Jeans auszuziehen. Mir blieb die Luft weg. »Du bekommst keine Erkältung«, sagte er.
Er schob seine Jeans hinunter, und ich wirbelte zum Swimmingpool herum, wo ich mit dem Anblick des nackten Robbie belohnt wurde, der gerade die breiten Stufen ins Wasser hinunterging. Und jetzt?
Ethan saß auf einer Chaiselongue und zog seine Socken aus. Das T-Shirt hatte er schon abgelegt, in seinem Mundwinkel baumelte eine brennende Zigarette, und seine Tarnhose war
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