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Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung

Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung

Titel: Das Buch der Schatten 1 - Verwandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiernan Cate
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anders ausgesehen. Sie trug immer ordentliche zweiteilige Kostüme, Strümpfe und passende Schuhe. Für die Kirche setzte sie auch noch einen passenden Hut auf.
    Jetzt las sie den Titel meines Buches. »Du machst sicher Recherchen für ein Schulprojekt«, meinte sie lächelnd.
    »Ja«, sagte ich und nickte. »Wir studieren die verschiedenen Weltreligionen.«
    »Wie interessant.« Sie beugte sich näher zu mir und senkte die Stimme. »Das hier ist ein ganz einzigartiger Buchladen. Manche Sachen hier sind schrecklich, aber die Leute, die ihn führen, sind sehr nett.«
    »Oh«, sagte ich. »Ähm, was führt Sie hierher?«
    Mrs Petrie zeigte auf die Regalwand mit den Gewürzen und Kräutern. »Weißt du, ich bin berühmt für meinen Kräutergarten«, sagte sie stolz. »Ich beliefere den Laden. Ich baue auch Kräuter für einige Restaurants in der Stadt an und für Nature’s Way, das Reformhaus in der Main Street.«
    »Oh, ehrlich? Das wusste ich gar nicht«, sagte ich verblüfft.
    »Ja«, sagte sie. »Ich habe gerade ein bisschen getrockneten Thymian gebracht und einige Kümmelsamen
vom Sommer. Jetzt muss ich mich aber beeilen. War schön, dich zu treffen, Liebes. Sag deinen Eltern einen schönen Gruß.«
    »Klar, mach ich«, sagte ich. »Wir sehen uns am Sonntag.« Ja, in der Tat. Erleichtert sah ich zu, wie sie durch die Tür verschwand.
    Ich war so beschäftigt mit all den unerwarteten Begegnungen, dass ich vergessen hatte, wie seltsam der Verkäufer beim letzten Mal gewesen war. Doch als ich mein Buch auf die Theke legte, spürte ich wieder seinen Blick auf mir ruhen. Wortlos nahm ich meine Geldbörse heraus und zählte das Geld ab.
    »Ich dachte mir, dass du wiederkommst«, sagte er leise und tippte mein Buch ein.
    Ich stand mit versteinerter Miene da, ohne ihn anzusehen.
    »Du trägst das Zeichen der Göttin«, sagte er. »Kennst du deinen Clan?«
    Überrascht starrte ich ihn an. »Ich gehöre keinem Clan an«, sagte ich.
    Der Verkäufer neigte nachdenklich den Kopf zur Seite. »Bist du dir da sicher?«
    Er reichte mir mein Wechselgeld und ich nahm es, dann schnappte ich mir mein Buch und verließ den Laden. Als ich den großen V-8-Motor von Das Boot anließ, dachte ich an die sieben großen Clans. Sie hatten sich in den letzten Jahrhunderten aufgelöst und existierten
an sich gar nicht mehr. Ich schüttelte den Kopf. Der einzige Clan, dem ich angehörte, war der Rowlands-Clan, da mochte der Verkäufer denken, was er wollte.
    Ich fuhr über Landstraßen nach Hause und ließ das feurige Laub zu einem Hintergrundbild verschwimmen, während ich in dem Tagtraum versank, dem ich immer öfter nachhing: dem ganz besonderen Augenblick, als Cal mich bei Mondschein ins Wasser getragen hatte. Fantasie und Erinnerung flossen zusammen, und ich war mir nicht einmal mehr ganz sicher, dass es wirklich passiert war.
     
    An diesem Abend machte Mary K. das Abendessen und ich war hinterher dran mit Aufräumen. Ich stand an der Spüle, wusch Töpfe ab, gab mich erneut meinem Tagtraum über Cal hin und überlegte, ob Bree und Cal sich heute nach der Schule getroffen hatten. Hatten sie sich schon geküsst? Bei dem Gedanken schnürte es mir die Brust zu, und ich befahl mir innerlich, mich nicht länger zu quälen.
    Warum war Cal in mein Leben gekommen? Ich konnte nicht anders, als immer wieder darüber nachzudenken. Es kam mir vor, als wäre er aus einem bestimmten Grund hier. Hoffentlich war es nicht irgend so eine grausame karmische Revanche.
    Ich schüttelte den Kopf und quetschte Seifenschaum durch meine Finger. Reiß dich zusammen, dachte ich
und machte mich daran, die Teller in die Spülmaschine zu stellen.
    Der Verkäufer hatte mich gefragt, welchem Clan ich angehörte. Er hätte mich genauso gut fragen können, von welchem Planeten ich käme. Es war ja doch wohl eindeutig, dass ich nicht von einem der sieben großen Clans abstammte, obwohl die Vorstellung durchaus ihren Reiz hatte. Es wäre so, als würde man herausfinden, dass sein richtiger Vater ein berühmter Promi ist, der einen zurückhaben will. Die sieben großen Clans waren so etwas wie die Promis von Wicca, sie besaßen angeblich übersinnliche Kräfte und waren verbunden durch eine endlos weit zurückreichende gemeinsame Geschichte.
    Ich sortierte die Gläser in den oberen Korb der Geschirrspülmaschine. In meinem Buch stand, die sieben Clans hätten sich so lange vom Rest der Menschheit ferngehalten, dass sie tatsächlich einen anderen, ganz charakteristischen

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