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Das Buch der Schatten 2

Das Buch der Schatten 2

Titel: Das Buch der Schatten 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiernan Cate
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dortige Melderegister ansehen. Ich musste einen Blick in die Lokalzeitungen werfen.
    Zwei Minuten später hatte ich mir meine Jacke geschnappt, saß in Das Boot und war auf dem Weg in die Bibliothek. Von den drei öffentlichen Bibliotheken von Widow’s Vale hatte nur die größte in der Innenstadt am Sonntag geöffnet. Ich schob mich durch die Glastür und eilte, ohne zu zögern, hinunter in den Keller.

    Dort war sonst niemand. Der Keller war leer, bis auf unendliche Reihen Bücher, alte Zeitschriften, Stapel mit Büchern, die repariert werden mussten, und vier hässliche schwarze und holzgemaserte Mikrofiche-Lesegeräte.
    Komm schon, komm schon, dachte ich, während ich hektisch die Mikrofiche-Bestände durchsuchte. Ich brauchte zwanzig Minuten, um die Schublade mit den alten Ausgaben des Meshomah Falls Herald zu finden. Weitere ermüdende fünfzehn Minuten, um das richtige Datum zu finden, von meinem Geburtstag ausgehend ungefähr acht Monate später. Schließlich holte ich einen Umschlag heraus, schaltete ein Mikrofiche-Lesegerät ein und setzte mich.
    Dann schob ich den Mikrofiche in die Halterung und drehte am Knopf.
    Fünfundvierzig Minuten später rieb ich mir den Nacken. Ich wusste jetzt mehr über Meshomah Falls, New York, als irgendjemand womöglich wissen wollte. Es war eine bäuerliche Gemeinde, kleiner und noch langweiliger als Widow’s Vale.
    Über Maeve Riordan hatte ich nichts gefunden. Keine Todesanzeige, keinen Nachruf, nichts. Eigentlich war das auch nicht besonders überraschend. Ich sollte mich wohl an die Vorstellung gewöhnen, dass ich nie etwas über meine Vergangenheit erfahren würde.
    Es gab aber noch zwei weitere Mikrofiche zum Anschauen.
Mit einem Seufzer setzte ich mich wieder an das verhasste Gerät.
    Diesmal fand ich den Artikel fast auf Anhieb. Die Härchen in meinem Nacken stellten sich auf, denn da war sie: Maeve Riordan. Ich erstarrte auf meinem Stuhl und scrollte zurück, um die Seite genau in die Mitte zu rücken, und spähte auf den Schirm. Eine bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Leiche wurde als Maeve Riordan identifiziert, die aus Ballynigel, Irland, stammte …
    Ich schnappte nach Luft und starrte auf den Bildschirm. War sie das?, überlegte ich wieder. Meine leibliche Mutter? Ich war noch nie in Meshomah Falls gewesen. Ich hatte meine Eltern nie darüber reden hören. Doch Maeve Riordan hatte dort gelebt. Und irgendwie war Maeve Riordan in Meshomah Falls bei einem Brand ums Leben gekommen.
    Überrascht stellte ich fest, dass ich unkontrollierbar zitterte, während ich blind auf den Bildschirm starrte. Rasch überflog ich die Kurznachricht.
    Am 21. Juni 1986 war in den Überresten einer niedergebrannten Scheune auf einer verlassenen Farm in Meshomah Falls die Leiche einer jungen Frau gefunden worden. Nach der Untersuchung zahnärztlicher Röntgenaufnahmen war die Leiche identifiziert worden als die von Maeve Riordan, die in Meshomah Falls ein kleines Haus gemietet und in einem Café in der Innenstadt gearbeitet hatte. Maeve Riordan, dreiundzwanzig
Jahre alt, ehemals aus Ballynigel, Irland, war in der Stadt nicht besonders bekannt gewesen. Eine weitere Leiche, die in den verkohlten Überresten der Scheune gefunden worden war, war als die von Angus Bramson identifiziert worden, fünfundzwanzig Jahre alt, ebenfalls aus Ballynigel. Es war nicht bekannt, warum die beiden sich in der Scheune aufgehalten hatten. Die Brandursache war ebenfalls ungeklärt.
    Der 21. Juni konnte in dem Jahr Litha gewesen sein – es variierte je nachdem, wann genau die Tagundnachtgleiche war. Aber was war mit einem Baby? Hier stand nichts von einem Baby.
    Mein Herz pochte schmerzlich in meiner Brust. Bilder von einem Traum, den ich kürzlich geträumt hatte, blitzten durch meinen Kopf: Ich war in einem grob umrissenen Raum, eine Frau hielt mich im Arm und nannte mich ihr Baby. Was hatte das alles zu bedeuten?
    Abrupt schaltete ich das Gerät aus. Ich stand so schnell auf, dass mir schwindlig wurde und ich mich an der Rückenlehne des Stuhls festhalten musste.
    Ich war mir fast hundertprozentig sicher, dass mich diese Maeve Riordan zur Welt gebracht hatte. Warum hatte sie mich zur Adoption freigegeben? Oder war ich erst nach ihrem Tod adoptiert worden? War Angus Bramson mein Vater? Wie war die Scheune in Brand geraten?
    Mit langsamen Bewegungen tat ich die Mikrofiche
wieder dorthin zurück, wo ich sie gefunden hatte. Dann ging ich, die Hände an den Schläfen, die Treppe hinauf und verließ die

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