Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)

Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
Vom Netzwerk:
lösten die Grenzen zwischen uns und der Welt auf und streckten die Hand aus nach unserem unsichtbaren Spion, so wie er oder sie die Hand nach uns ausstreckte.
    Allmählich spürte ich eine Person, die Gestalt einer Person, ein Energiemuster– und im nächsten Augenblick war es fort, wie ausgepustet, so schnell wie eine Kerze, ohne die geringste Rauchspur, die mich zu dem Muster hätte führen können. Ich schlug die Augen auf.
    » Interessant«, murmelte Hunter. » Hast du mitbekommen, wer es war?«
    Ich schüttelte den Kopf und löste meine Hand aus seinem Griff. Er senkte den Blick auf unsere Hände, als hätte er gar nicht gemerkt, dass wir einander festgehalten hatten.
    » Ich muss dir etwas sagen«, sagte ich, und dann erzählte ich ihm, dass ich gestern womöglich am Fenster von Cals Haus eine Kerze gesehen hatte.
    » Warum hast du mir das nicht gleich erzählt?«, fragte er und sah mich aufgebracht an.
    » Es war doch erst gestern Abend«, setzte ich an, um mich zu verteidigen. Dann hielt ich inne. Er hatte natürlich recht. » Ich… ich wusste nicht, was ich machen sollte«, sagte ich verlegen. » Ich dachte, vielleicht mache ich ein großes Geschrei um nichts und bin bloß paranoid.« Ich stand auf und entfernte mich vom Bett, wobei ich mir die Haare über die Schulter strich.
    » Morgan, das hättest du mir auf jeden Fall sagen müssen«, meinte Hunter und sein Kiefer zuckte vor Anspannung. » Es sei denn, du hast einen Grund, es mir zu verschweigen.«
    Was wollte er denn damit sagen? » Ja«, fuhr ich höhnisch auf. » Na klar. Ich stecke mit Cal und Selene unter einer Decke, und ich wollte es dir nicht erzählen, denn wenn ich mich der dunklen Seite ausliefere, dann will ich natürlich nicht, dass du das weißt.«
    Hunter sah aus, als hätte ich ihm eine geknallt, und stand schnell auf. Er ragte hoch über mir auf und auf seinen Wangen bildeten sich zornige rote Flecken. Er packte mich mit beiden Händen an den Schultern und ich fuhr mit weit aufgerissenen Augen vor ihm zurück und schlug seine Hände weg. Wir starrten einander an.
    » Mach nie wieder Witze darüber«, sagte er leise. » Das ist nicht lustig. Wie kannst du so etwas überhaupt sagen, nachdem du gesehen hast, was David Redstone durchgemacht hat?«
    Ich schnappte nach Luft und hatte sofort wieder die Bilder im Kopf und zu meinem Entsetzen traten mir Tränen in die Augen. Es war dumm und scheußlich gewesen, so was Hunter vor die Füße zu knallen, nachdem ich es selbst miterlebt hatte. Was hatte ich mir bloß dabei gedacht?
    Mit Bedacht trat Hunter einen Schritt zurück und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Ein Muskel an seinem Kinn zuckte, und ich wusste, dass er Mühe hatte, sich zu beruhigen.
    » Ich raste nie aus«, murmelte er, ohne mich anzusehen. » Meine ganze Arbeit, mein ganzes Leben konzentriert sich darauf, ruhig, objektiv und rational zu sein.« Dann schaute er auf, und seine Augen waren wie grünes Wasser, frisch und klar und schön. Ich war völlig gefangen von ihnen und mein Zorn löste sich rasch in Luft auf. » Was hast du bloß an dir, dass du mir so unter die Haut gehst? Warum bringst du mich so aus der Fassung?« Er schüttelte den Kopf.
    » Wir ecken manchmal ganz schön beieinander an«, sagte ich unbeholfen und sank wieder auf meinen Schreibtischstuhl.
    » Findest du?«, fragte er kryptisch. Er setzte sich wieder auf mein Bett, und ich hatte keine Ahnung, was ich darauf sagen sollte. » Okay«, sagte er dann. » Zurück zu der Kerze. Ich glaube, dass du etwas gesehen hast. Selenes Haus wurde innen und außen mit magischen Abwehrsprüchen, Verwirrsprüchen, Hemmsprüchen und so weiter belegt. Ein anderes Mitglied des Rates und ich haben nach dem Brand stundenlang daran gearbeitet, das Haus zu versiegeln und die negative Energie daraus zu vertreiben. Offensichtlich hat das nicht ausgereicht.«
    » Glaubst du, Cal oder Selene sind wieder da?«, fragte ich. Hatte ich Cal am Fenster gesehen, so nah?
    » Ich weiß nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, wie sie, nach allem, was wir gemacht haben, reingekommen sind. Aber ausschließen kann ich es nicht. Ich muss es überprüfen.«
    Natürlich. Er war Sucher. In dem Augenblick wurde mir klar, dass ich es ihm deshalb nicht hatte sagen wollen, falls es tatsächlich Cal war, den ich gesehen hatte. Selbst nach allem, was Cal getan hatte, wollte ich nicht, dass Hunter ihn fand. Ein Bild von David, wie er weinte und sich wand, als ihn seine magischen Kräfte verließen,

Weitere Kostenlose Bücher