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Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)

Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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und Erfahrung besaß als ich. Jetzt sah ich, dass auch sie Schwächen hatte.
    Da sah Alyce mich an und ich fühlte mich unvorbereitet. Ich war nicht wegen dieses Kreises hergekommen und ich hatte mir keine Frage zurechtgelegt. Welche Suche sollte ich nennen? Ich hatte so viele unbeantwortete Fragen: über Cal, Selene, Maeves magische Werkzeuge, meinen leiblichen Vater, Hunter, Bree… Wo sollte ich anfangen?
    » Nein, Liebes«, sagte Alyce leise. » Es geht viel tiefer.«
    Oh. Dann dachte ich an das Kreisritual bei Sharon zu Hause und da wusste ich es. » Meine persönliche Suche hat damit zu tun, wer und was ich bin«, sagte ich und wusste, als ich die Worte aussprach, dass es stimmte. » Neige ich eher zum Bösen, weil Woodbane-Blut durch meine Adern fließt? Werde ich doppelt so stark dagegen ankämpfen müssen wie andere? Wie kann ich lernen, Böses zu erkennen, wenn es mir begegnet? Bin ich… kann ich der Dunkelheit entkommen?«
    Ich spürte deutlich Alyce’ Anerkennung, dass ich die richtigen Fragen gefunden hatte, und Skys gereiztes Interesse und ihren leichten Schreck. Wir standen noch einen Moment da und hielten einander an den Händen, und ich spürte, wie die Kraft uns durchströmte, fast als würde ein elektrischer Strom von einer zur anderen laufen. Ich bin stark, dachte ich. Und ich habe gute Freunde. Hunter, Robbie, Bree, Alyce, sogar Sky– sie werden zu mir stehen und mir helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Einen Augenblick lang war dieses Wissen sicher und klar in meinem Bewusstsein und gab mir ein Gefühl des Trostes und des Friedens.
    Dann gingen wir drei Mal gegen den Uhrzeigersinn im Kreis, Alyce löste den Kreis auf und wir pusteten die Kerze aus.
    » Ich danke euch beiden«, sagte Alyce und machte sich daran, ihre rituellen Schalen fortzuräumen. » Jetzt ist meine Wohnung mit guter Energie gesegnet. Und wir haben alle drei in unserem Herzen Fragen gefunden, die beantwortet werden müssen, bevor wir weitermachen können.«
    » Wie finden wir die Antwort?« Sky klang frustriert.
    Alyce lachte. » Ich fürchte, das ist Teil der Frage«, antwortete sie freundlich.
    Wir blieben noch eine halbe Stunde in Alyce’ Wohnung, um zu reden und das Beisammensein zu genießen. Dann musste Alyce wieder in den Laden und Sky und ich verabschiedeten uns zögerlich.
    » Das war schön«, meinte Sky, als wir auf die Straße traten.
    » Ja.« Ich lächelte und genoss den Augenblick unkomplizierter Freundlichkeit.
    » Man sieht sich.« Sie ging die Straße runter zu ihrem Auto.
    Als ich den Motor von Das Boot anmachte, dachte ich über unser Kreisritual nach. Seltsamerweise hatte ich jetzt, da ich meine größte Sorge offen ausgesprochen hatte, mehr Angst als zuvor. Auf dem ganzen Heimweg blickte ich immer wieder über die Schulter, als könnte die dunkle Welle mir im Rückspiegel auflauern.
    Ohne es recht zu merken, ordnete ich mich so ein, als wollte ich die Route nach Hause nehmen, die an Cals altem Haus vorbeiführte. Erst in der letzten Sekunde merkte ich, was ich da tat, und wechselte wieder auf die andere Spur, was ein wütendes Hupkonzert auslöste. Ich winkte, um mich zu entschuldigen, und fuhr auf einem anderen Weg nach Hause. Ich wollte nicht an seinem Haus vorbeifahren. Nicht heute.

8
    Angegriffen
    Samhain 1975
    Letzte Nacht ist meine zwei Jahre dauernde Lehrzeit bei Amyranth zu Ende gegangen. Vieles hat sich in meinem Leben in den letzten fünf Jahren verändert. Wenn ich daran zurückdenke, wer ich war und was ich war, ist es, als erinnerte ich mich an ein anderes Leben, einen anderen Menschen. Wer und was ich heute bin, ist viel intensiver und erfüllender.
    Wir sind jetzt im Norden von Schottland, und der Ort ist so trostlos und abstoßend, wie ein Ort nur sein kann. Das Land hier ist wild, und ich liebe es, auch wenn ich weiß, dass es mir nicht bestimmt ist, hier zu leben. Doch hier sind wir, und meine Knochen saugen die magische Kraft auf, die an diesem Ort aus jedem Stein sickert.
    Vor zwei Jahren, als ich in Amyranth eingeführt wurde, hatte ich nur vage Gerüchte über die dunkle Welle gehört. Seither hat es, soweit ich weiß, drei Vorfälle gegeben, aber es war mir nicht erlaubt, daran teilzunehmen oder die Einzelheiten zu erfahren. Seit letzter Nacht ist das anders.
    Der Hexenzirkel, den wir genommen haben, war Wyndenkell, und er war älter als uns klar war. Mindestens 450 Jahre hatte er existiert. Ich kann mir das kaum vorstellen. In Amerika sind die meisten Hexenzirkel

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