Das Buch der Schatten - Böse Mächte: Band 6 (German Edition)
kaufte. Dort an Ort und Stelle beschloss ich, die Initiative zu ergreifen. Wenn wir unsere Freundschaft richtig kitten wollten, musste eine von uns in diesen Dingen mutig sein.
Am Nachmittag fuhren wir wieder nach Hause und am Abend kamen meine Tante Eileen und ihre Freundin Paula zum Essen zu uns. Tante Eileen, die jüngere Schwester meiner Mutter, ist meine Lieblingstante, und ich freute mich, die beiden zu sehen. Noch mehr freute ich mich darüber, zu hören, dass sie sich gut in ihrem neuen Haus einlebten. Sie waren vor Kurzem in die nahegelegene Stadt Taunton gezogen, und zuerst waren sie dort von ein paar Teenagern belästigt worden, die etwas gegen Lesben hatten. Zum Glück waren die Jugendlichen verhaftet worden, und die übrigen Nachbarn schienen sich ein Bein auszureißen, damit Tante Eileen und Paula sich dort wohl fühlten.
Gegen halb neun verabschiedete ich mich von ihnen und ging raus zu meinem Auto. Unser Hexenzirkel wollte das wöchentliche Kreisritual diese Woche einen Tag früher abhalten als sonst, weil einige am Samstagabend etwas mit ihren Familien vorhatten. Wir trafen uns bei Hunter und Sky.
Der tolle Tag war in einen gleichermaßen schönen Winterabend übergegangen. Ich hatte das Gefühl, seit Ewigkeiten die Sterne nicht mehr gesehen zu haben, und ich genoss ihren Anblick durch die Windschutzscheibe.
Morgan.
Augenblicklich hörte mein Herz auf zu schlagen, und ich stieg auf die Bremse, bis Das Boot nach rechts ausbrach und ich am Straßenrand zum Stehen kam. Als ich mich einigermaßen gefangen hatte, drehte ich mich panisch zum Rücksitz um und sah dann auf den Beifahrersitz, der natürlich genauso leer war. Diese Stimme. Rasch drückte ich sämtliche Knöpfchen, um die Türen zu verriegeln, und spähte hinaus in die Dunkelheit.
Es war Cals Stimme gewesen, Cal, der mich rief, wie er es schon so oft getan hatte. Eine magische Botschaft. Wo war er? Er suchte mich. War er in der Nähe? Mein Herz pochte wild, und Adrenalin schoss durch meinen Körper, sodass meine Hände am Lenkrad zitterten. Cal! Oh, Göttin. Wo war er? Was wollte er?
Als Nächstes schoss mir der Gedanke durch den Kopf, dass ich zu Hunter musste. Hunter wusste bestimmt, was ich tun sollte.
Ich blieb einen Augenblick still sitzen, bis das Zittern nachließ. Dann legte ich den ersten Gang ein und fuhr wieder auf die Straße. Ich warf meine Sinne mit so viel Macht aus, wie ich nur aufbrachte. Ich fuhr vorsichtig und versuchte, meine Gefühle und die Eindrücke, die ich empfing, zu deuten, doch von Cal war nichts zu spüren: keine Stimme, kein Bild, kein Herzschlag.
Cal. Die augenblickliche Reaktion meines Herzens entsetzte und ärgerte mich. Als ich seine Stimme gehört hatte, hatte mein Herz in gespannter Erwartung für einen Augenblick einen Satz gemacht. Wie dumm bist du eigentlich?, fragte ich mich wütend. Was für eine unglaubliche Idiotin?
Alle Sinne immer noch auf Alarm, bog ich in die Straße, in der Hunter und Sky wohnten, und parkte an dem dunklen, von Unkraut überwachsenen Bordstein vor dem Haus. Immer noch kein Hinweis von Cals Gegenwart. Doch konnte ich mir sicher sein, dass meine Sinne mich nicht trogen? Ängstlich ließ ich den Blick schweifen, dann duckte ich mich durch die Öffnung in der Hecke und ging den schmalen Pfad zu dem baufälligen Haus hoch.
Ein paar Schritte vor den Stufen hörte ich Stimmen und Gelächter, das von der hinteren Veranda nach vorne drang, und ich blieb kurz stehen, bevor ich mir ungeduldig den Weg durch welkes Gras und alte Schneehaufen bahnte, den abschüssigen Rasen hinunter und zu der Veranda hinter dem Haus. Hunter, dachte ich. Ich brauche dich. Dass ich Hunter nicht von der Kerze in Cals Haus erzählt hatte, war ein Fehler gewesen. Das hier musste ich ihm unbedingt gleich erzählen.
» Hey, Morganita!«, rief Robbie, und als ich aufschaute, sah ich, dass er über dem Rand der Veranda hing. Das Haus war in die Flanke eines steilen Hügels gebaut worden und vorne führten nur vier Stufen auf die Veranda. Doch hinter dem Haus wurde die Veranda von hohen Holzstützen getragen, denn hier fiel der Hügel jäh ab und ging in eine steile, felsige Schlucht über, die tagsüber wunderschön war und in der Nacht dunkel und unheilvoll.
» Hey«, rief ich. » Wo ist Hunter?« Ich hörte Brees Stimme und Jennas Lachen und roch den würzigen, tröstlichen Duft von Nelke, Zimt und Apfel.
» Hier!«, antwortete Hunter.
Ich schaute zu ihm hoch und schickte ihm eine Botschaft: Ich muss
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